Die drei Brüder

Im Folgenden wird das Märchen Die drei Brüder aus den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm (KHM 124) beschrieben. Es gibt selbstverständlich etliche andere Märchen mit diesem naheliegenden Titel, unter anderem bei Francesco Straparola. Der Aufbau des Märchens ist einfach und auf ein Motiv reduziert, das in vielen anderen Märchen als Baustein einer komplexeren Handlung auftaucht: drei (in anderen Märchen auch mehr) Brüder erlernen auf Wunsch des Vaters jeder ein anderes Handwerk und bringen es dabei zu höchster Perfektion (übernatürliche Steigerung), wobei das Ganze als Wettbewerb gedacht ist. Im vorliegenden Märchen will der Vater demjenigen das Haus vererben, der sein Handwerk am besten versteht. In anderen sind die übernatürlichen Fähigkeiten zum Beispiel auch die Grundlage, um eine Königstochter zu gewinnen (siehe Die vier kunstreichen Brüder).

Illustration von Gordon Browne zu dem Märchen Die drei Brüder
Die drei Brüder. Illustration Gordon Browne (Fairy Tales from Grimm, Wells Gardner, Darton & Co., London 1894)

Inhalt

Ein Mann hat drei Söhne und macht sich Gedanken, wie er seinen Besitz, der aus nichts anderem besteht als aus seinem Haus, an die Söhne vererben soll. Das Haus zu verkaufen und das Geld aufzuteilen, kommt für ihn nicht in Frage. Denn es ist das Haus seiner Vorfahren und soll in der Familie bleiben. Daher schickt er die drei hinaus in die Welt, um ein Handwerk zu erlernen. Wer zu einem verabredeten Zeitpunkt das beste Meisterstück vorlegt, der soll das Haus haben.

Der erste geht bei einem Hufschmied in die Lehre und bringt es so weit, dass er die Pferde des Königs beschlägt. Er ist von seiner Handwerkskunst so überzeugt, dass er sicher ist, das Haus zu bekommen. Der zweite lernt bei einem Barbier und rasiert bald lauter vornehme Herren. Auch er ist guten Mutes, was den Wettstreit betrifft. Der dritte macht es sich nicht einfach, lernt bei einem Fechtmeister und kassiert dabei so manchen Hieb. Doch der Gedanke an das Haus, dass er mit seiner Fechtkunst ganz bestimmt erstreiten wird, lässt ihn die Zähne zusammenbeißen.

Am verabredeten Tag treffen sich Vater und Söhne und wissen nicht so recht, wie sie mit dem Vorführen der Meisterstücke beginnen sollen. Da kommt eine Hase vorbeigelaufen, an dem der Barbier kurzentschlossen seine Kunst beweist. Er seift den Hasen im Laufen ein und rasiert ihn, ohne ihm dabei ein Haar zu krümmen. Das gefällt dem Vater sehr, doch der Form halber dürfen auch die beiden anderen ihre Kunststücke zeigen. Der Schmied ergreift die Gelegenheit, als ein Herr in seinem Wagen vorbeikommt. Er reißt dem Pferd in vollem Galopp die Hufeisen ab und schlägt ihm neue wieder an. Der Vater ist begeistert und vergisst fast, dass auch der dritte seine Kunstfertigkeit noch zeigen möchte. Da es zu regnen beginnt, schwingt der Fechter seinen Degen mit so atemberaubender Geschwindigkeit über seinem Kopf, dass er nicht einen einzigen Tropfen ab bekommt.

Dieses Kunststück ist so erstaunlich, dass er das Haus bekommt. Doch weil sich die Brüder alle von Herzen gern haben, ziehen sie zusammen ins Haus des Vaters.

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