Die beiden Wesire Nuraddin von Ägypten und Badraddin von Basra

Die beiden Wesire Nuraddin von Ägypten und Badraddin von Basra ist ein Märchen aus Tausendundeine Nacht (auch Die Geschichte Nuruddins und seines Sohnes und Schemsuddins und seiner Tochter oder kurz Die beiden Wesire).

Inhalt

Von der zweiundsiebzigsten bis zur hundertundersten Nacht erzählt Schahrasad eine herzergreifende Geschichte von den verschlungenen Wegen des Schicksals.

In Kairo herrscht ein Sultan, der einen klugen, aber schon alten Wesir hat. Als der Wesir stirbt, macht der Sultan dessen beide Söhne, Schamsaddin und Nuraddin, zu seinen Wesiren. Am Vorabend einer Reise, auf der Schamsaddin den Sultan begleiten wird, sagt der zu Nuraddin, dass sie beide heiraten sollten. Er malt sich und seinem Bruder die Einzelheiten aus. Sie würden am gleichen Tag die Eheverträge aufsetzen und in der gleichen Nacht die Ehe vollziehen. Die beiden Ehefrauen würden in der Hochzeitsnacht schwanger und am gleichen Tag entbinden, Schamsaddins Frau eine Tochter, Nuraddins Frau einen Sohn. Und dieser Sohn würde jene Tochter heiraten. Nuraddin ist einverstanden, doch dann geraten sie ernsthaft darüber in Streit, welchen Brautpreis Nuraddins Sohn für Schamsaddins Tochter zahlen soll. Schamsaddin beleidigt Nuraddin und Nuraddin kocht vor Wut.

In dieser Nacht gehen sie im Streit auseinander, und das Schicksal will es, dass sie sich nie mehr wiedersehen. Nuraddin verlässt Kairo und gelangt bis nach Basra, wo er wiederum Wesir wird, heiratet und einen Sohn zeugt. Auch Schamsaddin heiratet und bekommt, wie vorhergesagt, eine Tochter. Auch die Übereinstimmung von Hochzeitstagen und Geburtstagen tritt ein, nur wissen die Brüder nichts voneinander. Nuraddin wird mit noch nicht einmal vierzig Jahren von einer schweren Krankheit dahingerafft. Vor seinem Tod schreibt er seine wichtigsten Lebensstationen nieder, insbesondere den Tag seiner Hochzeit und den Tag der Geburt seines Sohnes Badraddin Hasan. Die Schriftrolle übergibt er Hasan mit der dringenden Bitte, sie immer gut zu verwahren. Hasan näht sie in seinen Turban ein.

Hasan trauert so heftig um seinen Vater, dass er seinen Dienst beim Sultan vernachlässigt. Der wird darüber zornig und lässt Hasans gesamten Besitz konfiszieren. Ohne zu wissen wohin, irrt Hasan am Grab des Vaters herum, wo er einen jüdischen Geldwechsler trifft. Der kauft ihm seinen letzten Besitz — Waren, die auf dem Schiff unterwegs sind — für eintausend Dinar ab, sodass Hasan zumindest nicht völlig mittellos ist. Weinend schläft er am Grab seines Vaters ein. In dieser Nacht wird er von einem Ifrit und einer Ifritin seinem Schicksal zugeführt. Sie fliegen mit ihm nach Kairo, wo just an diesem Abend seine Kusine Sitt al-Husn verheiratet werden soll.

Die Kusine ist wunderschön, was auch dem Sultan von Kairo nicht verborgen geblieben war. Der verlangt sie deshalb von ihrem Vater– also seinem Wesir — zur Frau. Doch der verweigert ihm den Wunsch mit der Begründung, dass er seine Tochter für den Sohn seines Bruders, der Wesir ist in Basra, aufgehoben hat. Obwohl er dem Sultan seine bewegende Familiengeschichte erzählt, ist der so zornig, dass er Sitt al-Husn zwecks Demütigung mit dem allerletzten seiner Diener, einem Buckligen, verheiratet.

Gerade als nun Hasan aus Basra dank der Ifriten in Kairo eintrifft, wird die Braut geschmückt und der Hochzeitszug vorbereitet. Hasan mischt sich in den Hochzeitszug und kann dank seiner Schönheit, aber auch dank der vielen Goldstücke, die er um sich wirft, die Aufmerksamkeit der Brautjungfern, vor allem aber die der Braut auf sich ziehen. Durch eine List (die ihm die Ifriten eingeflüstert haben) gelingt es ihm, anstelle des Buckligen mit seiner Kusine die Hochzeitsnacht zu verbringen. Das füreinander bestimmte Paar verbringt eine wunderbare Liebesnacht, in der sie ein Kind zeugen. Doch am nächsten Morgen ist der Ehemann verschwunden, denn die Ifriten fliegen mit ihm zurück in Richtung Osten. Hose, Turban und auch das Säckchen mit den tausend Dinar vom Juden bleiben im Zimmer der Braut.

Als die Morgendämmerung anbricht bewerfen Engel die fliegenden Ifriten mit Sternschnuppen. Aus diesem Grund landet Hasan bereits in Damaskus anstatt in Basra. Bekleidet nur mit einem leichten Hemd und völlig fremd in der Stadt, ist er sich selbst nicht mehr ganz sicher, ob er seine Hochzeit tatsächlich erlebt oder nur geträumt hat. Er wird von einem Koch (Straßenkoch, Imbissbesitzer) wie ein Sohn aufgenommen und führt nach dessen Tod selbst das kleine Geschäft. Seine Kusine und Ehefrau in Kairo indessen beteuert, dass sie mitnichten mit dem Buckligen verheiratet ist. Vielmehr habe ihr ein schöner junger Mann beigewohnt, der ihr wahrer Gatte sei. Auch die Aussage des Buckligen erhärtet den Verdacht, den Schasmaddin ohnehin hegt. Seines Bruders Sohn hat die Ehe mit seiner Tochter vollzogen. Als er im Turban des Bräutigams den von seinem Bruder geschrieben Zettel findet, gibt es keinen Zweifel mehr.

Sitt al-Husn kommt mit einem Sohn nieder, den sie Adschib nennt und der in dem Glauben aufwächst, sein Großvater sei sein Vater. Doch als er etwa zwölf Jahre alt ist, erfährt er die Wahrheit durch Hänseleien der anderen Jungen. Und so begeben sich Badraddin Hasans Onkel, Ehefrau und Sohn nach Basra, um ihn, nach dem sie sich alle sehnen, zu finden und nach Hause zu holen. Unterwegs machen sie auch in Damaskus Station, wo sich Adschib und Hasan begegnen und zueinander hingezogen fühlen, ohne sich zu erkennen. Erst auf dem Rückweg, auf dem sie von Hasans Mutter begleitet werden findet die Familie endlich zusammen.