Der Vogel Greif

Der Vogel Greif ist ein Märchen der Brüder Grimm (Kinder- und Hausmärchen, KHM 165, ab 3. Auflage), in allemanischem Dialekt. Das Märchen verbindet das Motiv der drei Brüder, deren jüngster für dumm gehalten wird (dummer Hans, siehe Dummling) mit der Wanderung zum Heim des Bösen (dem Greif), ähnlich wie in dem Märchen Der Teufel mit den drei goldenen Haaren.

Illustration von Robert Leinweber zu dem Märchen Der Vogel Greif von den Brüdern Grimm
Der Vogel Greif. Illustration Robert Leinweber (Kinder- und Hausmärchen, Deutsche Verlags-Anstalt, 1893)

Inhalt

Ein König hat ein einziges Kind, eine Tochter, die schwer krank ist. Eine Prophezeiung sagt, dass sie sich an Äpfeln gesund essen wird. Also lässt der König im ganzen Reich bekannt machen, dass derjenige, der sie mit seinen Äpfeln heilt, sie heiraten darf.

Das hört auch ein Bauer, der wunderschöne Äpfel und drei Söhne hat. Der älteste macht sich mit einem Korb rotbackiger Äpfel auf den Weg. Unterwegs trifft er ein mürrisches kleines Männlein, das ihn fragt, was in seinem Korb ist. Der Jüngling antwortet: »Froschschenkel«. Als er am Königshof das Tuch abnimmt, sind tatsächlich Froschschenkel drin. Er wird mit Schimpf und Schande fortgejagt. Das hält den mittleren Bruder nicht davon ab, es auch zu versuchen. Doch er macht den gleichen Fehler wie der erste. Auch er trifft das kleine Männlein, das ihn fragt, was im Korb ist. Er antwortet: »Schweineborsten«, und tatsächlich liegen Schweineborsten im Korb, als er ihn am Königshof vorzeigt.

Schließlich geht der jüngste Bruder, der dumme Hans, mit einem Korb Äpfel zum Königssohn. Als er unterwegs das kleine Männlein trifft, antwortet er auf dessen Frage wahrheitsgemäß: »Äpfel«, und dass sie für die kranke Königstochter sind. Im Gegensatz zu seinen Brüdern hat er am Königshof tatsächlich Äpfel vorzuweisen, und kaum das Königstochter davon gegessen hat, ist sie gesund.

Der König ist darüber hoch erfreut, doch dem Bauernjungen will er seine Tochter trotzdem nicht geben. Deshalb stellt er den Bewerbern eine neue, schwierige Aufgabe, nämlich einen Nachen zu bauen, der auf dem trockenen Land noch schneller vorankommt als auf See. Wieder versuchen sich zuerst wieder die Brüder vom dummen Hans an der Aufgabe. Der ältesten hat schon einen hübschen Nachen zusammengezimmert, als das bekannte kleine Männlein erscheint und fragt, was er da macht. Er antwortet: »Rührlöffel«, und schon liegen vor ihm lauter Rührlöffel. Dem zweiten Bruder ergeht genauso. Dann beginnt der dumme Hans, einen Nachen zu bauen. Auf die Frage des kleinen Männleins antwortet er wahrheitsgemäß und erklärt, was der Nachen können muss und warum. Darauf das Männlein: »So soll es sein«, und zum Erstaunen des Königs fährt der dumme Hans mit dem Nachen vor.

Die Königstochter bekommt er aber immer noch nicht. Die nächste Prüfung, die ihm der König auferlegt, besteht darin, einen Tag lang einhundert Hasen zu hüten. Wenn am Abend kein einziger fehlt, darf er die Königstochter heiraten. Auch diese Aufgabe kann der dumme Hans mit Hilfe des kleinen Männleins lösen. Das genügt dem König aber immer noch nicht. Nun verlangt er etwas schier unmögliches: er möchte, dass Hans ihm eine Feder vom Vogel Greif bringt.

Also macht sich Hans auf die Suche nach dem Vogel Greif. Unterwegs übernachtet er bei drei Menschen, die jeder ein großes Problem haben und meinen, der Vogel Greif wüsste die Antwort. Ein Schlossherr vermisst den Schlüssel zu seiner Schatztruhe. Der Herr eines anderen Schlosses hat eine sehr kranke Tochter, und niemand kennt die Ursache für ihr Leiden. Und ein Mann, der an einem großen Wasser die Leute auf die andere Seite trägt, möchte wissen, warum er das tun muss.

Schließlich kommt Hans zur Wohnung des Vogels Greif. Zum Glück ist gerade nur dessen Frau da, denn wie er von ihr erfährt, hat er Vogel Greif immer großen Appetit auf Menschenfleisch. Doch sie hat Mitleid mit ihm und verspricht ihm, sie nach den Dingen zu fragen, die er vom Vogel Greif wissen will. Dann versteckt sie ihn unterm Bett. Der Greif kommt nach Hause und riecht sofort Menschenfleisch, was Frau Greif im aber ausreden kann. Als er eingeschlafen ist, reißt Hans ihm eine Feder aus und hört zu, was der Greif seiner Frau im Halbschlaf über den verschwundenen Schlüssel, das kranke Mädchen und den Träger erzählt.

Dann macht er sich auf den Heimweg. Dem Träger sagt er, nachdem er am sicheren Ufer ist, dass er den nächsten Kunden einfach mitten im Wasser absetzen soll, denn von da an müsse der andere die Leute tragen. Dem Vater des kranken Mädchen sagt er, dass unter der Treppe eine Kröte aus den Haaren des Mädchens ein Nest gebaut hat. Wenn sie die Haare wiederbekommt, wird sie gesund. Zum Dank wird Hans reich mit Gold und Silber beschenkt. Noch mehr Gold und Silber und dazu Kühe, Schafe und Ziegen bekommt Hans von dem anderen Schlossherrn, nachdem er ihm verraten hat, wo der Schlüssel der Schatztruhe liegt.

So beladen erreicht er das Schloss des Königs, dessen Tochter er heiraten möchte. Als der Vater all die Sachen sieht meint er, dass er das auch haben müsse. Hans sagt ihm, er solle nur zum Vogel Greif gehen, denn der gäbe einem alles, was man wolle. Der König macht sich auf den Weg. Als er aber von dem Mann übers Wasser getragen wird, setzt der ihn in der Mitte ab — und von nun an muss der König ohne Ende die Wanderer von einer Seite auf die andere tragen. Hans aber heiratet die Prinzessin und wird König.

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