Der Teufel im Märchen

Im Christentum ist der Teufel der Inbegriff des Bösen und wird als eigenständiges übernatürliches Wesen vorgestellt, das nicht unter unmittelbarer Herrschaft Gottes steht. Nach dieser Vorstellung ist der Teufel ein »gefallener Engel«, der zusammen mit seiner Gefolgschaft gegen Gott rebelliert hat. Er wurde von Erzengel Michael und seinen Engeln besiegt und dann zur Strafe aus dem Himmel auf die Erde geworfen (»Höllensturz«, siehe auch Drache), wo er fortan unter den Menschen wandelt und Zwietracht sät.

Himmelssturz, Illustration von Gustave Doré zu John Miltons Paradise Lost
Satan stürzt aus dem Himmel, Illustration von Gustave Doré zu John Miltons Paradise Lost, 1866

Zur christlichen Vorstellung vom Teufel gehört außerdem, dass er vom Menschen angerufen und durch Schließung eines Pakts zur Hilfe veranlasst werden kann. Andere Namen des Teufels sind u.a. Antichrist, Beelzebub, Luzifer und Satan; dazu kommen Umschreibungen wie »der Leibhaftige, »Gottseibeiuns« und »Höllenfürst«. Diese werden verwendet, um den Teufel nicht beim Namen nennen zu müssen. Denn die Nennung seines Namens gilt manchen als gleichbedeutend mit dem Anrufen des Teufels (sprichwörtlich: »Wenn man vom Teufel spricht…«).

Teufelspakt und Hexenwahn

Im Mittelalter stellte man sich den Teufel als Tier (Kröte, Katze, Hund, Wolf, Bär) oder Mischwesen (Drache, aufrecht gehende Gestalt mit Hörnern, Hufen, Schwanz) vor. Die im Mittelalter verbreitete Lehre vom Teufelspakt hatte großen Einfluss auf den Hexenwahn des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit. Die Figur des Teufels, vor allem aber das Motiv des Teufelspaktes wurde und wird immer wieder in der Literatur aufgegriffen.

Auch in Märchen und Sagen ist der Pakt mit dem Teufel ein wichtiges Motiv, das hier meist auf eine einfache Form reduziert ist: der Teufel bietet dem Märchenhelden Geld und Gut, wenn der ihm dafür seine Seele verschreibt. Typischerweise kann der Arme, der den Pakt aus der Not heraus eingegangen ist (oft ein entlassener Soldat), den Teufel am Ende überlisten (Märchen vom dummen Teufel). Manchmal wird ein dämonisches Wesen im Märchen nicht ausdrücklich als Teufel benannt, sondern es ist etwa von einem kleinen, grauen Männlein die Rede; jedoch legen die Umstände nahe, dass diese Figur für das Böse oder eben den Teufel steht. Ein bekanntes Beispiel ist das Rumpelstilzchen, das zwar scheinbar listig vorgeht, um das Kind der künftigen Königin in seine Gewalt zu bekommen. Doch dann begeht es die Dummheit, in seiner Vorfreude auf die junge Seele seinen Namen auszuplappern.

Illustration von Richard Flockenhaus zu dem Märchen Der Bauer und der Teufel
Der Bauer und der Teufel. Illustration Richard Flockenhaus (Die schönsten Märchen der Brüder Grimm, Verlag Jugendhort, Berlin, 1910)

In schwankartigen Märchen tritt der Teufel oft als Drohfigur auf, mit der ein Reicher, Geiziger oder Scheinheiliger hereingelegt wird. Eine weitere Gruppe von Märchen handelt vom Besuch des Märchenhelden in der Hölle, bei dem ebenfalls der Teufel als böse aber dumm dargestellt wird. Hexen und böse Zauberer sind ebenfalls als Verkörperungen des Bösen (Teufel) anzusehen. Im Kunstmärchen tritt der Teufel als komplexere Gestalt auf, die dem Helden entsprechend mehr abverlangt (z.B. Peter Schlemihls wundersame Geschichte, A. v. Chamisso; Die Elixiere des Teufels, E.T.A. Hoffmann).

Auswahl von Teufelsmärchen

Teufelspakt (Märchen von dummen Teufeln)

Soldat und Teufel

Schwankmärchen mit Teufel

Besuch beim Teufel

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