Rapunzel

Rapunzel ist ein Märchen der Brüder Grimm (Kinder- und Hausmärchen, KHM 12). Ein sehr ähnliches Märchen (Märchentyp ATU 310: Jungfrau im Turm) ist schriftlich bereits in der Märchensammlung Pentameron (1636) von Giambattista Basile festgehalten (Petrosinella). Auch die Französin Marie-Catherine d’Aulnoy hat den Stoff in ihren Feenmärchen verwendet. Das Märchen Die weiße Katze beginnt zwar völlig anders, schwenkt dann aber in das Petersilien/Rapunzel-Märchen ein, indem die Vorgeschichte der weißen Katze – eine verzauberte Königstochter – erklärt wird.

Illustration von Arthur Rackham zu dem Märchen Rapunzel von den Brüdern Grimm
Rapunzel. Illustration Arthur Rackham (The Fairy Tales of the Brothers Grimm, Constable, 1909)

Inhalt

Ein Ehepaar wünscht sich lange vergeblich ein Kind. Als die Frau schließlich doch froher Hoffnung ist, blickt sie eines Tages aus dem Fenster in den Garten einer Fee. Da packt sie der Heißhunger auf die dort wachsenden Rapunzel (Rapünzchen, Feldsalat). Sie bittet ihren Mann, ihr heimlich etwas davon zu holen, was sich am nächsten Tag wiederholt. Beim zweiten Diebstahl ertappt ihn die Fee und fordert als Srafe sein ungeborenes Kind. Tatsächlich holt sie das kleine Mädchen gleich nach der Geburt von seinen Eltern ab. Sie nennt es Rapunzel.

Unter der Obhut der Fee wächst Rapunzel zu einem wunderschönen Mädchen mit langen goldenen Haaren heran. Im Alter von zwölf Jahren wird sie von der Fee in einen einsam im Wald gelegenen Turm gesperrt, der weder Tür noch Treppe hat. Um Rapunzel zu besuchen, klettert die Fee an deren langem Zopf bis zum Fenster herauf. Eines Tages beobachtet ein Prinz das seltsame Geschehen und ruft ebenfalls den Spruch, den er die Alte sagen hörte:

Rapunzel, Rapunzel
laß dein Haar herunter!

Der Prinz und das schöne Mädchen finden Gefallen aneinander, und von nun an stattet der Prinz ihr regelmäßig heimliche Besuche ab. In der allgemein verbreiteten und bekannten Fassung verrät sich Rapunzel eines Tages durch die Klage, die Fee sei viel schwerer den Turm hinaufzuziehen als der junge Königssohn. Einzig die ursprüngliche Fassung (von 1812) bietet eine plausiblere, wenn auch wenig »kindgerechte« Erklärung, wie die heimliche Beziehung ans Licht gekommen ist. In dieser Fassung sagt Rapunzel nämlich zur Fee:

„Sag’ sie mir doch Frau Gothel, meine Kleiderchen werden mir so eng und wollen nicht mehr passen.“

Die Fee schimpft Rapunzel ein gottloses Kind und schneidet ihr die schönen, langen Haare ab. Dann verweist sie die werdende Mutter in eine trostlose Gegend, wo sie mutterseelenallein Zwillinge zur Welt bringt. Dem Prinzen ergeht es ebenfalls schlecht. Als er nach der Entdeckung ihrer Liebschaft wieder auf den Turm steigen will, erwartet ihn oben nicht seine Liebste, sondern die erzürnte Fee. Verzweifelt stürzt sich der Prinz vom Turm, wobei er zwar nicht sein Leben, aber doch (wegen des Dornengestrüpps) sein Augenlicht verliert. Traurig irrt er durch den Wald, bis er irgendwann Rapunzel singen hört. Sie erkennt den Geliebten und weint über sein Schicksal bittere Tränen.

Zwei von ihren Thränen fallen in seine Augen, da werden sie wieder klar, und er kann damit sehen, wie sonst.

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