Der gestiefelte Kater

Der gestiefelte Kater ist ein Märchen der Brüder Grimm (Kinder- und Hausmärchen, nur erste Auflage; KHM 33a). In allen späteren Auflagen (bis zur Ausgabe letzter Hand, 1857) kommt das Märchen nicht mehr vor; zu offenkundig war, dass es sich nicht um ein »deutsches Märchen« handelte, sondern dass es französischen bzw. romanischen Ursprungs ist. Laut einer Notiz von Wilhelm Grimm wurde es den Brüdern von Jeanette Hassenpflug erzählt, die aus einer Hugenottenfamilie stammte. Tatsächlich folgt die Grimm’sche Fassung im Wesentlichen Charles Perraults Märchen La chatte botté. Bereits bei Giambattista Basile (Gagliuso) und Francesco Straparola (Constantino Fortunato) finden sich ähnliche Märchen von Katzen/Katern mit menschlichen Eigenschaften, allerdings ohne die so typischen Stiefel. Obwohl aus dem genannten Grund das Märchen den Brüdern Grimm suspekt war, ist es seit langem im deutschsprachigen Raum eines der bekanntesten Märchen und in den meisten Ausgaben enthalten.

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Illustration von Walter Crane zu dem Märchen Der gestiefelte Kater
Der gestiefelte Kater. Illustration Walter Crane (Puss in Boots, George Routledge & Sons, London, 1875)

Das Problem, das Erbe des Müllers aufzuteilen, ist auch die Ausgangssituation des Märchens Der arme Müllersbursch und das Kätzchen.

Inhalt

Ein Müller hat drei Söhne. Nach seinem Tod erbt der älteste die Mühle, der mittlere immerhin einen Esel, der jüngste jedoch nichts weiter als einen Kater. Während der zu kurz Gekommene noch über sein scheinbar nutzloses Erbe jammert (vielleicht taugt es als Pelzmütze?), tritt der Kater selbstbewusst vor ihn und spricht(!): ganz so unnützt sei er vielleicht doch nicht. Der Müllerssohn solle ihm nur einen Sack und ein Paar Stiefel beschaffen. Der erfüllt dem Kater den Wunsch, und dieser erweist sich prompt als so tüchtig, dass der arme Müllerssohn am Ende ein reicher und angesehener Mann wird.

Zunächst fängt der in seinem Sack Rebhühner, die er dem König überbringt — als Geschenk von seinem Herrn, einem angeblichen Grafen. Nachdem er den Müllerssohn (bzw. den Herrn Grafen) solchermaßen ins Gespräch gebracht hat, folgt der nächste Teil des Plans. Als der König eines Tages mit seiner Tochter eine Ausfahrt macht, weist der Kater den Müllerssohn an, ein Bad in einem Teich zu nehmen, an dem die Kutsche des Königs vorbeikommen wird. Die Kleider des armen Burschen versteckt der Kater gut. Dann beginnt er ein großes Geschrei, sein Herr, der Graf, sei beraubt worden. Der König lässt den hübschen Burschen, von dem er schon so viel Gutes gehört hat, königlich einkleiden.

Während nun der Müllerssohn mit dem König und der Prinzessin in der Kutsche sitzt, läuft der Kater voraus und schärft dem auf den Feldern schuftenden Landarbeitern Folgendes ein: Wenn der König fragt, wem denn all die Wiesen, Felder und Wälder gehören, dann sollen sie gefälligst antworten, sie gehörten dem Herrn Grafen! So geschieht es, und des Entzücken des Königs über den jungen Mann wächst. Das der Prinzessin erst recht. Tatsächlich gehören die Ländereien einem Zauberer (bei Perrault einem Oger, i.e. Menschenfresser), auf dessen Schloss Kater und Kutsche nun zusteuern.

Im Schloss, das er ebenfalls als Eigentum seines Herrn auszugeben plant, muss der Kater zunächst mit dem Zauberer fertig werden. Das gelingt ihm, indem er ihn bei seiner Zaubererehre packt. Scheinheilig zweifelt der Kater an, dass es dem Zauberer gelänge, sich wie behauptet in jedes beliebige Tier zu verwandeln. Er täuscht großes Staunen vor, als der Zauberer als Elefant und Löwe vor ihm steht. Aber ob er denn auch ein ganz kleines Tier werden könne? Eine Maus vielleicht? Der Zauberer kann, aber was der Kater am allerbesten kann ist Mäusefangen! Nun steht dem Empfang des Herrn Grafen, begleitet vom König und der Prinzessin, in seinem Schloss nichts mehr im Wege. Und so wird der zu kurz gekommene Müllersohn tatsächlich Graf und der Schwiegersohn des Königs noch dazu. Der gestiefelte Kater aber wird Minister.

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