Die guten Tage

Die guten Tage ist ein kurzer Schwank aus der Sammlung von Francesco Straparola (Ergötzliche Nächte, 1550-53). Er handelt von einem begriffsstutzigen jungen Mann, der bei seiner verwitweten Mutter lebt und dieser einigen Kummer macht. Obwohl er den Sinn ihrer Ermahnungen nicht versteht, hört er doch auf ihre Worte und macht auf diese Weise sein Glück.

Inhalt

Die arme Witwe Lucietta hat einen einzigen Sohn, Lucilio, von dem sie gehofft hatte, er würde ihr im Alter eine Stütze sein. Doch zu ihrem Ärger liegt Lucilio üblicherweise bis Mittag im Bett, weshalb sie ihn ermahnt, seinen Lebenswandel zu ändern. Wozu vor allem gehört, frühmorgens aufzustehen und wachsam zu sein – nur wer das befolgt, kann ihrer Ansicht nach einen guten Tag haben.

Lucilio ist ein wahrer Dummkopf und versteht nicht den Sinn dessen, was die Mutter ihm sagt. Jedoch ist er ein folgsamer Sohn, der auf seine Weise die Worte der Mutter beherzigt. Um tatsächlich morgens der Erste und Wachsamste zu sein, steht er mitten in der Nacht auf und geht zum Stadttor. Dort legt er sich quer auf die Straße und wartet auf den neuen Tag. Just in dieser Nacht hatten drei Stadtbewohner draußen vor den Toren heimlich einen Schatz gehoben, den sie im Morgengrauen in ihre Häuser schleppen wollen. Um keinen Verdacht zu erregen, gehen sie einzeln.

Dabei laufen sie einer nach dem anderen Lucilio in die Arme, der auf einen guten Tag wartet. Der erste wünscht ihm einen guten Tag, worauf Lucilio erfreut ausruft: »Jetzt hab ich einen«. Womit er die guten Tage meint, aber natürlich interpretiert der Schatzräuber den Ausruf auf seine Weise und fühlt sich ertappt. Dem zweiten Gauner ergeht es ebenso, und beim dritten ruft Lucilio: »Jetzt hab ich alle drei«. Dann geht zurück in die Stadt (denn offenbar hat er sich vorgenommen, drei gute Tage zu bekommen). Die Schatzräuber meinen, er wolle sie beim Bürgermeister anzeigen. Also laufen sie ihm hinterher, um ihm ein Viertel des Schatzes anzubieten, wenn er dafür den Mund hält. Lucilio ist einverstanden und überzeugt davon, die glückliche Fügung hätte er seinem schlauen Plan zu verdanken. Seinen Anteil vom Schatz gibt er der Mutter, die dafür sorgt, dass sie und ihr schwachköpfiger Sohn von nun an tatsächlich bessere Tage haben.

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