Die Galoschen des Glücks

Die Galoschen des Glücks ist ein Kunstmärchen von Hans Christian Andersen. Die von Märchenmotiven (Feen, Zauberschuhe) getragene fantastische Erzählung spielt im kleinbürgerlichen Milieu Kopenhagens. Ironisch, aber doch liebenswürdig, nimmt Andersen die Sehnsüchte seiner Mitmenschen aufs Korn.

Illustration von Vilhelm Pedersen zu dem Märchen Die Galoschen des Glücks
Die Galoschen des Glücks. Illustration Vilhelm Pedersen

Inhalt

In einem Haus der Österstraße in Kopenhagen, nicht weit vom Königsneumarkt, hatte man große Gesellschaft …

Man hält Konversation, und dabei kommt die Rede auch aufs Mittelalter, eine Zeit, die einige der Gäste für weit besser halten als die ihrige. Zu diesen gehört der Justizrat Knap, der besonders von König Hans (Johann I., König von Dänemark, Norwegen und Schweden, 15./16. Jhd.) schwärmt. Während die Gesellschaft schwätzt, sitzen im Vorzimmer, zwischen Mänteln, Regenschirmen und Galoschen, ein junges und ein altes Fräulein.

Zwei Dienstmädchen, sollte man meinen, aber so ist es nicht — die beiden sind Feen. Die Jüngere ist zwar nicht die Glücksfee persönlich, aber immerhin ein Kammermädchen von einer ihrer Kammerjungfern und befugt, zumindest die geringeren Gaben des Glücks unter die Menschen zu bringen. Da heute ihr Geburtstag ist, darf sie — wie sie meint — etwas Bedeutenderes verschenken: die Galoschen des Glücks. Wer die anzieht, wird augenblicklich an den Ort und in die Zeit versetzt, wo er am liebsten sein will. Gespannt wartet die Vertreterin des Glücks nun im Vorzimmer, wer wohl der glückliche Empfänger ihrer Gabe sein wird. Doch die ältere Fee dämpft ihre Vorfreude: der Empfänger der Galoschen werde sich glücklich preisen, wenn er sie wieder los wird! Diese Fee ist die Sorge.

Natürlich ist es der Justizrat, der, in Gedanken noch bei König Hans, versehentlich in die Galoschen des Glücks schlüpft. Wie von der alten Fee vorhergesagt, wird er durch seine nächtliche Tour durch das mittelalterliche Kopenhagen von seinem Mittelalter-Spleen vollständig geheilt. In einem Wirtshaus haben die Leute ihren Spaß mit dem sonderbaren Kerl, der in sonderbarer Sprache von sonderbaren Dingen faselt. Schließlich gelingt es dem armen Justizrat, unter dem Tisch durchzukriechen und durch die Tür zu entwischen. Die Leute kriegen ihn gerade noch bei den Füßen zu fassen und ziehen ihm dabei — zum Glück! — die Galoschen ab.

Nun liegen die Galoschen auf der Straße rum, wo sie ein Nachtwächter findet und überstreift. Kurzzeitig verwandelt der sich in einen ledigen, Gedichte schreibenden Leutnant, den er um seine Lebenssituation beneidet. Doch kaum ist er der Leutnant, wird er wieder zum Nachtwächter, da er sich als Leutnant nach dem trauten Familienleben des Nachtwächters sehnt. Anschließend unternimmt der Nachtwächter eine Reise zum Mond, zu dem er berufsbedingt eine besondere Beziehung hat. Genauer gesagt reist nur seine Seele. Der Körper bleibt zurück auf der Treppe, auf der er saß, als er diesen Wunsch dachte. Der entseelte Körper wird ins Hospital gebracht, wo man ihm natürlich die Galoschen auszieht und die vom Mond zurückgekehrte Seele wieder in ihn einzieht.

Der nächste Galoschenträger ist ein Rekrut, und auch dem bringt das Schuhwerk kein Glück. Zuerst bleibt er zwischen den Gitterstäben eines Zauns stecken. Dann befähigen ihn die Galoschen, in den Herzen seiner Mitmenschen zu lesen. Und zuletzt verbrennt er sich in einer Sauna den Rücken. Auch der Kopist (Schreiber) im Polizeidienst, der als nächster in die Galoschen schlüpft, wird Opfer seiner Wünsche. Denn er wünscht sich in die Rolle eines (natürlich armen) Poeten. Als solcher wird er bald zu einem fröhlichen, singenden Vöglein, das dummerweise von einem frechen Jungen gefangen und in einen Käfig gesteckt wird. Kurz bevor ihn die Hauskatze schnappen kann, entkommt er zusammen mit dem ebenfalls eingesperrten Papagei und plappert diesem — zu seinem Glück — nach, er wolle ein Mensch sein.

Das Beste brachten die Galoschen einem Theologen, der sich wünscht, durch Italien zu reisen, was sich aber bald als allzu strapaziös erweist. Er wünscht sich an ein glücklicheres Ziel, das glücklichste von allen. Prompt liegt er in seinem eigenen Haus in einem Sarg. Da stehen die beiden Feen und ziehen Bilanz. Die junge meint, wenigstens diesem, in Frieden ruhenden Menschen hätten die Galoschen Glück gebracht. Doch da sei die Sorge vor: sie zieht dem Toten die Galoschen aus, und der muss wieder leben und seinen Weg auf die übliche Weise zu Ende gehen.

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