Undine
Undine ist eine Märchennovelle von Friedrich de la Motte Fouqué, veröffentlicht 1811. Die Geschichte ist Grundlage für die gleichnamige Oper von E.T.A. Hoffmann, für die de la Motte Fouqué das Libretto schrieb. Fouqués Undine-Bild ist das der leidend-liebenden Frau, die ihre wilde Natur verleugnet, um dem geliebten Mann zu folgen und sich den Normen seiner Umgebung anzupassen. Doch die Gefühle ihres Ritters sind nicht beständig. Phasenweise fühlt dieser sich stärker zu seiner früheren Verlobten, der hochmütigen Bertalda hingezogen. Undines natürlicher Liebreiz, der anfangs starkes Verlangen in ihm geweckt hat, scheint ihm in solchen Phasen unkultiviert. Die Wasserfrau, die durch die Ehe mit dem Ritter eine Seele erworben hat, geht in dieser Dreiecksbeziehung zugrunde.
Der Stoff wurde auch von Hans Christian Andersen in seinem Märchen Die kleine Seejungfrau verarbeitet. Interessant ist auch ein Vergleich mit Oscar Wildes Kunstmärchen Der Fischer und seine Seele. Während sich der Ritter in »Undine« zwischen zwei Frauen (aus zwei unterschiedlichen Welten) entscheiden muss, geht Wildes‘ Fischer am Konflikt zwischen seiner (unerlaubten) Liebe und seiner Seele zugrunde.
Inhalt
Ein armer, alter Fischer lebt mit seiner Frau und seiner Pflegetochter Undine zurückgezogen auf einer Landzunge. Von der Stadt trennt sie ein dunkler Wald, in dem angeblich Gespenster hausen. Das Paar hatte einst seine eigene kleine Tochter an den See verloren. Kurz darauf stand die etwa gleichaltrige Undine mit nassem Kleidchen vor ihrer Tür. Eines Tages verirrt sich der Ritter Huldbrand von Ringstätten zu den Fischersleuten. Er ist fasziniert von dem Mädchen, das ihrerseits ein starkes Interesse an ihm hat. Denn Undine ist kein Menschenkind, sondern die Tochter eines Wassergeists. Sie könnte alle Reichtümer haben, doch was ihr fehlt ist eine Seele. Die bekommt sie nur, wenn ein Mensch sie liebt und heiratet. Durch Ritter Huldbrand, der vor kurzem noch Bertalda, die hochmütige Ziehtochter des Herzogs umworben hat, erfüllt sich ihr Wunsch. Nach der Hochzeitsnacht vertraut Undine dem Ehemann ihr Geheimnis an, der sie deswegen nicht weniger liebt.
Die Idylle zerbricht, als der Ritter mit seiner jungen Frau in die Stadt zurückkehrt. Bertalda hatte um den verschollen Geglaubten wie um einen Verlobten getrauert und ist nun eifersüchtig und gekränkt. Die sanftmütige und arglose Undine wird trotzdem bald ihre Freundin. Sie glaubt, Bertalda eine große Freude zu machen, als sie ihr ein Geheimnis anvertraut, das sie von ihrem Onkel Kühleborn weiß: Bertalda ist die vermeintlich ertrunkene Tochter der Fischersleute. Undine richtet ein Fest aus, auf dem die verlorene Tochter und ihre Eltern zusammengebracht werden sollen. Bertalda ist jedoch zutiefst empört und betrachtet es als bewusste Demütigung von Undine, sie mit Leuten von so niedrigem Stande in Verbindung gebracht zu haben. Wegen ihrer Herzlosigkeit wird sie von ihren Pflegeeltern verstoßen. Und ihre leiblichen Eltern können kaum glauben, dass diese Frau ihr eigen Fleisch und Blut ist. Die einzige, die Mitleid mit Bertalda hat, ist Undine.
Fortan lebt Bertalda mit dem jungen Ehepaar auf der Burg des Ritters. Dieser fühlt sich zwischen den beiden Frauen hin- und hergezogen, was Undine mit stiller Demut erträgt. Aber ihre Seele leidet, was ihren Onkel Kühleborn, den Wassergeist, erzürnt. Je mehr sich der Ritter von Undine ab- und Bertalda zuwendet, umso mehr Macht gewinnt Kühleborn. Es kommt so weit, dass die Wasserfrau den Schlossbrunnen abdecken lässt, um Kühleborn den Weg abzusperren. Nur um eines bittet Undine ihren Ehemann. Er möge niemals böse Worte gegen sie richten, während sie sich auf dem Wasser, also im Machtbereich von Kühleborn, befinden.
Doch genau dazu kommt es, als die drei gemeinsam einen Bootsausflug auf der Donau machen. Kühleborn zürnt und Undine entschwindet im Wasser. Huldbrand trauert, doch bald schon will er Bertalda heiraten — obwohl Undine nicht offiziell tot ist, denn ihre Leiche wurde nicht gefunden. Als sich der Bräutigam in der Hochzeitsnacht in das Gemach seiner Braut begeben will, taucht Undine aus dem Schlossbrunnen hervor und küsst ihren treulosen Gemahl zu Tode.