Die beiden Kuchen
Die beiden Kuchen ist ein Märchen aus Giambattista Basiles Pentameron (siebte Geschichte des vierten Tages). Die Motive dieses Märchens sind aus vielen später entstandenen Märchensammlungen, insbesondere aus verschiedenen Märchen der Brüder Grimm, bekannt. Das Hauptmotiv ist das der ungleichen (Stief-)Schwestern, wenn auch die jungen Mädchen in diesem Fall Cousinen sind: die eine schön und herzensgut, die andere hässlich und boshaft. Ähnlich sind u.a. die Grimmschen Märchen Frau Holle (stärker noch bei Charles Perrault: Die Feen) und Die drei Männlein im Walde. Als Nebenmotiv tritt das Hüten der Gänse, ähnlich wie in Die Gänsemagd, auf, wobei hier der Bruder der Heldin die Gänse hüten muss. Das Motiv der aus dem Haar fallenden Perlen erinnert außerdem an die Gänsehirtin am Brunnen, die Perlen anstatt Tränen weint.
Inhalt
Zwei Schwestern haben jeweils eine Tochter. Die beiden Mädchen könnten unterschiedlicher nicht sein: Marziella ist wunderschön und von freundlichem, sanftem Wesen, Puccia dagegen ist ein Scheusal – von Angesicht wie auch von Herzen. Eines Tages schickt die Mutter Marziella zum Brunnen, um Wasser für die Suppe zu holen. Marziella bittet die Mutter um einen von den kleinen Kuchen, den sie am Vortag gebacken hat; sie möchte ihn zu einem Schluck Wasser am Brunnen essen. Diesen Wunsch erfüllt ihr die Mutter gern.
Als Marziella am Brunnen in den Kuchen beißen will, wird sie von einer alten Frau angesprochen, die um ein Stück von dem Kuchen bittet. Freundlich, wie Marziella ist, schenkt sie der Frau den ganzen Kuchen. Die Alte bedankt sich mit den Worten, sie würde die Sterne anflehen, dass Marziellas Atem künftig Blumenduft verströmt, dass beim Kämmen aus ihren Haaren Perlen und Granate rieseln und dass, wo ihr Fuß die Erde berührt, Blumen sprießen. Als Marziella am nächsten Morgen ihre Haare kämmt, fällt tatsächlich ein Perlenregen aus ihren Haaren. Sie ruft die Mutter und sammelt mir die Perlen ein. Die Mutter geht mit einem Teil davon zum Pfandhaus.
Als sie fort ist, kommt ihre Schwester zu Besuch, die mit großem Staunen sieht, wie Marziella mit dem Rest der Perlen beschäftigt ist. Arglos erzählt Marziella ihrer Tante von der alten Frau am Brunnen, der sie das Wunder offenbar zu verdanken hat. Die Tante wartet nicht auf die Heimkehr ihrer Schwester, sondern läuft schnurstracks nach Hause, um ihre eigene Tochter, ausgestattet mit einem kleinen Kuchen, zum Brunnen zu schicken. Natürlich verdirbt Puccia alles, indem sie die Bitte der alten Frau um ein Stück vom Kuchen mürrisch zurückweist. Entsprechend fallen die Wünsche aus, welche die Alte Puccia hinterher schickt. Beim Atmen Schaum vorm Mund wie bei einem Maultier, Läuse auf dem Kopf und stinkendes Unkraut, wo sie hintritt. Auch diese Wünsche gehen in Erfüllung, wie Puccia und ihre Mutter wütend feststellen müssen.
Währenddessen hält sich Marziellas Bruder Ciommo am Hof des Königs auf. Als das Gespräch auf schöne Frauen kommt, rühmt Ciommo die Schönheit seiner Schwester über alle Maßen. Der König wird neugierig schickt und einen Kurier los, um Marziella an den Hof rufen zu lassen. Da Marziellas Mutter gerade krank ist, bittet sie ihre Schwester, das schöne Mädchen auf der Fahrt übers Meer zu begleiten. Das lässt sich die Tante nicht zweimal sagen. Zusammen mit ihrer eigenen Tochter und Marziella besteigt sie das Schiff, und als sie mitten auf dem Meer sind, schubst sie heimlich über Bord. Doch anstatt zu ertrinken, wird Marziella von einer Sirene in ihr Reich entführt.
Am Hof des Königs angekommen, gibt die Tante ihre eigene Tochter als Marziella aus. Was Ciommo kaum glauben kann, jedoch hat er seine Schwester seit langem nicht gesehen, sodass der Schwindel nicht aufliegt. Der König wiederum ist so enttäuscht, dass Ciommo als Strafe für seine offenbar falschen Verprechungen Gänse hüten muss. Der bejammert seinen Abstieg und lässt die Gänse, nachdem sie sich satt gefressen haben, jeden Tag zum Strand laufen. Während er in einer Strohhütte auf den Abend wartet, kommt jedesmal Marziella aus dem Wasser gestiegen und füttert die Gänse mit Zuckerwerk und Rosenwasser. Wenn die Gänse abends in den Stall geführt werden, singen sie davon, dass sie von jemandem gepflegt werden, der schöner ist als Sonne und Mond.
Dies kommt irgendwann dem König zu Ohren, der zunächst Ciommo befragt, was es damit auf sich hat. Nachdem er keine befriedigende Antwort bekommt, folgt er dem Gänsehirten heimlich und beobachtet, wie dieser die Gänse am Meer sich selber überlässt, wie die schöne Marziella aus den Wogen steigt, die Gänse füttert und dann beginnt, ihre Haare zu kämmen, wobei Perlen über Perlen in den Sand kullern, während um ihre Füße herum Blumen aus dem Boden sprießen. Der König weckt den schlafenden Hirtin, der auf der Stelle seine Schwester erkennt.
Nun, Ciommo hat offenbar doch die Wahrheit über seine Schwester gesagt. Der König fragt sie, ob sie seine Frau werden will (natürlich will sie). Doch muss er sich noch etwas gedulden und am nächsten Tag mit einer Feile wiederkommen. Damit feilt er die goldene Fußfessel durch, mit der die Sirene Marziella an sich gebunden hat. Puccia wird aus dem Land gejagt und muss ihre Tage als Bettlerin fristen; ihre Mutter jedoch wird zum Tode verurteilt.