Iwan Zarewitsch, der Feuervogel und der graue Wolf

Iwan Zarewitsch, der Feuervogel und der graue Wolf ist ein russisches Märchen, enthalten in der Sammlung Narodnye russkie skazki (1855-1863; Russische Volksmärchen) von Alexander Nikolajewitsch Afanassjew. Das Märchen ähnelt stark dem Grimmschen Märchen Der goldene Vogel, wobei im russischen Märchen der sagenumwobene Feuervogel die Rolle des goldenen Vogels übernimmt, der die Begehrlichkeit des Königs weckt. Als wohlgesonnener und kluger Helfer steht dem Zarensohn ein Wolf zur Seite (beim Goldenen Vogel ist es ein Fuchs), was als deutlicher Unterschied zum eindeutig negativen Image des Wolfs (dumm und gefährlich) im deutschen Märchen hervor sticht. Das Motiv des Zauberpferds findet sich unter anderem auch in der Geschichte vom Ebenholzpferd aus Tausendundeine Nacht.

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Iwan Zarewitsch reitet auf dem grauen Wolf, um den Feuervogel zu finden. Illustration von Iwan Bilibin
Iwan Zarewitsch, der Feuervogel und der graue Wolf. Illustration Iwan Bilibin

Inhalt

Ein König hat einen schönen Garten und in diesem Garten steht ein Baum, an dem goldene Äpfel wachsen. Als er feststellt, dass nachts jemand Äpfel stiehlt, legen sich die drei Königssöhne auf die Lauer. Die beiden älteren schlafen ein, doch Iwan, der jüngste, bekommt den Dieb zu sehen und — beinahe — zu fassen. Es ist der Feuervogel. Als Iwan versucht ihn zu fangen, gelingt es ihm nur, eine Schwanzfeder auszureißen. Die Feder beeindruckt den Zaren so sehr, dass er seine Söhne auf ihren edlen Pferde in die weite Welt hinaus schickt, um ihm den Feuervogel zu bringen. Jeder der drei reitet in eine andere Richtung.

An einem warmen Tag macht Iwan einmal Pause, um ein wenig zu schlafen. Als er aufwacht, ist sein Pferd verschwunden. Schließlich findet er die Knochen des edlen Tiers — komplett abgenagt. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als zu Fuß weiter zu gehen. Nach langem Wandern lässt er sich müde und traurig im Gras nieder. Da kommt ein grauer Wolf und fragt nach dem Grund für seine Traurigkeit. Iwan erzählt von seinem Pferd und dem Feuervogel, woraufhin der Wolf zugibt, dass er das Pferd gefressen hat. Doch mit dem Pferd hätte Iwan sowieso niemals zum Feuervogel gelangen können, denn der lebt viel zu weit weg. Zur Entschädigung für das Pferd bietet der Wolf Iwan an, ihn auf seinem Rücken zum Feuervogel zu tragen.

Viele Tage trägt der Wolf Iwan durch Wälder und über hohe Berge, bis sie schließlich zu einer Burg kommen, die von hohen Mauern umgeben ist. In einem Turm hinter der Mauer lebt der Feuervogel. Der Wolf erklärt Iwan, wo er ihn findet, und warnt ihn, dass er keinesfalls seinen Käfig berühren darf. Doch als Iwan den Käfig sieht, kann er nicht widerstehen. Denn der Käfig ist aus purem Gold und somit wie geschaffen für den Feuervogel. Als Iwan den Käfig berührt, strömen prompt die Wachen herbei, und Iwan wird zum Tode verurteilt. Allerdings wird ihm in Aussicht gestellt, sein Leben zu retten und dazu den Feuervogel zu bekommen, wenn er dem Burgherrn das Zauberpferd beschafft, welches im Schloss eines anderen Königs lebt.

Iwan macht sich also zusammen mit dem Wolf auf, um das Zauberpferd zu holen. Wieder verdirbt er es im letzten Moment, weil er nicht auf die Warnung des Wolfes hört, das goldene Zaumzeug des Pferdes anzurühren. Nun muss er, um sein Leben zu retten und das Zauberpferd zu bekommen, die schöne Tochter eines weiteren Nachbarkönigs entführen. Diesmal gelingt der Raub, doch Iwan ist wieder traurig.

Die Prinzessin ist so schön, dass er sie nicht gegen das Zauberpferd hergeben möchte, doch das braucht er, um den Feuervogel für seinen Vater zu holen. Der Wolf weiß auch diesmal Rat: er nimmt die Gestalt der schönen Prinzessin an, während sich die echte Prinzessin derweil am Waldrand versteckt. So kann Iwan mit Zauberpferd und Prinzessin entkommen, und als sie ein gutes Stück Vorsprung haben, nimmt der Wolf zum Entsetzen des fremden Königs wieder seine wahre Gestalt an und läuft Iwan hinterher. Dann nimmt er vorübergehend die Gestalt des Zauberpferd an, sodass Iwan auch noch den Feuervogel erbeuten kann.

Mit der Prinzessin, dem Zauberpferd und dem Feuervogel macht er sich auf den Heimweg. Bevor er nach Hause kommt, trifft er seine erfolglosen Brüder, die ihm sein Glück nicht gönnen. Sie ermorden ihn und wollen sich selbst als Eroberer des Feuervogels, des Zauberpferds und der schönen Prinzessin ausgeben. Doch der Wolf beweist ein letztes Mal seine Treue, indem er Iwan das Wasser des Lebens und das Wasser des Todes holt und ihn damit wieder zum Leben erweckt. Die beiden bösen Brüder aber reißt der Wolf in Stücke. Iwan bringt seinem Vater den Feuervogel und heiratet die schöne Prinzessin.

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