Der Dummling
Der Dummling ist ein Märchen aus Giambattista Basiles Pentameron (achte Erzählung des dritten Tages). Der Titel mag etwas irreführend sein, denn inhaltlich geht es nicht um Tölpeleien oder Ungeschicklichkeiten (vgl. Vardiello, ebenfalls aus dem Pentameron) und auch nicht um Heldentaten des Dummlings. Im Mittelpunkt stehen vielmehr die übernatürlichen Fähigkeiten seiner Gefährten, ähnlich wie in den Grimm’schen Märchen Sechse kommen durch die ganze Welt und Die sechs Diener. In Basiles Sammlung tritt dieses Motiv außerdem in den Märchen Der Floh und Die fünf Söhne auf.
Inhalt
Ein wohlhabender Mann hat einen Sohn, über dessen Dummheiten und Streiche er sich ständig ärgert. Irgendwann wird es ihm zu viel, und so schickt er ihn mit reichlich Geld ausgestattet auf eine weite Reise. Als er eine Tagesreise zurückgelegt hat, trifft Mascione, so heißt der Schwachkopf, einen Mann, der behauptet, Blitz zu heißen, aus Pfeilstadt zu kommen und blitzschnell wie ein Pfeil laufen zu können. Er gibt eine Probe seines Könnens, indem er einen Hirsch im Wettlauf besiegt. Mascione ist beeindruckt und stellt ihn in seine Dienste. Sie ziehen gemeinsam weiter und treffen einen Mann, der sich Hasenohr nennt und aus Neugierstadt kommt. Dieser ist imstande, alle Dinge zu hören, die auf der Welt besprochen werden, auch die Heimlichkeiten. Dazu muss er nur sein Ohr auf den Erdboden legen. Er gibt eine Probe, indem er erlauscht, was gerade in Mascianos Haus besprochen wird.
Masciono will das lieber gar nicht so genau wissen (der Vater sagt zur Mutter, wie froh er ist, den Trottel endlich los zu sein), doch ist ihm klar, dass dies eine sehr nützliche Begabung ist. Er nimmt auch diesen Mann in seinen Dienst und begegnet in den nächsten Tagen noch drei weiteren Männern mit außergewöhnlichen Talenten: einem vortrefflichen Schützen, der als Probe eine Erbse von einem Stein schießt; einen Mann mit kräftiger Lunge, der pusten kann wie ein Sturm; und zum Schluss einen bärenstarken Mann, der ganze Baumstämme und Felsbrocken wegschleppen kann.
Mit seinen fünf Dienern erreicht Masciano den Hof eines Königs, der seine Tochter verheiraten will. Er hat verkünden lassen, dass derjenige sie haben soll, der sie im Wettlauf besiegt. Allerdings ist die Tochter eine außerordentlich schnelle Läuferin und hat bisher jeden Bewerber geschlagen. Und dummerweise bekommt der Verlierer nicht nur die Tochter nicht, sondern wird einen Kopf kürzer gemacht. Masciano meldet sich dennoch als Bewerber. Unter dem Vorwand, plötzlich Durchfall zu haben, schickt er seinen Diener Blitz ins Rennen, der sie natürlich mühelos abhängt. Es gibt jedoch eine zweite Runde, bei der sie zu einem Trick greift: vor dem Start lässt sie dem Läufer einen Ring überbringen, was wie ein halbes Versprechen erscheint. Doch der Ring hat eine lähmende Wirkung auf seine Beine, sodass sie in der zweiten Runde deutlich in Führung geht. Als der Schütze dies bemerkt, zielt er mit seiner Armbrust auf den Ring und schießt ihn entzwei.
Der Läufer gewinnt auch die zweite Runde, und der König sieht sich gezwungen, sein Wort zu halten. Seine Berater bringen ihn jedoch auf die Idee, dass dem Anwärter möglicherweise ein Batzen Geld lieber wäre als alle Frauen der Welt. Mascione ist einverstanden und verlangt so viel Gold und Silber, wie einer seiner Diener tragen kann. Der Handel kommt dem König teuer zu stehen, denn natürlich ist es der Bärenstarke, der die Schätze wegschleppt. Der König muss sogar noch die wohlhabenden Leute in seinem Reich anbetteln, um den Vertrag einhalten zu können.
Nachdem Masciano mit den Seinen fort ist, beschließt der König mit seinen Räten, ihnen eine Schar Bewaffneter hinterher zu schicken, und ihnen die Beute wieder abzunehmen. Dieser Plan bleibt Hasenohr nicht verborgen, sodass sich Masciano und seine Leute wappnen können. Als die Truppe des Königs heranstürmt, bläst sie der mit der starken Lunge einfach fort. Masciano kehrt in seinen Elternhaus zurück und zahlt seine Gefährten aus.