Das Soria-Moria-Schloss

Das Soria-Moria-Schloss ist ein norwegisches Märchen, enthalten in der Sammlung Norske Folkeeventyr (1843/44) von Peter Christen Asbjørnsen und Jørgen Engebretsen Moe. Märchentyp ATU 400: Suche nach der verschwundenen Braut. Siehe auch Die drei Prinzessinnen aus Witenland.

Das Soria-Moria-Schloss, norwegisches Märchen, Illustration Theodor Kittelsen
Das Soria-Moria-Schloss. Illustration Theodor Kittelsen

Inhalt

Ein Ehepaar hat einen Sohn namens Halvor, der keine Lust hat, irgendetwas zu tun. Er sitzt immer nur da und pult in der Asche. Die Eltern haben den Nichtsnutz schon zu mehreren Meister in die Lehre geschickt, aber immer ist er nach einigen Tagen davon gelaufen. Eines Tages fragt ein Schiffer, ob Halvor nicht Lust hätte, bei ihm in die Lehre zu gehen und ferne Länder zu sehen. Ja, das ist es, was Halvor möchte.

Irgendwann, nachdem sie schon lange gesegelt waren, wird das Schiff bei einem Sturm an eine unbekannte Küste getrieben. Halvor bittet darum, an Land gehen zu dürfen. Er durchschreitet weite Ebenen und sieht schöne Wiesen, aber nirgendwo die Spur eines Menschen. Schließlich findet er einen breiten, ebenen Weg, dem er folgt. Bald sieht er in der Ferne das Soria-Moria-Schloss schimmern. Im Schloss angekommen geht er als erstes in die Küche, denn er ist auf seiner Wanderung sehr hungrig geworden. Auch hier entdeckt er zunächst keine Menschenseele und zwar reichlich wertvolles Essgeschirr, aber nichts zu essen.

Er geht weiter und kommt in ein großes Zimmer, in dem eine Prinzessin sitzt und spinnt. Sie erschrickt, denn normalerweise kommen Menschenkinder niemals an diesen Ort. Die Prinzessin warnt Halvor: hier haust ein dreiköpfiger Troll, der ihn töten würde, wenn er nicht sofort verschwindet. Doch Halvor hat keine Angst — nur Hunger. Nachdem er sich gestärkt hat, zeigt die Prinzessin ihm ein Schwert, mit dem er den Troll töten kann. Um das Schwert anheben zu können, muss er zuerst von einem Zaubertrank trinken. Kurz darauf erscheint der Troll und kann gerade noch »Ich rieche Menschenfleisch« sagen, bevor Halvor ihm mit einem Hieb alle drei Köpfe abschlägt.

Die Prinzessin hat allerdings noch eine Schwester, die ein paar Meilen entfernt wohnt und von einem sechsköpfigen Troll bewacht wird. Halvor begibt sich zu diesem Schloss, das noch prächtiger ist als das erste und genau so menschenleer. Das Geschehen vom Vortag wiederholt sich, mit dem Unterschied, dass Halvor diesmal einen sechsköpfigen Troll erledigt. Und die hier lebende Prinzessin hat noch eine weitere Schwester, die etwas entfernt wohnt und von einem neunköpfigen Troll bewacht wird. Halvor tötet auch den neunköpfigen Troll.

Dann kommen alle drei Prinzessinnen auf diesem Schloss zusammen und Halvor darf sich eine von ihnen als Braut aussuchen. Halvor wählt die Jüngste, die ihm besonders zugetan ist; doch er gesteht ihr zugleich, dass er Heimweh hat. Die drei statten Halvor mit schönen Kleidern aus, stecken ihm einen Ring an und ermahnen ihn, den Ring nicht zu verlieren und niemals ihre Namen zu nennen. Und kaum, dass Halvor seufzen kann »Ach wäre ich doch zu Haus«, ist er auch schon dort.

Die Eltern erkennen ihn wegen seiner vornehmen Kleider zunächst nicht. Doch als Halvor anfängt, wie früher in der Asche zu pulen, wissen sie, dass sie ihren Sohn vor sich haben. Die Mädchen, die Halvor früher verspottet haben, sind nun sehr beeindruckt. Halvor kann es nicht lassen und prahlt mit der Schönheit der drei Prinzessinnen. Daraufhin erscheinen diese und werden freundlich bewirtet. Dann streichelt die Jüngste ihn in den Schlaf und zieht ihm den Ring ab. Nun kann Halvor nicht mehr so leicht ins Land der Prinzessinnen zurück. Doch seine Sehnsucht nach den Prinzessinnen und dem Soria-Moria-Schloss ist so groß, dass er sich auf die Suche macht (siehe auch Suchwanderung). Mit Hilfe des Westwinds erreicht er das Schloss gerade noch rechtzeitig, denn die jüngste Prinzessin, seine Braut, soll an diesem Tag mit einen anderen Mann heiraten. Durch seinen Ring gibt er sich als der rechte Bräutigam zu erkennen.

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