Die sechs Schwäne

Die sechs Schwäne ist ein Märchen der Brüder Grimm (Kinder- und Hausmärchen, KHM 49). Es gehört zum Märchentyp »Schwester befreit ihre in Vögel verwandelten Brüder« (ATU 451), der in zahlreichen Fassungen in europäischen Märchensammlungen verbreitet ist (u.a. Die sieben Raben, Die zwölf Brüder, beide Brüder Grimm; Die sieben Tauben, Basile). Grundelemente sind stets die Verwandlung der Brüder, die über Jahre andauernde Suche der Schwester, die ein Schweigeversprechen beinhaltet, sowie die Verurteilung der Schwester zum Feuertod, der durch die in letzter Minute erscheinenden Vogelbrüder abgewendet werden kann. Die Schwanen-Variante hat auch der dänische Dichter Hans Christian Andersen aufgegriffen (Die wilden Schwäne).

Illustration Warwick Goble zu dem Märchen Die sechs Schwäne von den Brüdern Grimm
Die sechs Schwäne. Illustration Warwick Goble (The Fairy Book, Dinah Craik, Macmillan, 1913)

Inhalt

Ein König verirrt sich bei der Jagd im Wald und lässt sich von einer Hexe den Weg heraus zeigen. Allerdings verlangt sie dafür, dass er ihre Tochter heiratet. Diese ist sehr schön; dennoch kann der König sie nur mit großem Widerwillen anblicken. Er hält das Versprechen, das er der Hexe gegeben hat, bringt jedoch seine Kinder aus erster Ehe, sechs Jungen und ein Mädchen, sicherheitshalber in ein Schloss im Wald. Der Weg dorthin ist nur schwer zu finden. Um seine Kinder zu besuchen, benutzt er eine Rolle Zaubergarn: er muss es nur vor sich hin werfen, dann rollt es von allein und zeigt ihm den Weg.

Es dauert nicht lange, bis seine Frau ihm auf die Schliche kommt. Sie näht sechs Hemdchen und verhext sie, dann lässt sie sich von der Garnrolle zum Versteck der Kinder führen. Die hören sie kommen und laufen ihr entgegen, in der Annahme, der Vater käme sie besuchen. Schnell wirft sie jedem eines der Hemdchen über, woraufhin sich die Jungen in Schwäne verwandeln und davon fliegen.

Das Mädchen jedoch war nicht mit ihren Brüdern mitgelaufen. Als der Vater am nächsten Tag tatsächlich das Waldschloss besucht, findet er dort nur noch seine Tochter. Sie erzählt ihm, wie die Brüder in den Wald gelaufen wären und dass sie danach sechs Schwäne habe aufsteigen sehen. In der nächsten Nacht verlässt sie das Waldschloss, fest entschlossen, ihre Brüder zu finden und zu erlösen. Nachdem sie die ganze Nacht und den folgenden Tag gewandert ist, kommt sie zu einer Hütte und beschließt, die kommende Nacht dort auszuruhen. Sie traut sich nicht, sich in eines der sechs Betten zu legen, sondern versteckt sich lieber unter einem Bett.

Gegen Sonnenuntergang hört sie ein Rauschen, und sechs Schwäne kommen durch das Fenster herein. Sie blasen sich gegenseitig die Federn vom Leib und streifen ihre Schwanenhaut ab. Es sind die Brüder des Mädchens, doch leider können sie jeden Tag nur für die Viertelstunde nach Sonnenuntergang ihre menschliche Gestalt annehmen. Sie zu erlösen ist übermenschlich schwierig, doch das Mädchen nimmt es auf sich: Sie darf sechs Jahre lang weder reden noch lachen und muss in dieser Zeit sechs Hemden aus Sternenblumen nähen.

Als sie die Hemden zur Hälfte fertig hat, findet ein junger König die einsame junge Frau im Wald und besteht darauf, sie mit an seinen Hof zu nehmen. Obwohl sie stumm bleibt und niemand etwas über ihre Herkunft weiß, ist er fest entschlossen, sie zu heiraten. Seine Mutter ist von Anfang an dagegen, und als das Paar ein Jahr nach der Hochzeit ein erstes Kind bekommt, nimmt sie den Säugling und versteckt ihn. Die Lippen der jungen Mutter bestreicht sie mit Blut, weshalb diese in Verdacht gerät, eine Menschenfresserin zu sein.

Der König hält zu ihr, doch nachdem zwei weitere Kinder auf die selbe Art verschwunden sind, kann er dem Druck nicht widerstehen und verurteilt seine noch immer schweigende Frau zum Feuertod. Der Tag, an dem sie sterben soll, ist auch der Tag, an dem die sechs Jahre um sind. Sie trägt die sechs Hemden aus Sternenblumen über dem Arm, als sie zum Scheiterhaufen geführt wird. Da kommen die sechs Schwäne herbeigeflogen, und sie wirft jedem eins der Hemden über. Nun ist sie umringt von ihren Brüdern; nur der Jüngste hat einen Schwanenflügel behalten, weil an seinem Hemd noch ein Ärmel fehlte. Da der Zauber gebrochen ist, der ihre Brüder gefangen hielt, darf sie endlich reden. Auf dem Scheiterhaufen muss die böse Schwiegermutter sterben, während die drei Kinder wieder zu ihren Eltern gebracht werden.

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