Der standhafte Zinnsoldat

Der standhafte Zinnsoldat ist ein Kunstmärchen von Hans Christian Andersen (1838).

Inhalt

Ein Junge bekommt zum Geburtstag eine Schachtel mit fünfundzwanzig gleichartigen Zinnsoldaten, die alle aus einem alten zinnernen Löffel gegossen wurden. Einer ist ein klein wenig anders als seine Brüder. Er hat nur ein Bein, weil für das zweite das Zinn nicht mehr gereicht hat. Doch auf seinem einen Bein hält sich dieser Zinnsoldat äußerst standhaft.

Illustration von Alfred Walter Bayes zu dem Märchen Der standhafte Zinnsoldat
Der standhafte Zinnsoldat. Illustration Alfred Walter Bayes (Stories for the Household, George Routledge & Sons, London, 1889)

Unter dem vielen Spielzeug der Kinder entdeckt der standhafte Zinnsoldat etwas, das ihm mehr gefällt als alles andere. Und zwar eine kleine Tänzerin aus Papier, die beim Tanzen ein Bein so hoch reckt, dass er meint, sie hätte ebenfalls nur das eine, auf dem sie steht — wie er selbst. »Das wäre eine Frau für mich!« denkt der standhafte Zinnsoldat. Allerdings ist die kleine Tänzerin offenbar eine feine Dame, die in einem Schloss (ebenfalls aus Papier) lebt. Der Zinnsoldat ist ganz hingerissen und kann kein Auge von der Tänzerin wenden. Um Mitternacht springt ein schwarzer Kobold aus einer Dose und mahnt ihn, nicht nach Dingen zu sehen, die ihn nichts angehen.

Die Worte des Kobolds scheinen wie ein böses Omen. Denn schon am nächsten Tag nimmt das Schicksal seinen Lauf. Der standhafte Zinnsoldat kann nichts weiter tun, als bei all dem standhaft zu bleiben. Der Junge hatte ihn am Fenster aufgestellt. Als jemand das Fenster plötzlich aufreißt, er fällt aus dem dritten Stock aufs Pflaster. Dort finden ihn zwei andere Jungen, die ein Schiff aus Papier falten. Da hinein setzen sie den Zinnsoldaten und lassen ihn den Rinnstein hinunter fahren. Der erträgt das standhaft, bis das Bächlein aus dem Rinnstein in einen großen Kanal mündet. Der Zinnsoldat denkt noch einmal an die niedliche Tänzerin, dann löst sich das Papierboot auf und er geht standhaft unter.

Sogleich wird er von einem großen Fisch verschluckt, den wenig später ein mindestens ebenso schwerer Schicksalsschlag ereilt. Er wird gefangen und auf den Markt gebracht. Schließlich landet er ausgerechnet in der Küche des Hauses, in dem der kleine Junge mit seinen Zinnsoldaten lebt. Die Köchin findet ihn und bringt das kuriose Fundstück in die Stube zu den Kindern. Der standhafte Zinnsoldat sieht wieder die niedliche Tänzerin, was er nicht mehr für möglich gehalten hätte.

Doch da wirft ihn eines der Kinder — einfach so — in den Ofen. Dort kann selbst er nicht mehr standhaft bleiben. Während er spürt, wie er schmilzt, öffnet jemand eine Tür. Augenblicklich wirbelt die angehimmelte Tänzerin aus Papier zu ihm in den Ofen. Im selben Augenblick ist die Tänzerin verbrannt. Es bleibt von ihr nur eine Flitterrose, die auf ihr Kleidchen geklebt war. Vom Zinnsoldaten bleibt ein kleines Zinnherz — jedenfalls sieht es so das Dienstmädchen, das am nächsten Tag die Asche wegbringt.

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