Der kleine Klaus und der große Klaus

Der kleine Klaus und der große Klaus ist ein Märchen von Hans Christian Andersen, veröffentlicht in den Märchensammlungen (1835-37, 3 Bde.) In den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm ist ein fast identisches Märchen mit dem Titel Das Bürle enthalten.

Illustration von Alfred Walter Bayes zu dem Märchen Der kleine Klaus und der große Klaus
Illustration Alfred Walter Bayes (Stories for the Household, George Routledge & Sons, London, 1889)

Inhalt

In einem Dorf wohnen zwei Männer namens Klaus, der eine arm, der andere reich. Der kleine Klaus arbeitet sechs Tage in der Woche mit seinem einzigen Pferd für den großen Klaus. Sonntags hat er Zeit für seine eigene Wirtschaft, und der reiche Namensvetter leiht ihm seine vier Pferde. Dann ist er glücklich und ein bisschen stolz. Wenn die Kirchgänger zu ihm schauen, vergisst er fast, dass von den fünf Pferden nur eines ihm gehört. »Hü, alle meine Pferde!« ruft er dann, was den Reichen wütend macht. Als der kleine Klaus trotz Warnung diesen Spruch wiederholt, erschlägt der große Klaus das einzige Pferd seines armen Namensvettern.

Dem Armen bleibt nun nichts anderes, als die Haut seines Pferdes zu Markte zu tragen. Auf dem Weg in die Stadt bittet er eine Bauersfrau um ein Nachtlager. Diese weist ihn jedoch ab, weil ihr Mann nicht daheim ist. Heimlich quartiert er sich auf dem Heuboden ein und beobachtet von oben das fröhliche Treiben in der Stube: Die Frau hat ein köstliches Mahl bereitet und bewirtet den Küster!

Als der Bauer unerwartet nach Hause kommt, verstaut sie den Küster in einer Truhe und das Essen im Backofen. Ihrem Mann setzt sie Grütze als Abendmahl vor. Der Arme versteckt sich nun nicht länger und lässt sich vom Mann in die Stube bitten. Dort lässt er den Sack mit der Pferdehaut ein paar seltsame Geräusche machen und behauptet, darin sei ein Zauberer. Als »Beweis« lässt er den Zauberer das Versteck des köstlichen Essens verraten. Außerdem hätte sich in der Truhe der Teufel versteckt, in Gestalt des Küsters. Der Bauer will diesen Zauberer gern für sich haben und bietet ihm dafür einen Scheffel Geld. Nur die Truhe samt Inhalt solle der Gast bitte mitnehmen, denn der Bauer, wen wundert’s, hasst alles, was aussieht wie ein Küster (und sei es der Teufel).

Der kleine Klaus kann seinen Gewinn verdoppeln, indem er dem in der Truhe eingesperrten Küster vormacht, er würde die Truhe samt Inhalt in den Fluss werfen. Zurück im Dorf weckt der vermeintliche Erlös für eine Pferdehaut den Neid des Reichen, der ohne zu zögern seine eigenen vier Pferde erschlägt. Als er die Häute in der Stadt verkaufen will, kassiert er statt Geld ordentlich Prügel. Voller Wut auf den Armen eilt er ins Dorf, um den frechen Kerl in seinem Bett zu erschlagen. Doch dort liegt dessen eben verstorbene Großmutter. Ein weiteres Mal gelingt es dem Armen, sich durch einen Trick eine Menge Geld zu beschaffen. Gegenüber dem Reichen behauptet er, er hätte seine tote Großmutter verkauft.

Daraufhin erschlägt der Reiche seine eigene Großmutter und will sie dem Apotheker verkaufen. Zu seinem Glück hält man ihn nur für verrückt, doch seine Wut auf den Armen kennt nun keine Grenzen. Er steckt ihn in einen Sack, um ihn im Fluss zu ertränken. Wieder trickst der kleine Klaus den großen aus, der statt ihm einen lebensmüden alten Viehtreiber ertränkt. Schließlich kommt der Reiche durch seine Habgier zu Tode. Als er (den vermeintlich toten) kleinen Klaus quicklebendig und mit einer riesigen Viehherde trifft, stürzt er sich in den Fluss, um ebenfalls in den Besitz einer solchen Herde zu kommen.

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