Tischlein deck dich, Goldesel und Knüppel aus dem Sack

Tischlein deck dich, Goldesel und Knüppel aus dem Sack ist ein Märchen der Brüder Grimm (Kinder- und Hausmärchen, KHM 36). Ähnliche Geschichten erzählen die Märchen Die Flasche (Irische Elfenmärchen, übersetzt von den Brüdern Grimm) und Der Junge, der vom Nordwind das Mehl zurückhaben wollte (Norske Folkeeventyr). In Giambattista Basiles Pentameron ist die Geschichte als erstes Märchen des ersten Tages vertreten, wobei die Sprache weitaus deftiger ist (in Clemens Brentanos Italienischen Märchen: Das Märchen vom Dilldapp). Während der Esel bei den Grimms vornehm durch ein Zauberwort zum Ausscheiden von Golddukaten aufgefordert wird, heißt es bei Basile unverblümt »arre cacaurre« (also »kacke Gold«), was Brentano wörtlich übernimmt, aber nicht übersetzt. Die Begriffe Goldesel oder auch Dukatenscheißer haben sich etabliert für Besitztümer, die ohne oder mit wenig Arbeit hohen Gewinn abwerfen.

Illustration Alexander Zick zu dem Märchen Tischlein, deck dich, Goldesel, Knüppel aus dem Sack
Tischlein, deck dich, Goldesel, Knüppel aus dem Sack. Illustration Alexander Zick (Märchen für Kinder, Verlag Grote Berlin, um 1880)

Inhalt

Ein Schneider hat drei Söhne und eine einzige Ziege, deren Milch sie alle ernährt. Die Söhne müssen dafür sorgen, dass das kostbare Tier alle Tage gutes Futter hat. Eines Tages hütet sie der Älteste und fragt am Abend, ob sie satt sei. Darauf die Ziege:

Ich bin so satt,
ich mag kein Blatt.
Mäh, mäh.

Daheim aber antwortet die Ziege dem Vater auf die gleiche Frage:

Wovon sollt ich satt sein?
ich sprang nur über Gräbelein,
und fand kein einzig Blättelein.
Mäh, mäh!

Da wird der Schneider wütend und jagt seinen Sohn aus dem Haus. Das gleiche wiederholt sich mit den beiden jüngeren Brüdern. Schließlich muss der Schneider selbst die Ziege hüten und erkennt seinen Irrtum. Nun jagt er die Ziege aus dem Haus, der er zur Strafe vorher den Kopf geschoren hat.

Die Söhne sind unterdessen in der Fremde in die Lehre gegangen: der älteste bei einem Tischler, der mittlere bei einem Müller und der jüngste bei einem Drechsler. Als die Lehrzeit um ist, bekommt jeder von seinem Meister ein Geschenk von scheinbar geringem Wert, in dem jedoch Zauberkräfte stecken. Der Tischlergeselle bekommt ein Tischchen, das auf den Zauberspruch Tischlein deck dich die köstlichsten Speisen serviert. Der junge Müller bekommt einen Esel, der auf das Zauberwort Bricklebrit Goldstücke fallen lässt. Das Geschenk das Jüngsten macht weder satt noch reich, ist aber am Ende doch für alle von großem Nutzen: ein Sack mit einem Knüppel darin, der auf die Worte Knüppel aus dem Sack unliebsame Personen verprügelt.

Die beiden Älteren lassen sich auf dem Heimweg von einem Wirt übertöpeln, der das Tischlein deck dich und den Goldesel heimlich gegen einen ganz gewöhnlichen Tisch und einen ganz gewöhnlichen Esel vertauscht. Die Betrogenen merken es nicht einmal und blamieren sich daheim beim Vater, als sie das vermeintliche Wunder vorführen wollen. Zum Glück aber berichten sie ihrem jüngeren Bruder brieflich von dem schlitzohrigen Wirt, und als auch der seine Lehre beendet hat, holt er mithilfe seines Knüppels Tisch und Esel zurück.

Und die hinterhältige Ziege? Die verkriecht sich wegen ihres kahlen Kopfs in einen Fuchsbau, wo sie mit ihren roten Augen selbst dem Wolf und dem Bär Angst macht. Eine unscheinbare Biene aber sticht sie in den Kopf, woraufhin sie wie toll davonläuft. Seitdem hat sie keiner mehr gesehen.

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