Der blaue Vogel

Der blaue Vogel ist ein Märchen von Marie-Catherine d’Aulnoy, veröffentlicht 1697, Originaltitel L’oiseau bleu. Die folgende Inhaltsangabe bezieht sich auf eine um 1970 bei Artia (Prag) erschienene Ausgabe (Übersetzung aus dem Tschechischen ins Deutsche).

Illustration von Warwick Goble zu dem Märchen Der blaue Vogel
Prinzessin Rose wird von einer Fee beschenkt. Illustration Warwick Goble (The Fairy Book, Dinah Craik, Macmillan, 1913)

Inhalt

Ein verwitweter König heiratet eine verwitwete Königin. Die Tochter des Königs, Prinzessin Rose, ist schön und sanftmütig. Die Tochter der Königin dagegen ist so hässlich und zanksüchtig, dass alle sie nur Prinzessin Kröte nennen. Der König hat ein zu weiches Herz, um seine Tochter vor dem Neid und der Boshaftigkeit von Stiefmutter und Stiefschwester zu schützen. Deshalb möchte er Prinzessin Rose schnellstmöglich verheiraten.

Die Königin hat sich jedoch in den Kopf gesetzt, dass die etwas ältere Prinzessin Kröte als erste heiraten muss. Ein geeigneter Kandidat ist in dem jungen, schönen König eines Nachbarstaates schnell gefunden. Die herausgeputzte Prinzessin Kröte wird ihm als schöne, kluge und tugendhafte Braut angepriesen, doch der junge Mann hat nur Augen für Prinzessin Rose. Durch Täuschung und Hinterlist gelingt es Kröte und ihrer Mutter, ihm ein Heiratsversprechen samt Ring abzuluchsen. In dem Glauben, seine geliebte Rose vor sich zu haben, entführt er Kröte in einer Kutsche aus dem Schloss. Zu spät erkennt er seinen Irrtum. Die Fahrt endet im Reich einer Fee, deren Patenkind Prinzessin Kröte ist. Die Fee besteht darauf, dass er sein Heiratsversprechen einlöst. Als er sich weigert, verwandelt sie ihn in einen blauen Vogel.

Prinzessin Rose sitzt derweil in einem abgelegenen Turm des väterlichen Schlosses bei Wasser und Brot. Der junge König sucht trotz seiner verzauberten Gestalt ihre Nähe und gibt sich ihr zu erkennen. Zwei Jahre lang besucht er sie jede Nacht. Jedesmal bringt er ein kostbares Schmuckstück als Geschenk mit, und dann reden sie die ganze Nacht. Während Prinzessin Kröte immer griesgrämiger wird — denn auch alle anderen potenziellen Freier suchen das Weite — ist nicht zu übersehen, dass die Gefangenschaft Prinzessin Roses Schönheit und Ausstrahlung nur noch verstärkt. Die böse Königin wittert Verrat und kommt dem Geheimnis der beiden Liebenden auf die Schliche. An dem Baum, auf dem der blaue Vogel sich immer niederlässt, bevor er zu Prinzessin Roses Fenster fliegt, lässt sie Hunderte scharfer Klingen anbringen, die den blauen Vogel bei seinem nächsten Besuch durchbohren. Noch im Fallen meint er, Prinzessin Rose habe ihn verraten, denn nur sie kannte sein Versteck.

Der blaue Vogel wird von seinem Patenonkel, dem Zauberer Merlin gerettet. Doch nur die Fee, die ihn verzaubert hat, kann ihm seine Menschengestalt zurückgeben. Obwohl er sich von Rose verraten glaubt, weigert er sich weiterhin, Prinzessin Kröte zu heiraten. Merlin und die Fee einigen sich darauf, dem König seine Menschengestalt zurückzugeben und ihm ein paar Monate Bedenkzeit einzuräumen. Während dieser Zeit soll Kröte als seine Braut auf seinem Schloss wohnen. Ist er nach Ablauf der Frist noch immer nicht bereit, sie zu heiraten, muss er die vollen sieben Jahre als blauer Vogel leben.

Rose ist inzwischen Königin, denn ihr Vater ist vor Kummer und die Stiefmutter vor Wut gestorben. Sie regelt die wichtigsten Dinge in ihrem Reich und macht sich auf den Weg zu ihrem Liebsten. Mithilfe dreier Zaubernüsse, die ihr eine gute Fee geschenkt hat, und Kraft ihrer Liebe und Treue wird am Ende alles gut. Die beiden Liebenden halten Hochzeit, und Prinzessin Kröte wird in eine echte Kröte verwandelt.

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