Die Flasche

Die Flasche ist ein Märchen aus der Sammlung Irische Elfenmärchen von Thomas Crofton Croker (Fairy Legends and Traditions of the South of Ireland, 1825),
übersetzt von den Brüdern Grimm (Erstveröffentlichung 1826).

Inhalt

Das arme Pächterpaar Michael und Marie Purcell plagt sich auf kargem Land und kann doch nur gerade so die Kinderschar ernähren. Als ein schlechtes Jahr kommt, können sie die Pacht nicht mehr bezahlen und entschließen sich deshalb schweren Herzens, ihre einzige Kuh zu verkaufen. Am nächsten Markttag macht sich Michael mit der Kuh auf den weiten Weg nach Cork. Als er an den bröckelnden Mauern der Mourne Abbey vorbeikommt, klagt er:

»hätte ich nur die Hälfte des Geldes, das unter euch begraben liegt, so brauchte ich die arme Kuh nicht dahin zu treiben! [..]«

Etwas später führt ihn sein Weg über den Flaschenberg — der damals noch nicht so hieß –, wo ihn ein kleines Männchen anspricht, das ihm von Anfang an unheimlich ist: verschrumpeltes Gesicht (wie welker Blumenkohl), rote Augen, weiße Haare. Vor allem hat das Kerlchen etwas an sich, das Michael das Herz eiskalt werden lässt, wenn er ihn nur ansieht. Er versucht, den unangenehmen Begleiter abzuhängen, doch es gelingt ihm nicht. Schließlich schlägt der Kleine ihm einen wahren Kuhhandel vor. Michael solle seine Kuh nicht zum Markt führen, sondern sie ihm überlassen — gegen eine leere Flasche, die er aus seinem Mantel zieht. Trotz seiner Angst muss Michael über dieses Angebot lachen. Da nennt der Kleine ihn bei seinem Namen und prophezeit, dass seine Kuh stürzen wird, bevor sie nach Cork kommen, dass außerdem sehr viel Vieh auf dem Markts sein wird und er nur einen schlechten Preis erzielen kann.

Schließlich lässt sich Michael auf den Handel ein, wobei ihm vor allem vor seiner Marie bange ist. Die ist tatsächlich wie vom Donner gerührt, als er statt mit reichlich Geld mit einer leeren Flasche nach Hause kommt. Als sie aber, wie von dem hässlichen Wicht angeordnet, den Flur mit einem Büschel Heidekraut fegt, geschieht ein Wunder. Aus der Flasche steigen zwei kleine Geister, die ein Festmahl auffahren, wie es die Familie noch nie gesehen hat.

Eine Zeitlang leben sie ohne Sorgen und verkaufen von den überreichlichen Gaben, was sie selbst nicht benötigen. Das erweckt den Argwohn des Gutsherrn, der schließlich das Geheimnis der Flasche herausfindet. Lange weigert sich Michael, dem Gutsherrn die Flasche zu verkaufen. Doch irgendwann meint er, er sei inzwischen zu reich, um je wieder in Armut zu fallen. So überlässt er ihm die Flasche und bekommt dafür sein Pachtland als Eigentum.

Natürlich hat sich Michael verrechnet und ist bald wieder ein armer Mann. Er beschließt, noch einmal auf den Berg zu gehen und um eine neue Flasche zu bitten. Tatsächlich bekommt er eine. Doch als er sie zu Hause öffnet, steigen statt der dienstbaren Geister zwei Grobiane aus der Flasche, die ihn und seine Familie verprügeln. Nachdem er sich einigermaßen erholt hat, hat Michael seine Lektion gelernt. Er geht mit der neuen Flasche zum Gutsherrn, der natürlich interessiert ist. Die Grobiane verprügeln nun den Gutsherrn und die Seinen. Michael aber schickt sie nicht eher in die Flasche zurück, als bis er seine alte Flasche zurückbekommt. Und jener Berg heißt seitdem Flaschenberg.

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