Tiermärchen
Sprechende Tiere oder Tiere, die »in Wirklichkeit« verwandelte Menschen sind ein typisches Merkmal von Märchen. Der Begriff Tiermärchen wird im engeren Sinn für solche Märchen verwendet, in denen Tiere als Helden der Geschichte auftreten. Da Tiere auch die Rolle des Gegenspielers oder eines Helfers übernehmen können (siehe Tiere im Märchen) ist also durchaus nicht jedes Märchen mit Tieren ein Tiermärchen (im engeren Sinn).

Typen von Tiermärchen nach Aarne und Thompson
Im Aarne-Thompson-Index stehen die Tiermärchen am Anfang (AATh 0 bis 299) und sind weiter unterteilt in
- Märchen mit Wildtieren, z.B. Katze und Maus in Gesellschaft, Der Zaunkönig, Der Zaunkönig und der Bär, Der Wolf und der Fuchs
- Märchen mit Wildtieren und Haustieren, z.B. Die drei kleinen Schweinchen (Wolf gegen Schweine), Der alte Sultan (Hund mit Katze gegen Wolf mit Wildschwein)
- Märchen mit Tieren und Menschen, z.B. Die Bremer Stadtmusikanten, Der alte Sultan (zwei Beispiele, in denen alt gewordene Haustiere von ihren Herren ausgemustert werden), Der Hund und der Sperling (der Sperling sorgt für den Hund, den sein Herr hungern ließ)
- Märchen mit Haustieren, z.B. Das Lumpengesindel
- Märchen mit sonstigen Tieren und Gegenständen (als Handelnde), z.B. Strohhalm, Kohle und Bohne, Vom Tode des Hühnchens
Die meisten Tiermärchen werden in einem schwankhaften Ton erzählt. Die Tiere sind stark typisiert, so etwa der schlaue Fuchs, der einfältige Wolf, das ängstliche und wehrlose Mäuschen usw. Der Übergang zur Fabel ist fließend, wobei dort eine eindeutige Moral dominiert, die manchmal explizit ausformuliert ist. Die Steigerung des Schwankhaften hin zum Grotesken findet sich bei den Fabeln nicht, wohl auch deshalb, weil kein Fabeldichter seinen Namen unter »alberne« Geschichten gesetzt hätte, ein Problem, dass sich für die anonyme Volkserzählung naturgenmäß nicht stellt.
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