Heinrich Vogeler

Heinrich Vogeler (* 1872 in Bremen, † 1942 in Kasachstan) war ein deutscher Maler, Grafiker, Architekt und Schriftsteller. Er gehörte zur ersten Generation der Künstlerkolonie Worpswede und siedelte 1931 nach Moskau über. Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in die Sowjetunion im Sommer 1941 wurde er nach Kasachstan deportiert. Bereits von der Reise und vom Hunger entkräftet, verschlechterte sich sein Gesundheitszustand infolge schwerer körperlicher Arbeit rapide. Heinrich Vogeler starb wenige Monate nach seiner Ankunft in Kasachstan.

Frühwerk

Seine frühesten Werke malte Vogeler im Stil der Präraffaeliten. Bekannt wurde er mit Jugendstilarbeiten, romantischen Zeichnungen und Buchillustrationen. Selbst nannte er diese Werke später »Phantasiekunst ohne Inhalt«, romantische Flucht aus der Wirklichkeit« und »Ablenkung von den drohenden sozialen Fragen der Gegenwart«. Aus dieser künstlerisch erfolgreichen Zeit stammen auch die auf Märchenatlas gezeigten Märchenillustrationen zu Oscar Wildes Granatapfelhaus und den Märchen der Brüder Grimm.

Soziale Utopien

In den Jahren vor dem ersten Weltkrieg interessierte sich der Künstler zunehmend für Belange der Arbeiterklasse. Im ersten Weltkrieg diente er als Nachrichtenoffizier und wandelte sich vom Romantiker zum Pazifisten. Sein Haus in Worpswede war Treffpunkt für linke Intellektuelle, die auch über die revolutionären Veränderungen in Russland diskutierten. Als Versuchsfeld für die Umsetzung sozialistischer Utopien gründete Vogeler im Sommer 1919 auf seinem Anwesen eine Kommune nebst Arbeitsschule und Gemüsegarten. In den 1920er-Jahren reiste er mehrmals in die junge Sowjetunion. Von dieser hoffte er, dass sich sein Ideal vom harmonischen Zusammenleben arbeitender, freier Menschen verwirklichen ließe. In Deutschland geriet er in der Zeit des aufkommenden Faschismus in immer größere Schwierigkeiten.

Heinrich Vogeler in der Sowjetunion

1931 reiste Vogeler ein weiteres Mal in die Sowjetunion, ohne zu wissen, dass dies sein endgültiger Abschied von Deutschland sein sollte. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten war eine Rückkehr für ihn ausgeschlossen, ein Schicksal, dass er mit etlichen Künstlerkollegen und linken Intellektuellen teilte. Doch die Sowjetunion war nicht zu dem »besseren Ort« geworden, den sich die Emigranten erhofft hatten. Auch in Vogelers Bekanntenkreis forderten Stalins »Säuberungsaktionen« Opfer. Dank persönlicher Verbindungen (seine zweite Frau war die Tochter eines hohen Funktionärs) war er selbst davon nicht betroffen. Dennoch musste er seine künstlerische Ausdrucksform den Vorgaben der Partei anpassen. Auf den Einmarsch der Wehrmacht in die Sowjetunion folgte, wie für viele deutsche Emigranten, die Deportation. So verbrachte Vogeler seine letzten Lebensmonate im Gebiet Karaganda (Kasachstan), wo er nach harter körperlicher Arbeit im Juni 1942 starb.