De drei Vügelkens

De drei Vügelkens (Die drei Vögelchen) ist ein auf Plattdeutsch niedergeschriebenes Märchen der Brüder Grimm, das seit der ersten Auflage in den Kinder- und Hausmärchen enthalten ist (KHM 96).

Illustration von Otto  zu dem Märchen  drei Vügelkens von den Brüdern Grimm
De drei Vügelkens. Illustration Otto Ubbelohde (Kinder- und Hausmärchen, Turm-Verlag Leipzig, 1907-09)

Das Hauptmotiv ist das der neidischen Schwestern: ein junges Mädchen sagt im Scherz zu ihren beiden Schwestern, dass sie den König heiraten und ihm schöne Kinder schenken würde. Als dies tatsächlich eintritt, wird die von den Schwestern aus Neid verleumdet, fällt über Jahre in Ungnade und wird erst durch ihre inzwischen erwachsenen Kinder rehabilitiert. Ähnliche Märchen sind u.a. in den Geschichten aus Tausendundeiner Nacht und in der Sammlung von Straparola enthalten. In der Grimmschen Fassung spielen die titelgebenden Vögel die Rolle der Wahrheitsverkünder. Nur angedeutet ist das besondere Zeichen der Kinder (ein goldener bzw. roter Stern auf der Stirn), das sie als Königskinder ausweist. Die Befreiung der Mutter durch die erwachsenen Kinder (v.a. die Tochter) zeigt Motivverwandtschaft mit Das Wasser des Lebens. Viele weitere bekannte Märchenmotive werden angedeutet, aber kaum auserzählt.

Inhalt

Drei Schwestern hüten Kühe, als der König mit seinem Gefolge vorbei kommt. Aus Spaß zeigt die Älteste auf den König: den wolle sie heiraten und sonst keinen! Die beiden anderen machen das Spiel mit – sie wollen jeweils einen Minister als Mann haben.

Ein Höfling hört die Albernheiten der Mädchen und erzählt es dem König. Der lässt sie an den Hof rufen, wo sie wiederholen müssen, was sie zuvor am Keuterberg gesagt haben. Tatsächlich heiratet daraufhin die Älteste den König, und die andern beiden jeweils einen Minister. Als die Königin ein Kind erwartet, muss der König verreisen; daher bittet er die Schwägerinnen, sich um Frau und Säugling zu kümmern. Die Königin bringt einen hübschen Jungen zur Welt, der einen roten Stern auf der Stirn trägt. Die Schwestern sind ohnehin neidisch auf die Älteste, die mit dem Königin eine deutlich bessere Partie gemacht hat; überdies blieb ihnen beiden bisher die Freude der Mutterschaft verwehrt. Deshalb nehmen sie der jungen Mutter den Säugling weg und werfen ihn ins Wasser.

Zeuge ist ein Vögelchen, das ein Lied singt, welches ihnen Angst macht, ihre Untat könnte ans Licht kommen. Als später der König heimkehrt, erzählen sie ihm, die Königin hätte einen Welpen geboren, was dieser als von Gott gewollt hinnimmt. Bald erwartet die Königin wieder ein Kind und die Geschichte wiederholt sich: die Schwestern werfen das Kind, wieder ein Junge, ins Wasser und erzählen dem König, seine Frau hätte einen Hund geboren. Als sich die Sache ein drittes Mal wiederholt (diesmal mit einem kleinen Mädchen) und die Schwestern behaupten, die Königin habe eine Katze geboren, wird der König zornig und lässt seine Frau in den Kerker werfen.

Doch ihre Kinder sind nicht ertrunken. Ein Fischer hat sie alle aus dem Wasser gezogen und mit seiner Frau aufgezogen. Eines Tages erfährt der ältere Junge durch Hänselein seiner Gefährten, dass er ein Findelkind ist. Ohne zu zögern, zieht er los, um seinen Vater zu suchen. Er kommt an ein großes Wasser und sieht eine alte Frau dort fischen. Er grüßt sie höflich und sagt, sie werde wohl lange fischen müssen, bis sie etwas fängt. Darauf die Alte: er werde wohl lange wandern müssen, bis er seinen Vater findet. Und tatsächlich irrt der Junge lange umher, ohne seinen Vater zu finden. Als er nach einem Jahr immer noch nicht zu seinen Stiefeltern und Geschwistern zurückgekehrt ist, macht sich der Bruder auf den Weg. Ihm ergeht es nicht anders als dem Älteren.

Schließlich bricht die Schwester auf, um ihre Brüder zu suchen. Auch sie kommt zu der Alten am Wasser und grüßt sie höflich wie es zuvor ihre Brüder getan haben. Außerdem wünscht sie ihr Gottes Hilfe bei ihrem Versuch, Fische zu fangen. Das stimmt die Alte freundlich; sie trägt das Mädchen übers Wasser, gibt er eine Rute und beschreibt genau, welchen Weg sie einschlagen muss und wie sie ihre Brüder finden kann. Wie von der Alten beschrieben begegnet sie einem großen, schwarzen Hund, an dem sie, ohne ihn anzuschauen, vorbeigeht.

Sie kommt zum Schloss, geht zum Tor hinein und hinten wieder heraus, wo alter ein Brunnen steht. Aus dem Brunnen wächst ein Baum und an dem Baum hängt ein Vogelkäfig samt Vogel. Das Mädchen nimmt den Vogel, außerdem ein Glas Wasser aus dem Brunnen, und macht sich auf den Rückweg. Wieder kommt sie an dem Hund vorbei, den sie mit der Rute schlägt, worauf dieser sich in einen Prinzen verwandelt. Dann findet sie tatsächlich ihre Brüder und kehrt mit ihnen sowie mit dem Prinzen nach Hause zu ihren Stiefeltern zurück. Den Vogelkäfig samt Vogel hängen sie an die Hauswand.

Wenig später geht der jüngere Bruder mit seinem Flitzbogen auf die Jagd. Dabei trifft er den König, der ihn fragt, wer sein Vater sei. Er antwortet, er sei der Sohn des Fischers, was der König nicht glauben mag – der Fischer hat seines Wissens keine Kinder. Zum Beweis führt der Jüngling den König zum Haus seiner Stiefeltern. Dort hört der König das Vögelchen singen, das in seinem Lied die ganze Geschichte über seine verlorenen Kinder offenbart. Er schließt seine Kinder glücklich in die Arme und nimmt sie mit auf sein Schloss. Dort wird endlich die unschuldig in den Kerker geworfene Mutter freigelassen, die durch die lange Haft schon sehr hinfällig ist, jedoch wieder frisch und schön wird, nachdem ihr die Tochter das Wasser aus dem Brunnen gereicht hat. Die Tochter heiratet den Prinzen.

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