Gevatter Tod

Gevatter Tod ist ein Märchen der Brüder Grimm (Kinder- und Hausmärchen, KHM 44).

Illustration von Gordon Browne zu dem Märchen Gevatter Tod
Gevatter Tod. Illustration Gordon Browne (Fairy Tales from Grimm, Wells Gardner, Darton & Co., London 1894)

Inhalt

Ein armer Mann hat schon zwölf Kinder, die er kaum ernähren kann. Als das dreizehnte kommt, will er in seiner Verzweiflung den ersten besten, der ihm auf der Straße begegnet, bitten, Pate (Gevatter) für seinen Sohn zu werden. Der erste beste scheint zu wissen, was der Mann auf dem Herzen hat, und bietet ihm die Patenschaft von sich aus an. Auf die Frage, wer er denn sei, antwortet er, er sei der liebe Gott. Doch den lieben Gott will der arme Mann nicht als Paten, denn

… du gibst den Reichen und lassest die Armen verhungern

Auch den Teufel lehnt er ab, denn

… du betrügst und verführst die Menschen

Schließlich bietet sich der Tod als Gevatter an. Der ist dem Mann recht, denn

Du bist der Rechte, du holst den Reichen wie den Armen ohne Unterschied.

So hat der Junge also den Tod zum Gevatter, was sich für ihn als nützlich erweist. Als er herangewachsen ist, erhält er vom Tod sein Patengeschenk, ein Kraut, mit dem er Menschen gesund machen kann. Allerdings nur dann, wenn der Junge den Tod, der jedesmal für die anderen unsichtbar bei dem zu Heilenden zugegen ist, am Kopf des Kranken stehen sieht. Steht der Tod dagegen zu seinen Füßen, ist gegen die Krankheit kein Kraut mehr gewachsen. Der Kranke gehört dann dem Tod.

Der junge Mann wird dank dieses Patengeschenks bald ein angesehener Arzt. Eines Tages wird er zum todkranken König gerufen und sieht zu seinem Entsetzen den Tod am Fußende stehen. Da beschließt er, seinen Paten dieses eine Mal zu überlisten, und legt den Kranken mit dem Kopf ans Fußende des Bettes, sodass der Tod nun doch am Kopf des Kranken steht. Tatsächlich wirkt das Kraut und der König wird wieder gesund. Der Tod ist seinem Patensohn natürlich böse, doch dieses eine Mal ist er bereit, ihm seinen Betrug nachzusehen. Bald darauf erkrankt des Königs Tochter so schwer, dass der König sie demjenigen zur Frau verspricht, der sie heilt. Wieder sieht der Arzt den Tod am Fußende stehen, und wie zuvor versucht er, den Tod zu überlisten. Dies gelingt ihm zwar, der Tod bekommt die Königstochter nicht, doch diesmal verzeiht der ihm nicht. Mit den Worten

Nun kommt die Reihe an dich!

nimmt er ihn mit in seine unterirdische Höhle, wo die Lebenslichter aller Menschen brennen. Eines ist kurz vorm Verlöschen, und dieses ist natürlich das Lebenslicht des Arztes. Auf dessen Flehen tut der Tod so, als ob er ihm ein neues anzünden würde. Doch er tut dies nur, um kurz Hoffnung zu wecken und ihn dann umso grausamer zu enttäuschen.

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