Die dankbaren Tiere

Die dankbaren Tiere ist ein Märchen aus dem Erzählzyklus Le piacevoli notti (Die ergötzlichen Nächte, erschienen 1550-53) von Giovanni Francesco Straparola. Das Hauptmotiv ist das des Drachentöters (wie unter anderem in Die zwei Brüder, Brüder Grimm, und Der Kaufmann, G. Basile): der Märchenheld befreit ein Land von einem Drachen und rettet eine Prinzessin, die diesem als Opfer gebracht werden soll. Den Lohn für diese Heldentat versucht indes ein anderer einzustreichen, was jedoch die dankbaren Tiere verhindern können.

Inhalt

Eine arme Frau hat einen tüchtigen Sohn, Cesarino, der eines in einen dichten Wald gerät und dort in einer Felsgrotte Gruppen von jungen Löwen, Bären und Wölfen findet. Er nimmt von jeder Tierart ein Exemplar mit nach Hause und zieht die Jungen auf. Unter seiner Obhut wachsen Löwe, Bär und Wolf zu zahmen, gleichwohl starken Tieren heran, die in treu auf der Jagd begleiten. So kann Cesarino seiner Mutter und den drei Schwestern allezeit köstliches Wildbret vorsetzen, worüber die Nachbarn nicht wenig staunen. Doch irgendwann erzählt die Mutter einer neugierigen Nachbarin, was es mit dem Jagdglück ihres Sohnes auf sich hat, und diese erzählt es ihrem Mann. Cesarino weiß, dass er über kurz oder lang das ganze Dorf gegen sich haben wird. Also macht er sich, ohne der Mutter und den Schwestern Lebwohl zu sagen, mit seinen Tieren auf den Weg Richtung Sizilien.

Nachdem er eine zeitlang gewandert ist, entdeckt er in einer einsamen Gegend eine Einsiedelei, und da niemand zu Hause ist, macht er es sich mit seinen Tieren in der Hütte gemütlich. Als der Eremit schließlich heimkehrt, fürchtet er sich vor dem Löwen, dem Bären und dem Wolf, doch Cesarino bedeutet ihm, dass sie zahm sind und er keine Angst haben muss. Der Eremit teilt mit ihm sein Brot, und Cesarino bereichert das Mahl durch frisches Wildbret. Der Eremit erzählt, warum der Landstrich so wüst und leer ist: er wird seit Jahren von einem Drachen verwüstet, der überdies regelmäßig Menschenopfer verlangt. Und am nächsten Tag soll die schöne und tugendsame Königstochter an die Reihe kommen.

Cesarino und die dankbaren Tiere machen sich noch vor Tagesanbruch auf in Richtung Drachenhöhle. Dort wartet auch schon die Königstochter auf die Erfüllung ihres grausamen Schicksals. Doch Cesarino spricht ihr Mut zu und hetzt seine Tiere auf das Ungetüm, die es nach hartem Kampf zu Boden strecken. Cesarino haut dem Drachen den Kopf ab und schneidet seine Zunge heraus, die er sorgsam verwahrt. Die befreite Jungfrau indes lässt er stehen. Stattdessen begibt sich wieder zu seinem Freund, dem Einsiedler, dem er genau erzählt, was sich zugetragen hat.

Kurz darauf kommt ein Bauer an der Höhle vorbei und sieht den abgeschlagenen Drachenkopf dort liegen. Er erfasst sofort, welche Chance sich ihm da bietet. Er nimmt den Drachenkopf an sich und begibt sich schnurstracks zum Königshof. Bald hat er die allein nach Hause wandernde Königstochter eingeholt, die er begleitet, als wäre er ihr Retter. Und da alle Umstände für diese Interpretation sprechen, ist der König bereit, dem Bauern seine Tochter zur Frau zu geben. Ein großes Fest wird vorbereitet, und alle Frauen der Stadt sind eingeladen, der Braut ihre Referenz zu erweisen.

Zufällig ist auch der Eremit in der Stadt, sodass auch Cesarino von der bevorstehenden Hochzeit der Prinzessin mit dem vermeintlichen Drachentöter erfährt. Dem wird endlich klar, was für ein Dummkopf er war, die Jungfrau an der Drachenhöhle einfach stehen zu lassen. Der Eremit spricht für ihn beim König vor: der Bauer sei ein Betrüger, ein anderer habe den Drachen getötet. Er beschreibt Cesarino als einen ganz vorzüglichen Jüngling, sodass der König gern geneigt ist, ihn kennenzulernen – wirklich begeistert ist er von dem plumpen Bauern als Schwiegersohn nicht. Also erscheint Cesarino mit seinen drei Tieren bei Hof, in seiner Jagdtasche die Drachenzunge. Der König ihn fragt, wie er seine Behauptung, der Drachentöter zu sein, beweisen könne, schließlich habe ihm der Andere doch den Drachenkopf vorgelegt hat. Daraufhin fordert Cesarino den König auf nachzuschauen, ob sich in dem Kopf eine Zunge befindet. Natürlich fehlt sie – und Cesarino kann sie vorweisen.

Der Bauer wird enthauptet und Cesarino heiratet die Königstochter. Von der aufwendigen Hochzeitsfeier erfahren auch Cesarinos Mutter und die Schwestern. Sie reisen nach Sizilien, um an seinem Glück teilzuhaben, doch unterwegs übermannt sie der Neid und schließlich der Hass. So beschließen sie, Cesarino zu ermorden, und zwar mithilfe eines angespitzten und mit Gift bestrichenen Knochens, den sie unter Cesarinos Bettlaken schmuggeln wollen. Der böse Plan gelingt und Cesarino stirbt vor den Augen seiner Frau, als sie zu Bett gehen. Die Hofleute erkennen an der schwarz gefärbten und geschwollenen Wunde, dass er an Gift gestorben sein muss. Doch wie es scheint, kommt jede Hilfe zu spät.

Ein prunkvolles Begräbnis wird vorbereitet. Da die Mörderinnen fürchten, dass die zahmen, dankbaren Tiere sie am Ende verraten könnten, füllen sie deren Ohren mit Blei. So würden sie vom plötzlichen Tod ihres Herrn nichts mitbekommen, solange sie sich selbst noch wegen des Begräbnisses am Hof befinden. Doch beim Wolf waren sie nicht gründlich genug. Dieser hört auf einem Ohr zumindest noch soviel, dass es eine aufregende Neuigkeit gibt. Mit Zeichen und Gebärden macht er dies seinen Gefährten klar, die sich schließlich gegenseitig mit Klauen und Tatzen das Blei aus den Ohren kratzen. Nun hören sie vom Tod ihres Herrn und verstehen, warum er schon seit Tagen nicht bei ihnen war.

Sie laufen was sie können zum Leichenzug. Mit Zähnen und Klauen entkleiden sie den Leichnam und finden die Wunde. Daraufhin langt der Wolf mit seiner Tatze tief in den Rachen des Bären und holt etwas Bärenfett aus dessen Eingeweiden. Dieses streichen sie auf die Wunde und legen noch ein gewisses Kraut auf. Cesarino wird wieder lebendig. Alle jubeln, und auch die Mörderinnen jubeln mit, um sich nicht zu verraten. Doch als sich Cesarino nähern, strömt Blut aus seiner Wunde, woraufhin sie bleich werden. Der König schöpft Verdacht, und unter Folter gestehen sie ihr schändliches Tun. Sie werden hingerichtet, während Cesarino mit seiner Frau viele glückliche Jahre vergönnt sind.

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