Des Teufels rußiger Bruder

Des Teufels rußiger Bruder ist ein Märchen der Brüder Grimm (Kinder- und Hausmärchen, KHM 100).

Inhalt

Ein mittelloser Soldat weiß nach seiner Entlassung aus dem Kriegsdienst nicht, wovon er leben soll. Da begegnet ihm im Wald ein kleines Männlein, das ihn als Knecht anwirbt: dann würde er sein Lebtag genug haben. Das Männlein ist niemand anders als der Teufel, was den entlassenen, hungrigen Soldaten aber auch nicht mehr schrecken kann. Er verdingt sich für sieben Jahre und unter recht merkwürdigen Abmachungen: er darf sich nicht waschen, seine Haare nicht kämmen und seine Haare und Nägel nicht schneiden. Seine Aufgabe besteht darin, die Feuer unter den Kesseln zu schüren und die Asche wegzubringen. Außerdem muss er versprechen, niemals in die Kessel zu schauen, in denen die Teufelsbraten schmoren. Der Soldat ist einverstanden und versieht seinen Dienst ganz zur Zufriedenheit seines Herrn. Irgendwann aber kann er seine Neugier nicht bezwingen und blickt in einen der Kessel. Dort sieht er seinen früheren Unteroffizier braten.

Illustration von Albert Weisgerber zu dem Märchen Des Teufels rußiger Bruder
Des Teufels rußiger Bruder. Illustration Albert Weisgerber (Grimms Märchen, Gerlachs Jugendbücherei, Wien und Leipzig, 1901)

»Aha! Vogel,« sprach er, »treff’ ich dich hier! du hast mich gehabt, jetzt hab’ ich dich!«

Und der Soldat schürt das Feuer und legt noch ein bisschen Holz nach. Zwei weitere Male blickt er in die Kessel und sieht dort seinen Fähnrich und seinen General. Er verfährt mit diesen Teufelsbraten genau wie mit dem ersten, schafft beim Fähnrich sogar noch einen Holzklotz extra herbei und heizt dem General mit dem Blasebalg ordentlich ein. Ansonsten hält sich der Soldat an alle Abmachungen mit dem Teufel: wäscht sich nicht, kämmt sich nicht, schneidet sich weder Haare noch Nägel.

Als die sieben Jahre rum sind, fragt ihn der Teufel, ob er seinen Dienst wohl recht ordentlich versehen habe. Er weiß natürlich, dass der Soldat gegen die Abmachung, nicht in die Kessel zu schauen, verstoßen hat. Doch er verzeiht ihm, weil er extra noch nachgelegt hat, anstatt Mitleid zu zeigen. Als der Teufel dem Soldaten seinen Lohn auszahlt, ist der zunächst enttäuscht: er bekommt seinen Ranzen mit Kehrdreck vollgeladen und muss außerdem versprechen, ungewaschen und verfilzt, wie er ist, nach Hause zu gehen. Fragen, wer er sei und woher er käme, muss er folgendermaßen beantworten: Er sei des Teufels rußiger Bruder und käme aus der Hölle.

Als der Soldat der Hölle entronnen in seinen Ranzen schaut, ist da drinnen lauter Gold. Er quartiert sich in einem Wirtshaus ein und wird in der Nacht vom Wirt bestohlen. Er geht zurück zur Hölle und beschwert sich beim Teufel. Nun wäscht und frisiert ihn der Teufel persönlich, schickt ihn wieder zum Wirt mit schönen Grüßen: er solle das Gold herausrücken, ansonsten müsse er anstelle des Soldaten in der Hölle Dienst tun. Der Wirt gibt dem Soldaten sein Gold zurück. Aller finanziellen Sorgen enthoben besinnt sich der Soldat darauf, dass er beim Teufel ordentlich musizieren gelernt hat, also musiziert er. Das gefällt dem König so gut, dass er ihm seine älteste Tochter zur Frau geben will. Die aber will lieber ins Wasser gehen, als des Spielmanns Frau zu werden. Ihre jüngste Schwester hingegen ist einverstanden. Dem Soldaten ist’s recht, zumal auch es auch für diese das halbe Königreich dazu gibt.

Motive

Das Motiv des mittellosen, abgedankten Soldaten, der sich mit dem Teufel einlässt, findet sich zum Beispiel auch in Bruder Lustig und Das blaue Licht beide Brüder Grimm) sowie bei Hans Christian Andersen, Das Feuerzeug. Ähnlich auch das Märchen vom Teufel und seiner Großmutter, in dem drei Deserteure einen Pakt mit dem Teufel schließen. Das Grimmsche Märchen Von einem, der auszog das Fürchten zu lernen ähnelt insofern, als auch dort ein Armer, aber im Herzen Reiner, die Verbindung mit dem Teufel nicht scheuen muss, um sein Glück zu machen. Den betrügerischen Wirt kennen wir unter anderem aus Tischlein deck dich. Symbolische Bedeutung haben natürlich auch die Normverletzungen — das Nicht-Waschen, Nicht-Kämmen, Nicht-Schneiden — die den Soldaten als nicht zugehörig zur zivilisierten Gesellschaft stigmatisieren. Und es ist der Teufel selbst, der den Soldaten selbst von diesen Stigmata befreit, als dessen Rückkehr in die Zivilisation wegen des betrügerischen Wirts zu scheitern droht.

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