Der Hahnenstein

Der Hahnenstein, auch Der Stein des Gockels, ist ein Märchen aus dem Pentameron von Giambattista Basile (erste Erzählung des vierten Tages). Clemens Brentano nahm eine bearbeitete Fassung (Das Märchen von Gockel und Hinkel) in seine italienischen Märchen auf.

Illustration von Warwick Goble zu dem Märchen Der Hahnenstein aus dem Pentameron von Giambattista Basile
Der Hahnenstein. Illustration Warwick Goble (Stories from the Pentamerone, Macmillan, 1911)

Inhalt

Ein armer, vom Unglück verfolgter Mann namens Aniello besitzt nichts weiter als einen verkrüppelten Hahn. Eines Tages ist der Hunger so groß, dass er sich entschließt, den Hahn zu verkaufen. Auf dem Markt wird er sich nach einigem Feilschen mit zwei übel aussehenden Gesellen handelseinig. (Die beiden sind Zauberer, was er natürlich nicht weiß.) Er soll den Hahn ins Haus der Beiden tragen und dort das Geld in Empfang nehmen. Auf dem Weg dorthin hört er, wie sie sich in Gaunersprache unterhalten (die er versteht, was wiederum sie nicht wissen). Sie freuen sich, was für ein Schnäppchen sie gemacht haben, denn in dem Kopf des Hahns befindet sich ein Zauberstein; aus dem würden sie sich einen Wunschring machen lassen. Aniello erkennt sofort, dass sich ihm hier die einmalige Chance bietet, sein Glück zu machen; in einer engen Gasse macht er abrupt kehrt und entkommt – mit seinem Hahn – den Zauberern.

Zu Hause dreht er dem armen Gockel den Hals um und findet in dessen Kopf tatsächlich den Zauberstein. Nun ist er derjeinige, der den Stein einfassen lässt, um ihn als Ring zu tragen. Und kaum steckt der Ring an seinem Finger, stellt er ihn auch schon auf die Probe: Er wünscht sich, wieder ein Jüngling von achtzehn Jahren werden. Umgehend fließt des Blut schneller durch seine Adern, er spürt neue Kraft in Armen und Beinen, seine weißen Haare erblonden und sein Mund füllt sich mit einem vollständigen und makellosen Gebiss. Anniello ziert sich nicht und fordert den Ring gleich noch einmal: ein prächtiger Palast soll her. Auch dieser Wunsch geht umgehend in Erfüllung, es fehlt weder an prächtiger Ausstattung, noch an Dienern, Pferden und Wagen.

Bald ist Anniello ein sehr angesehener Mann und sogar der König staunt angesichts der außergewöhnlichen Pracht. Seine Bewunderung ist so groß, dass er dem Herrn Anniello nur zu gern seine Tochter zur Frau gibt. Anniello hat nun alles, was sich ein Mann nur wünschen kann, bald auch eine kleine Tochter. Indes haben es die beiden Zauberer nicht aufgegeben, Anniello den Stein des Gockels wieder abzunehmen. Als Schwachstelle haben sie das Töchterchen ausgemacht. Daher fassen sie den Plan, als Kaufleute verkleidet bei dem kleinen Mädchen vorstellig zu werden, im Gepäck eine mit einem Uhrwerk ausgestattete Puppe, die Musik macht und tanzt. Wie erwartet ist die Puppe für das Mädchen unwiderstehlich. Als Preis verlangen die vermeintlichen Kaufleute nichts weiter, als für kurze Zeit den Ring des Vaters ausleihen zu dürfen, um einen Abdruck zu nehmen und dann einen fast gleichen machen zu lassen.

Das Mädchen becirct den Vater so lange, bis er ihr den Ring überlässt – nur ganz kurz, wie sie beide meinen. Dann gibt sie ihn heimlich gegen die Puppe an die Zauberer weiter, was sie umgehend bereut: mit einem Mal sind die Zauberer samt Ring verschwunden. Anniello, der gerade beim König zu Besuch ist, wird wieder zu dem alten, weißhaarigen und zahnlosen Mann, der er war, bevor der Stein des Gockels sein Leben auf den Kopf gestellt hat. Der König jagt ihn davon, und die Tochter gesteht ihm weinend, wie sich die Sache mit der Puppe zugetragen hat.

Anniello beschließt, so lange in der Welt herumzuwandern, bis er entweder tot ist oder seinen Ring wieder hat. Irgendwann landet er beim König der Mäuse und erfährt, dass die Gesuchten in einem gewissen Wirtshaus gesehen wurden. Er macht mit dem Mäusekönig einen Handel: einen Sack voll Käse und einen mit Pökelfleisch, wenn seine Mäuse ihm den Ring wieder beschaffen. Für die Mäuse ist es ein Leichtes, nachts ins Schlafzimmer des Zauberers einzudringen, der den Ring trägt. Eine Maus knabbert so lange an dem Ringfinger herum, bis der Zauberer, halb im Schlaf, den Ring abstreift, um das lästige Gefühl loszuwerden. Anniello ist glücklich, den Ring wiederzuhaben, und wünscht sich als erstes, dass die Zauberer zu Eseln werden. Denen lädt er die Säcke für den Mäusekönig auf. Er selbst kehrt, wieder jugendlich und kräftig, in seinen Palast zurück und nimmt seinen Ring seitdem nicht mehr vom Finger.

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