Die goldene Gans

Die goldene Gans ist ein Märchen der Brüder Grimm (Kinder- und Hausmärchen, KHM 64, ab 2. Auflage). Ein ähnliches Märchen ist bereits in Giambattista Basiles Pentameron enthalten (Die Gans), wobei dort nicht Menschen an der Gans kleben bleiben, sondern umgekehrt die Gans an einem Menschen, indem sie sich an dessen Hinterteil festgebissen hat und partout nicht mehr loslassen will. Noch ähnlicher ist Ludwig Bechsteins Schwan, kleb an!, in dem ein Schwan die Rolle der Gans übernimmt. Alle Märchen dieses Typs (AT 531) haben wegen der Lächerlichkeit der Situation und dem dazu passenden Erzählton eher den Charakter eines Schwanks als den eines Zaubermärchens.

Illustration von Anne Anderson zu dem Märchen Die goldene Gans
Die goldene Gans. Illustration Anne Anderson (Grimm’s Fairy Tales, Collins, London, 1922)

Inhalt

Ein Paar hat drei Söhne, deren jüngster allenthalben verspottet und »Dummling« genannt wird. Eines Tages geht der Älteste in den Wald Holz schlagen. Die Mutter gibt ihm einen Eierkuchen und eine Flasche Wein mit. Im Wald begegnet ihm ein altes, graues Männlein, das ihn um Speis und Trank bittet. Doch der Junge weist ihn unfreundlich ab. Als er kurz danach beginnt einen Baum zu fällen, hackt er sich arg in den Arm und muss unverrichteter Dinge nach Hause gehen. Ähnlich ergeht es dem zweitältesten Sohn.

Schließlich bittet der Dummling, in den Wald gehn und Holz schlagen zu dürfen. Der Vater will erst nichts davon wissen, da schon die beiden älteren und klügeren Söhne Schaden davon getragen haben. Schließlich darf er doch gehen, bekommt aber von der Mutter statt Eierkuchen und Wein nur Aschkuchen und saures Bier. Als auch er dem alten, grauen Männlein begegnet, teilt er gern mit ihm seinen Proviant und entschuldigt sich sogar noch für dessen Armseligkeit. Das Männlein bedankt sich, indem er ihm einen Baum weist, den er fällen soll und unter dessen Wurzel er sein Glück finden würde.

Unter dem Baum findet der Dummling eine Gans mit goldenen Federn. Mit der Gans unterm Arm quartiert er sich für die Nacht in einem Wirtshaus ein. Die drei Töchter des Wirts sind von der goldenen Gans schwer beeindruckt und würden gar zu gern wenigstens eine Feder besitzen. Beim Versuch, eine Feder auszureißen, bleiben sie eine nach der anderen an der Gans kleben. Der Dummling schert sich am nächsten Morgen nicht um die zweibeinigen Anhängsel seiner Gans — die Mädchen müssen mit. Unterwegs bleiben noch mehr Leute (der Pfarrer, der Küster …) an der Gans hängen. Mit seinem erstaunlichen Anhang kommt der Dummling schließlich in die Residenzstadt des Königs.

Der König hat eine Tochter, die so ernst ist, dass er sich deswegen Sorgen macht. Er hat deshalb ein Gesetz erlassen, wonach derjenige seine Tochter zur Frau bekommt, der sie zum Lachen bringt. Als aber die Tochter den Dummling samt Gans und Anhang sieht, muss sie lauthals loslachen. Der König sucht nach Ausflüchten, um seine Tochter keinem so Geringen geben zu müssen, der noch dazu Dummling genannt wird. Er stellt deshalb weitere Bedingungen: der Dummling möge ihm einen Mann bringen, der einen Keller voll Wein trinkt, einen Berg Brot ist und mit einem Schiff kommen, das auf Wasser und Land fährt. Bei all diesen Aufgaben hilft ihm das alte, graue Männlein, sodass der Dummling die Königstochter schließlich bekommt.

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