Der Bärenhäuter

Der Bärenhäuter ist ein Märchen der Brüder Grimm, das im Prinzip seit der ersten Auflage in den Kinder- und Hausmärchen enthalten ist (KHM 101). Bis zur 4. Auflage hatte es jedoch den Titel Teufel Grünrock, der direkten Bezug nimmt auf das Hauptmotiv des Märchens: es handelt sich um ein Teufelsmärchen, in dem ein vom Schicksal Gebeutelter und von der Gemeinschaft Ausgestoßener einen Pakt mit dem Teufel schließt. Der Pakt fordert von ihm, sich nicht zu waschen, seine Nägel nicht zu schneiden und sich nicht kämmt.

Illustration von Arthur Rackham zu dem Märchen Der Bärenhäuter
Der Bärenhäuter. Illustration Arthur Rackham (The Fairy Tales of the Brothers Grimm, Constable, 1909)

Inhalt

Ein junger Mann lässt sich als Soldat anwerben, kämpft tapfer und immer an vorderster Front. Doch als der Krieg vorbei ist, steht er mittellos da, und auch seine Brüder wollen mit ihm nichts zu tun haben. Grübelnd lässt er sich unter einer Gruppe von Bäumen nieder, der Tatsache ins Auge blickend, dass er nun womöglich verhungern muss. Da steht auf einmal ein grün berockter Mann vor ihm, eigentlich respektabel aussehend, jedoch mit einem hässlichen Pferdefuß. Der Unbekannte scheint genau zu wissen, was dem Burschen fehlt – nämlich Geld – und bietet ihm ungefragt so viel davon an, wie er nur durchbringen kann. Allerdings müsse er sich versichern, dass sein Geld gut angelegt sei.

Als erstes muss der Bursche seine Furchtlosigkeit beweisen, weshalb plötzlich ein Bär hervortritt. Der Bär ist für den ehemaligen Soldaten keine Herausforderung, er schießt das Ungetüm kurzerhand nieder. Doch die Bedingungen, die der Grünrock sonst noch stellt, haben es in sich: Der Bursche darf sich sieben Jahre nicht waschen, seine Nägel nicht schneiden, Bart und Haar nicht kämmen und außerdem kein Vaterunser beten. Stirbt er während dieser Zeit, gehört seine Seele dem Grünrock; andernfalls ist er frei und zudem reich, sein Lebtag lang. Seine Lage bedenkend schlägt der Soldat ein. Der Teufel häutet den soeben erlegten Bären (daher: Bärenhäuter) und hängt das Fell dem Soldaten als Mantel um. Immerhin findet sich in der Manteltasche das, was dem Soldaten bislang fehlte: jederzeit Geld soviel er benötigt.

Im ersten Jahr seines Pakts mit dem Grünrock (Bärenhäuter) lebt der Soldat noch recht sorglos. Doch dann beginnen die Menschen wegen seines verwahrlosten Aussehens vor ihm wegzulaufen. Da sein Seelenheil ihm nicht gleichgültig ist, gibt er den Armen Geld, damit sie für ihn beten. Auch im Wirtshaus zahlt er stets großzügig. Im vierten Jahr sieht er derart zum Fürchten aus, dass ein Wirt, bei dem er anklopft, ihn nicht einmal im Stall übernachten lassen will – er fürchtet, dass seine Pferde scheuen. Nur mit ein paar Dukaten kann der Zottelige den Wirt überreden, ihn in einem Hintergebäude unterzubringen; dazu muss er versprechen, sich nur ja von niemandem sehen zu lassen, damit das Haus keinen schlechten Ruf bekommt.

Nachts hört der Soldat im Nebenzimmer jemanden jammern. Da er, obwohl selbst ausgestoßen, noch immer ein mitleidiges Herz hat, geht er nachschauen. Ein alter Mann beklagt sein Schicksal. Er ist verarmt, kann nicht einmal mehr beim Wirt seine Rechnung begleichen, wofür man ins Gefängnis setzen wird. Und auch seine Töchter müssen darben. Dies ist nun ein Problem, dem der Soldat leicht abhelfen kann, was er auch tut. Der Alte will sich erkenntlich erweisen und lädt den Soldaten zu sich nach Hause ein. Er solle sich eine von seinen drei Töchtern als Frau aussuchen. Die beiden Älteren rennen schreiend weg, als sie das Scheusal sehen. Die Jüngste aber meint, wer ihrem Vater auf diese Weise geholfen hat, könne kein schlechter Mensch sein.

Darüber ist der Soldat sehr glücklich, auch wenn man es seinem dreckstarrenden, unrasierten Gesicht nicht ansehen kann. Er zieht einen Ring hervor und zerbricht ihn in zwei Hälften: eine für seine Braut, die andere für ihn selbst. Dann verabschiedet er sich, denn er muss noch drei Jahre wandern, so will es sein Pakt mit dem Teufel. Als auch diese Zeit um ist, geht er wieder an die Stelle, wo er den Grünrock einst getroffen hat. Der Teufel erscheint übelgelaunt, da er die Seele des ehemaligen Soldaten nicht bekommen konnte. Er muss ihn waschen, ihm Bart, Haare und Nägel schneiden, und gibt ihm seinen alten Rock wieder.

Währenddessen musste seine Braut sich drei Jahre lang den Spott ihrer beiden älteren Schwestern anhören. Doch als die Zeit um ist, erscheint vor ihrem Haus statt des lumpigen Gesellen ein stattlich gekleideter junger Herr in einer Kutsche. Er bittet den Vater, ihm eine seine Töchter zur Frau zu geben. Die beiden Älteren eilen in ihre Zimmer, um sich herauszuputzen. Als er mit der Jüngsten allein ist, gibt er sich durch den halben Ring zu erkennen. Die Schwestern packt der Neid, so sehr, dass sich die eine in den Brunnen stürzt und die andere sich erhängt. Mit diesem Ende kommt schließlich auch der Teufel auf seine Kosten, hat er doch nun zwei Seelen anstelle der einen, die ihm entgangen ist.

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