Der faule Heinz

Der faule Heinz ist ein Schwank aus den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm (ab 3. Auflage, KHM 164). Er handelt von zwei außergewöhnlich faulen Eheleuten, die zur Sicherung ihres Lebensstils auf ebenso außergewöhnliche Einfälle kommen. Als Kontrast zu diesem Paar folgt an der Stelle 168 ein kürzerer Eheschwank (Die hagere Liese), deren Helden das glatte Gegenteil vom faulen Heinz und seiner dicken Trine sind.

Der faule Heinz. Illustration Otto Ubbelohde (Kinder- und Hausmärchen, Turm-Verlag Leipzig, 1907-09)

Inhalt

Heinz muss täglich nicht mehr tun, als seine einzige Ziege auf die Weide zu treiben. Doch er ist so faul, dass ihm selbst das zu viel ist. Jeden Abend ist er völlig erschöpft und grübelt, wie er sich das Leben ein wenig einfacher machen könnte. Eines Abends fällt es ihm wie Schuppen von den Augen. Er könnte doch die dicke Trine heiraten, die schräg gegenüber bei ihren Eltern wohnt und auch eine Ziege besitzt. Seine Frau könnte dann beide Ziegen auf die Weide treiben und er müsste sich nicht länger quälen. Also setzt er seine müden Glieder in Bewegung und hält um Trines Hand an. Die Eltern sagen sofort »ja« und außerdem »gleich und gleich gesellt sich gern«. Letzteres hätte Heinz zu denken geben müssen, aber wahrscheinlich war er dafür zu müde.

Nach der Hochzeit scheint Heinzens Plan zunächst aufzugehen. Trine führt beide Ziegen zur Weide, während er sich daheim ausruht. Manchmal geht er mit, weil sich das Ausruhen am nächsten Tag umso schöner anfühlt. Doch schon bald zeigt sich, dass Trine nicht weniger faul ist als er. Sie klagt, sie würden mit den lästigen Ziegen ihre Jugendjahre vergeuden anstatt sie zu genießen. Wie wäre es also, die Ziegen zu verkaufen und stattdessen einen Bienenstock anzuschaffen? Die Bienen müssen nicht gehütet werden und liefern ganz von allein leckeren Honig, der sogar besser schmeckt als die Milch von den Ziegen. Der faule Heinz lobt seine Frau für den klugen Einfall und tauscht die Ziegen gegen einen Bienenstock. Endlich haben sie beide Zeit für ihre Lieblingsbeschäftigung, den Müßiggang.

Im Herbst kann Heinz einen ganzen Krug Honig aus dem Bienenstock holen. Den stellt er auf ein Bord direkt über dem Bett, in dem sie die meiste Zeit verbringen. Trine legt außerdem einen Stock neben das Bett, damit sie nicht erst aufstehen muss, falls sich Mäuse über den Honig hermachen sollten. Dem Heinz gibt es allerdings zu denken, wie naschhaft seine Trine ist. Allzu lange würde ihr süßes Leben wohl nicht währen.

Deshalb schlägt er vor, den Honig zu verkaufen und eine Gans mit ein paar Küken anzuschaffen. Trine sieht Arbeit auf sich zukommen und stellt eine Bedingung. Ehe sie eine Gänsefamilie anschaffen, müsste sie ein Kind haben, damit jemand (anderes als sie) die Gänse hüten kann. Heinz gibt zu bedenken, dass das Kind vielleicht nicht auf sie hören könnte — wie die heutige Jugend eben so ist. Trine lässt keine Zweifel, wie sie dem kleinen Faulpelz auf die Sprünge helfen würde. Zu Demonstrationszwecken fuchtelt sie mit dem Stock herum, der wegen der Mäuse griffbereit liegt. Dabei erwischt sie den Honigtopf, der gegen die Wand prallt, in Scherben zerspringt und seinen klebrigen Inhalt freigibt. Heinz und Trine trösten sich damit, dass sie nun wenigstens keine Gänse hüten müssen. In einer großen Scherbe finden sie noch etwas Honig, schlecken ihn auf und ruhen sich von dem Schrecken aus.

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