Siebenschön
Siebenschön ist ein Märchen von Ludwig Bechstein (Deutsches Märchenbuch, 1847).
Inhalt
Ein armes Paar hat eine einzige Tochter von seltener Schönheit; überdies ist sie gutherzig, fleißig und fromm. Weil sie so schön ist, wie sieben junge Mädchen zusammen, wird sie Siebenschön genannt. Wenn sie sonntags in die Kirche geht, trägt sie einen Schleier vorm Gesicht, weil sie nicht möchte, dass alle sie wegen ihrer Schönheit anstarren. Mit diesem Schleier sieht sie eines Tages ein Königssohn. Angetan von ihrer schlanken Gestalt und ihrem sittsamen Benehmen, beschließt er, sie zu heiraten, und schickt einen Boten mit einem Ring zu ihr: sie solle am Abend zur großen Eiche kommen.
In dem Glauben, der Königssohn wolle eine Arbeit bei ihr bestellen, geht Siebenschön zu diesem Treffen. Doch als der Königssohn ihr einen Heiratsantrag macht, gibt sie zu Bedenken, dass sie arm sei und er ein reicher Königssohn; sein Vater würde die Verbindung nicht gut heißen. Der Königssohn bekräftigt seinen Wunsch, und Siebenschön erbittet sich ein paar tage Bedenkzeit. Schon am nächsten Tag schenkt er ihr ein paar silberne Schuhe und bittet sie wieder um ein Treffen bei der Eiche. Wieder gibt Siebenschön zu bedenken, dass sein Vater gegen die Heirat seines Sohnes mit einem armen Mädchen sei. Außerdem hätte sie im Haushalt sehr viel zu tun. Am nächsten Tag schenkt der Königssohn ein goldenes Kleid. Wieder vertröstet sie ihn, doch er lässt nicht locker, und schließlich sagt sie ja. Sie verabreden, dass der König noch nichts von ihrer Verlobung wissen solle.
Was sie nicht wissen ist, dass sie eine hässliche, alte Hofmeisterin sie bei ihrem Stelldichein belauscht. Sie schickt einen Boten zum König, um die unliebsame Verbindung zu melden. Der lässt das Häuschen der armen Familie abfackeln. Die Eltern von Siebenschön kommen in den Flammen um, doch sie selbst kann sich mit einem Sprung in den Brunnen retten. Als sie wieder aus dem Brunnen steig und sieht, dass sie ganz allein auf der Welt ist und ihr nichts mehr geblieben ist, besorgt sie sich Männerkleider und begibt sich so zum Hof des Königs, wo sie sich als Knecht verdingt. Nach ihrem Namen gefragt, sagt sie, sie heiße Unglück.
Nach einiger Zeit wird die Hochzeit des Königsssohn mit der Tochter aus dem Nachbarreich geplant. Der fügt sich, denn er meint, seine Braut Siebenschön sei in ihrem Haus verbrannt. Traurig geht Siebenschön ganz hinten im Hochzeitszug und singt: »Siebenschön war ich genannt, Unglück ist mir jetzt bekannt.« Der Königssohn erkennt, dass der Diener mit dem Namen Unglück in Wirklichkeit seine Braut Siebenschön ist, woraufhin die Hochzeit mit der anderen Braut abgesagt wird und Siebenschön doch noch ihren Prinzen bekommt.