Das Waldhaus

Das Waldhaus ist ein Märchen der Brüder Grimm (Kinder- und Hausmärchen, KHM 169, ab 4. Auflage). Drei Schwestern verirren sich nacheinander im Wald (vgl. Hänsel und Gretel) und finden Unterschlupf bei einem alten Mann, der mit drei Tieren im Haus lebt. Das Einprägsame am Märchen vom Waldhaus sind die Sprüche, die der alte Mann an die Tiere richtet, sowie deren Antworten.

Illustration von Arthur Rackham zu dem Märchen das Waldhaus von den Brüdern Grimm
Das Waldhaus. Illustration Arthur Rackham (Little Brother & Little Sister and other Tales by the Brothers Grimm, Dodd, Mead and Company, New York, 1917)

Inhalt

Ein armer Holzfäller möchte sich von seiner ältesten Tochter das Mittagessen in den Wald bringen lassen. Damit sie den Weg findet, streut er Hirse aus, doch die Vögel picken die Körner weg. Das Mädchen irrt den ganzen Tag im Wald umher und sieht schließlich, als es schon dunkel ist, in der Ferne ein Haus mit hell erleuchteten Fenstern. In dem Haus lebt ein alter, eisgrauer Mann in Gesellschaft von drei Tieren, einem Hühnchen, einem Hähnchen und einer Kuh, die gemütlich am Ofen sitzen. Auf die Bitte des Mädchens, die Nacht im Waldhaus verbringen zu dürfen, fragt der Alte die Tiere, was sie davon halten:

»Schön Hühnchen,
schön Hähnchen,
und du schöne bunte Kuh,
was sagst du dazu?«

Und die Tiere antworten »Duks«, was wohl ihr Einverständnis bedeutet, denn nun bittet der Alte das Mädchen, Essen zu machen. Also bereitet das Mädchen das Abendessen für sich und den Alten, denkt jedoch nicht an die Tiere. Nachdem sie gegessen haben, fragt sie nach dem Bett, um sich schlafen zu legen. Bevor der Alte ihre Frage beantwortet, melden sich die Tiere zu Wort:

»Du hast mit ihm gegessen, du hast mit ihm getrunken, du hast an uns gar nicht gedacht.
Nun sieh auch wo du bleibst die Nacht.«

Dann erklärt der Alte, sie solle die Treppe hochsteigen, dort sei die Schlafkammer mit zwei Betten. In das eine Bett könne sie sich schlafen legen, er würde später nachkommen. Das Mädchen schüttelt die Betten auf, legt sich nieder und schläft sofort ein. Als der Alte sie später schlafend findet, öffnet er eine Falltür, und das Mädchen landet im Keller.

Indessen sind der Holzfäller und seine Frau über den Verlust der Tochter sehr betrübt, was sie jedoch nicht daran hindert, die zweite Tochter mit der gleichen Aufgabe zu betrauen. Diesmal verwendet der Vater jedoch Linsen anstatt Hirse zur Wegmarkierung, denn er meint, dass die Linsen wegen ihrer Größe nicht so schnell weggepickt werden. Das erweist sich als Irrtum, sodass sich auch die zweite Tochter verirrt und wie ihre Schwester abends zum Haus des Alten gelangt. Auch sie denkt nicht an die Tiere und legt sich schlafen, ohne auf den Alten zu warten. Wie ihre Schwester wird sie von dem Alten durch die Falltür in den Keller befördert.

Schließlich trifft es auch die jüngste Schwester. Die Mutter ist zunächst dagegen, dass sie dem Vater das Essen in den Wald bringt; schließlich will sie nicht auch noch das letzte ihr verbliebene Kind — zudem ihre Lieblingstochter — verlieren, doch der Vater beruhigt sie: erstens sei die jüngste Tochter ein besonders kluges Mädchen und zweitens würde er dieses Mal Erbsen nehmen, die ganz sicher für die Waldvögel zu groß seien. Und wieder irrt sich der Vater. Die Erbsen sind verschwunden, das Mädchen verirrt sich und der Alte mit seinen Tieren bekommt wieder Besuch. Doch die Jüngste begeht nicht die gleichen Fehler wie ihre Schwestern. Sie bereitet das Essen zu und deckt den Tisch. Bevor sie sich zu dem Alten setzt, füttert sie die Tiere. Als es Zeit zum Schlafengehen ist, bedanken diese sich mit dem Spruch

»Du hast mit uns gegessen, du hast mit uns getrunken, du hast uns alle wohl bedacht.
Wir wünschen dir eine gute Nacht.«

Oben in der Kammer legt sich das Mädchen ins Bett, bleibt jedoch wach, bis auch der Alte kommt. Dann wünscht sie ihm eine gute Nacht und schläft ein. Am nächsten Morgen erwacht sie in einem prachtvollen Saal und wird von drei Dienern nach ihren Wünschen gefragt. Und anstelle des Alten liegt im Bett neben ihr ein schöner junger Mann. Er erwacht und erklärt ihr, dass er ein verwünschter Prinz (der Alte) war und sie ihn durch ihre Herzensgüte erlöst habe. Die drei Tiere sind die Diener, die sie eben gesehen habe. Der erlöste Prinz und das Mädchen heiraten, und auch die beiden im Keller versenkten Schwestern sind nicht verloren, sondern werden als Mägde zu Köhlern geschickt, auf dass sie sich bessern mögen.

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