Tiere im Märchen: Ameisen

Der Fleiß der Ameisen ist sprichwörtlich. Auf den ersten Blick erscheint ihr rastloses Umherlaufen planlos, doch tatsächlich herrscht im Ameisenstaat ein geordnetes Gemeinschaftsleben. Individualität spielt dagegen kaum eine Rolle. Im Märchen treten Ameisen typischerweise als Heer von Helfern auf, das für den Helden die scheinbar unlösbare Aufgabe löst, eine riesige Menge von Körner aufzulesen oder zu sortieren. Dieses Motiv scheint aus der römischen Mythologie zu stammen: Die Ameise gehört zu den Attributen der Göttin Ceres (Göttin des Ackerbaus und der Fruchtbarkeit).

Illustration von Walter Crane zu dem Märchen Die Bienenkönigin
Die Bienenkönigin. Illustration Walter Crane (Household Stories, Macmillan, London, 1882)

Beispiele

  • Amor und Psyche (Apuleius). Ein Ameisenheer hilft Psyche, einen großen Haufen Weizen, Gerste, Hirse, Mohn, Erbsen, Linsen und Bohnen zu sortieren. Diese Aufgabe war ihr von ihrer Schwiegermutter, der Göttin Venus, aus Boshaftigkeit aufgetragen worden.
  • Die Bienenkönigin (Brüder Grimm). Der jüngste von drei Königssöhnen hält seine Brüder davon ab, einen Ameisenhaufen zu zerstören. Zum Dank dafür lesen die Ameisen für ihn Perlen aus dem Moos auf.
  • Die weiße Schlange (Brüder Grimm). Der Held achtet darauf, dass sein Pferd die Ameisen nicht zertritt. Zum Dank helfen sie ihm später, einen Sack Hirsekörner aufzulesen.
  • Die sieben Tauben (Basile). Eine Ameise möchte vom Gott der Zeit wissen, warum ihre Lebenszeit so kurz bemessen ist.