Der Eisenofen

Der Eisenofen ist ein Märchen der Brüder Grimm (Kinder- und Hausmärchen, KHM 127). Die dominierenden Motive des Märchens sind die Heirat einer Königstochter mit einem nicht-menschlichen Wesen (dem Eisenofen), der Tabubuch und die anschließende Suchwanderung der jungen Frau nach ihrem entschwunden Mann. Siehe auch Das singende, springende Löweneckerchen und andere dort genannte Märchen.

Illustration von Warwick Goble zu dem Märchen Der Eisenofen von den Brüdern Grimm
Der Eisenofen. Illustration Warwick Goble (The Fairy Book, Dinah Craik, Macmillan, 1913)

Inhalt

Eine schöne Königstochter verläuft sich im Wald und findet dort nach neun Tagen des Umherirrens einen Eisenofen. In diesem Eisenofen sitzt aber, was sie nicht weiß, ein Prinz, der von einer Hexe dort gefangen gehalten wird. Der Eisenofen verspricht, ihr helfen, damit sie wieder nach Hause zu findet. Sie müsse nur unterschreiben, dass sie ihn heiraten wird. Das würde ihr Nachteil nicht sein, denn er sei in Wirklichkeit ein größerer Königssohn, als sie eine Königstochter. Das Mädchen lässt sich auf den Handel ein. Sie verspricht zu tun, was der Eisenofen verlangt, nämlich mit einem Messer zurückzukommen, und wird von einem stummen Begleiter nach Hause geführt.

Natürlich hat sie keine Lust, einen Eisenofen zu heiraten. Sie berät sich mit ihrem Vater, dem König. Die beiden beschließen, die Tochter des Müllers in den Wald zu schicken, die auch sehr schön ist. Also versucht die Müllerstochter, ein Loch in den Eisenofen zu kratzen und zu schaben. Doch auch nach vierundzwanzig Stunden Kratzen und Schaben ist kaum ein Ergebnis zu sehen. Bei Tagsesanbruch sagt der Prinz in seinem Ofen: Mich däucht, es ist Tag draußen, worauf die Müllerstochter sich verplappert: …das däucht mich auch, ich meint ich hörte meines Vaters Mühle rappeln. Der Eisenofen schickt sie nach Hause, mit der Nachricht, die richtige Braut zu ihm zu schicken.

Die Königstochter und ihr Vater sind beunruhigt, doch zum Glück gibt es da noch die Tochter vom Schweinehirt, die sogar noch schöner ist als die Müllerstochter. Ihr ergeht es ähnlich wie dieser; mit dem Kratzen und Schaben kommt sie so gut wie gar nicht voran, und als der Tag anbricht, verplappert sie sich: …ich meint ich hörte meines Vaters Hörnchen tuten.

Der Königstochter bleibt nichts anderes übrig, als selbst in den Wald zum Eisenofen zu gehen. Nachdem sie eine Weile gekratzt und geschabt hat, ist tatsächlich ein kleines Loch im Ofen, und als sie durchblickt, sieht sie im Inneren tatsächlich einen schönen Prinzen. Sie strengt sich noch ein bisschen mehr an, und bald ist das Loch so groß, der Prinz herausklettern kann. Nun, da sie ihn erlöst hat, wollen sie heiraten. Die Königstochter bittet ihren Bräutigam, noch einmal nach Hause zu ihrem Vater gehen zu dürfen. Der Prinz erlaubt es, doch sie muss versprechen, nicht mehr als drei Worte zu reden.

Leider hat sie viel mehr zu erzählen und deshalb ist der Prinz samt Eisenofen verschwunden, als sie zurück kommt. Wieder irrt sie neun Tage im Wald umher, diesmal auf der Suche nach ihrem Bräutigam. Abends klettert sie auf einen Baum, um die Nacht dort zu verbringen, wo sie vor wilden Tieren geschützt ist. Von dort oben aus sieht sie in der Ferne ein Licht. Hoffnungsvoll begibt sie sich zu der Hütte. Doch als sie durchs Fenster blickt, sieht sie zwar einen schön gedeckten Tisch, aber an dem Tisch sitzen lauter Kröten, die noch dazu seltsame Sprüche von sich geben.

Die Königstochter klopft an und erzählt den Kröten ihre Geschichte. Die Kröten verraten ihr, wo sie ihren Liebsten findet. Dazu muss sie über einen gläsernen Berg, über schneidende Schwerter und über ein großes Wasser. Außerdem geben sie ihr magische Gegenstände, mit deren Hilfe sie die bevorstehenden Prüfungen meistern kann: drei Nadeln, ein Pflugrad und drei Nüsse. Die Nadeln steckt sie wieder und wieder in den Glasberg, um darüber zu klettern. Mit dem Pflugrad rollt sie über die schneidenden Schwerter. Schließlich gelangt sie dem Schloss des Königssohns, der inzwischen eine neue Braut hat.

Sie verdingt sich als Küchenhilfe, und als sie mit ihrer Arbeit fertig ist, öffnet sie eine der Nüsse, um sie zu essen. Doch darin ist ein wunderschönes Kleid. Die neue Braut will das Kleid kaufen, doch die Königstochter verlangt nichts anderes, als eine Nacht in der Kammer des Prinzen zu schlafen. Es wird ihr erlaubt, doch sicherheitshalber verabreicht die neue Braut dem Prinzen einen Schlaftrunk. So hört er nicht, wie sie weint und von dem Eisenofen erzählt, aus dem sie ihn befreit hat. Das gleiche wiederholt sich mit der zweiten Nuss. Erst in der dritten Nacht, vor der der Prinz den Schlaftrunk heimlich verschüttet, hört er und erkennt er seine frühere Braut. Sie heiraten und holen den alten König zu sich auf ihr Schloss.

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