Der starke Hans

Der starke Hans ist ein Märchen der Brüder Grimm (Kinder- und Hausmärchen, KHM 166, ab 3. Auflage), siehe auch Der junge Riese (KHM 90).

Illustration von Anne Anderson zu dem Märchen Der starke Hans von den Brüdern Grimm
Der starke Hans. Illustration Anne Anderson (Grimm’s Fairy Tales, Collins, London, 1922)

Inhalt

Eine junge Frau wird zusammen mit ihrem einzigem Kind, dem zweijährigen Hans, beim Reißigsammeln von Räubern entführt. Fortan muss sie für viele Jahre den Räubern den Haushalt führen. Als Hans neun Jahre alt ist, beginnt er, nach seinem Vater zu fragen und sich mit den Räubern anzulegen. Anfangs ist er den Räubern noch unterlegen, doch ein paar Jahre später ist er so groß und stark, dass er die Räuber verprügelt, seine Taschen mit Gold und Silber füllt, und zusammen mit der Mutter aus der Räuberhöhle flieht. Sie finden ihr früheres Heim wieder und feiern mit dem Vater ein fröhliches Wiedersehen.

Doch bald ist dem starken Hans sein Elternhaus zu klein. Er lässt sich von seinem Vater einen zentnerschweren Spazierstock machen und zieht in die Fremde. Bald begegnet er im Wald einem grobschlächtigen Mann, der noch größer ist als er und der sich aus dem Stamm einer Tanne ein Seil gewunden hat. Ein so starker Mann kommt Hans als Reisekamerad gerade recht. Er nennt ihn den »Tannendreher« und zieht mit ihm gemeinsam weiter. Nach einer Weile hören sie ein Hämmern und Klopfen, von dem der ganze Erdboden erzittert. Sie gehen weiter und treffen den Urheber des Getöses: ein Riese der mit bloßer Faust Steinbrocken vom Felsen abschlägt, um sich daraus ein Haus zu bauen. Hans nennt ihn den »Felsenklipperer« und lädt ihn ein, sich ihnen anzuschließen.

Gegen Abend kommen die drei ein verlassenes Schloss, das ihnen als Domizil gerade recht ist. Sie kommen überein, dass jeden Tag zwei von ihnen auf die Jagd gehen (denn drei so riesige, starke Männer brauchen viel Fleisch), während der dritte daheim bleibt und kocht. Zuerst ist der Tannendreher dran mit Kochen, und wie er so kocht, kommt ein kleines, verschrumpeltes Männlein und möchte etwas von dem Fleisch haben. Der Tannendreher hat nur ein müdes »Pack dich« für das Männlein übrig und kann es kaum glauben, als der Kleine auf ihn losgeht und ihn mit bloßen Fäusten derart verprügelt, dass er sich kaum noch rühren kann. Weil ihm die Niederlage peinlich ist, sagt er den anderen beiden, als sie von der Jagd heimkommen, nichts von dem Zwerg. Am nächsten Tag muss der Felsenklipperer die gleiche Erfahrung machen, und auch er behält die unangenehme Begegnung für sich.

Am dritten Tag ist der starke Hans mit Kochen dran. Im Unterschied zu den beiden anderen gibt er dem Zwerg etwas von dem Fleisch ab, doch als der frech wird und noch mehr verlangt, gibt er ihm ein paar Hiebe. Der Zwerg flieht und wird von Hans verfolgt. Hans sieht, wie der Zwerg in einer Felsspalte verschwindet und merkt sich die Stelle. Als die beiden anderen zurück kommen, erzählt ihnen Hans von seinem Erlebnis. Nun gestehen sie, dass auch sie Besuch von dem Zwerg hatten, ihm aber kein Fleisch gegeben haben und deshalb übel von ihm verprügelt wurden.

Zusammen gehen sie zu der Felsspalte, um nachzuschauen, ob der Zwerg eventuell Schätze dort versteckt hat. Hans lässt sich von den anderen in einem Korb abseilen. Zu seiner Überraschung findet er neben dem Zwerg eine überaus schöne, aber traurig blickende, in Ketten gebundene Jungfrau. Hans erschlägt den Zwerg mit seinem Knüppel, woraufhin die Ketten der Jungfrau abfallen. Er setzt sie in den Korb und die beiden oben Wartenden ziehen sie nach oben. Als sie den Korb wieder herab lassen, ist Hans misstrauisch genug, sich nicht selbst in den Korb zu setzen. Er legt seinen Knüppel hinein, und tatsächlich: auf halber Höhe lassen die beiden Riesen den Korb fallen, was seinen sicheren Tod bedeutet hätte. Dank seiner Vorsicht hat er zwar überlebt, aber wie soll er nur wieder nach oben kommen?

Hans sieht am Finger des erschlagenen Zwergs einen Ring und setzt ihn sich selber auf. Es ist ein Wunschring, und so wird Hans von unsichtbaren Geistern wieder ans Licht befördert. Im Schloss findet er weder seine verräterischen Gefährten, noch die schöne Jungfrau. Noch einmal dreht er an dem Wunschring, und die Geister verraten ihm, dass sie mit einem Schiff übers Meer geflohen sind. Hans setzt ihnen hinterher, und dank seiner eigenen Kraft sowie der dienstbaren Geister, kann er das Schiff erreichen. Er wirft die beiden Riesen ins Meer und segelt mit der Jungfrau nach Haus zu seinen Eltern, wo sie heiraten.

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