Der arme Müllersbursch und das Kätzchen

Der arme Müllersbursch und das Kätzchen ist ein Märchen der Brüder Grimm (Kinder- und Hausmärchen, KHM 106). Ein ähnliches Märchen mit dem Titel La chatte blanche (Die weiße Katze) ist in den »Feenmärchen« der französischen Dichterin Marie-Catherine d’Aulnoy enthalten.

Illustration von Curt Liebich zu dem Märchen Der arme Müllersbursch und das Kätzchen
Der arme Müllersbursch und das Kätzchen. Illustration Curt Liebich (Frau Holle und andere Märchen, Abel & Müller Verlag, 1925)

Inhalt

Ein alter Müller ohne Anhang will seine Mühle einem seiner drei Knechte vermachen. Um den würdigsten Nachfolger zu finden, stellt er ihnen eine Aufgabe. Wer ihm das beste Pferd bringt, soll die Mühle haben. Die drei Knechte ziehen zusammen los, und als die Nacht kommt, legen sie sich in eine Höhle zum Schlafen. Doch die beiden älteren wollen den Jüngsten, den dummen Hans, loswerden, und machen sich heimlich davon, als der eingeschlafen ist.

Als Hans nächsten Morgen allein und verlassen aufwacht, wird er von einem bunten Kätzchen angesprochen: Wo er denn hin wolle? Hans erzählt von seinem Auftrag, ein schönes Pferd zu beschaffen. Die Katze bietet ihm an, ihr sieben Jahre als Knecht zu dienen, dann würde er zum Lohn ein Pferd bekommen. Hans folgt der Katze in ihr verwünschtes Katzenschloss, wo es ihm nicht schlecht ergeht. Er muss für die Katze jeden Tag Holz hacken, wozu er eine silberne Axt bekommt. Später bittet sie ihn, die Wiese zu mähen und ein kleines Haus zu bauen, auch dies mit silbernen Werkzeugen.

Als die sieben Jahre vergangen sind, fragt die Katze Hans, ob er die Pferde sehen wolle. Natürlich will er, schließlich hat die Katze ihm ein Pferd als Lohn versprochen. Im Stall der Katze stehen zwölf herrliche, blankgestriegelte Pferde. Die Katze gibt Hans eine kräftige Wegzehrung und entlässt ihn. Allerdings darf er sein Pferd nicht mitnehmen, sondern sie würde es ihm in drei Tagen bringen. Auch muss er in seinem alten, inzwischen zerschlissenen Arbeitskittel gehen, in dem er vor sieben Jahren gekommen ist.

Als er abgerissen und ohne Pferd in der Mühle ankommt, wird er von den beiden anderen Knechten ausgelacht. Die haben immerhin ein blindes bzw. ein lahmes Pferd aufgetrieben. Auch der alte Müller will ihn nicht an seinem Tisch haben, und so muss er mit dem Gänsestall vorliebnehmen. Natürlich glaubt ihm niemand, dass in drei Tagen sein Pferd nachkommen würde. Doch drei Tage später kommt in einer sechsspännigen Kutsche eine Königstochter vorgefahren, dazu ein siebtes Pferd, das für Hans bestimmt ist. Außerdem wird Hans von ihren Dienern gewaschen und in prächtige Kleider gesteckt. Der Müller spricht Hans die Mühle zu, doch die Königstochter, die niemand anderes ist als das bunte Kätzchen, sagt, er solle die Mühle und dazu auch das Pferd behalten. Dann nimmt sie Hans in ihre Kutsche und fährt mit ihm zu dem Häuschen, das er gebaut hat, das inzwischen aber ein Schloss voller Gold und Silber ist.

Motive

Der Anfang des Märchens erinnert an das weit bekanntere Märchen vom gestiefelten Kater: ein Müller überlegt, wie er sein Erbe aufteilen sein. Der jüngste Knecht bzw. der jüngste Sohn spielt die Rolle des Dummlings (oft Hans genannt wie bei Der arme Müllersbursch und das Kätzchen), dem niemand etwas zutraut und der offensichtlich benachteiligt wird. In beiden Märchen ist es eine Katze bzw. ein Kater, der dem Jüngsten hilft, seine unterprivilegierte Position zu überwinden (siehe auch Tiere im Märchen).

Während der Held in den meisten Dummlingsmärchen verschiedene Aufgaben lösen muss, emanzipiert sich der Müllersbursche in diesem Märchen, indem er der Katze dient, die seine zukünftige Frau ist. In der Version von Madame d’Aulnoy tritt das Motiv des Tierpartners als Erlöser und zugleich Erlösender deutlicher hervor. Dort muss der dienende junge Mann (bei d’Aulnoy ein Prinz) der Katze zum Schluss den Kopf abschlagen (vgl. Hans mein Igel, Froschkönig), um sie zu erlösen, auch sie die Dienste, die die Katze verlangt, stärker mit ihr als Person verbunden.

Die Rivalität zwischen den Knechten spielt in diesem Märchen, verglichen mit anderen Dummlingsmärchen, eine eher untergeordnete Rolle. Sie beschränkt sich darauf, dass die beiden anderen Knechte den jüngsten allein zurücklassen und ihn später ausgrenzen, als er ohne Pferd heimkehrt. Versuche, dem Hans den Gewinn auf betrügerische Weise streitig zu machen, gibt es dagegen nicht. Vergleiche dagegen Das Wasser des Lebens, Der goldene Vogel.

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