Die Küchenmagd

Die Küchenmagd (La schiavottella) ist ein Märchen aus dem Pentameron von Giambattista Basile. Es bildet die Grundlage von Clemens Brentanos Märchen von Rosenblättchen.

Inhalt

Der Baron von Dunkelwald hat eine Schwester, die fast noch ein Kind ist und am liebsten mit ihren Freundinnen im Garten herumtollt. Eines Tages entdecken die Mädchen im Garten eine frisch erblühte Rose und denken sich ein neues Spiel aus. Sie springen über die Rose, und wer es schafft, sie dabei nicht zu berühren, bekommt einen Preis. Nachdem fast alle es erfolglos probiert haben, ist Cilla, die Schwester des Barons, an der Reihe. Sie nimmt ordentlich Anlauf und schafft es — fast. Unbemerkt von den anderen schwebt ein einzelnes Rosenblatt zu Boden. Schnell nimmt das Mädchen das Blatt auf und steckt es sich heimlich in den Mund.

Sie bekommt ihren Preis, doch nach drei Tagen muss sie feststellen, dass ihr das Rosenblatt gar nicht bekommen ist: sie ist schwanger! Und für diese Schwangerschaft gibt es keine andere Erklärung als die, dass es von dem verschlungenen Rosenblatt kommen muss. Cilla versteckt ihre Schwangerschaft so gut als möglich und kommt schließlich mit einem hübschen Mädchen nieder. Sie nennt das Kind Lisa und bittet die Feen des Reiches zu sich. Alle kommen, um dem Töchterchen ihre Geschenke zu bringen. Doch eine Fee verstaucht sich auf dem Weg den Fuß und lässt ihren Ärger darüber an der jungen Mutter und ihrem Kind aus. Nach Feenart spricht sie eine Verwünschung aus. Im Alter von sieben Jahren wird Lisa durch einem Kamm sterben, die ihre Mutter ihr nach dem Kämmen versehentlich im Haar stecken lässt.

Es kommt alles wie von der Fee vorhergesagt. Cilla ist untröstlich über den Tod ihrer Tochter. Ihren zerteilten Körper lässt sie in sieben kristallene Kästen legen und diese in eine entlegene Kammer des Schlosses bringen. Niemand außer ihr hat Zugang zu dieser Kammer, und den Schlüssel dazu trägt sie immer bei sich. Doch schon bald ist sie von ihrem Kummer so ausgezehrt, dass sie nur noch ihren Bruder bitten kann, den Schlüssel sicher zu verwahren. Dann stirbt auch sie.

Der Bruder, der seine Schwester immer geliebt hat, tut alles, um ihren letzten Wunsch zu erfüllen. Doch er hat eine eifersüchtige Frau, die unbedingt dahinter kommen will, was es mit der geheimen Kammer auf sich hat. Als er eines Tages auf Reisen geht, nimmt sie den Schlüssel aus seinem Schreibtisch und öffnet das Zimmer. Sie sieht das schöne, tote Mädchen in den Kristallkästen und zerrt es hysterisch heraus. Dabei fällt dem Mädchen der verhängnisvolle Kamm aus dem Haar, und sie erwacht wieder zum Leben. Die böse Tante verprügelt das Mädchen und zieht ihr zerlumpte Kleider an. Nun muss Lisa als Küchenmagd arbeiten.

Nach einiger Zeit fährt der Baron zum Jahrmarkt und fragt alle Bewohner seines Schlosses, auch die kleine Küchenmagd, was er ihnen mitbringen soll. Die Küchenmagd äußert einen sonderbaren Wunsch: eine Stoffpuppe, ein Messer und ein Stück Bimsstein. Trotz widriger Umstände erfüllt der Baron auch Lisas Wunsch. Später beobachtet er sie in der Küche, wie sie mit der Puppe spricht, wobei sie sie mit einem Messer bedroht, das sie immer wieder an dem Bimsstein schärft. Sie erzählt der Puppe weinend und klagend alles, was ihr und ihrer Mutter widerfahren ist. Der Baron weiß nun, dass die Küchenmagd seine Nichte ist, aber auch, wie schlimm seine Frau dem Mädchen zugesetzt hat. Er verstößt seine Frau und vermählt seine Nichte mit einem Mann ihres Standes und ihrer Wahl.

Motive

Das Motiv des verbotenen Zimmers kennen wir aus Märchen wie Ritter Blaubart. Während dort die Jungfrauen von einem Mann (»Lüstling«) gemeuchelt werden, geht hier die Gewalt von Frauen aus. Die beleidigte, böse Fee, die als Rache für eine angebliche Benachteiligung ein unschuldigen kleinen Kind verflucht, kennen wir u.a. aus dem Grimmschen Märchen Dornröschen; die eifersüchtige Verwandte, die einen vergifteten Kamm als Waffe benutzt, tritt in Gestalt der Stiefmutter in Schneewittchen auf. Das Mädchen verarbeitet ihre Gewalterfahrungen, indem sie einer Puppe — keinem lebenden Menschen — davon erzählt und dabei gleichzeitig selbst mit Gewaltanwendung droht.

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