Aljonuschka und Iwanuschka

Aljonuschka und Iwanuschka ist ein russisches Märchen, enthalten in der Sammlung Narodnye russkie skazki (1855-1863; Russische Volksmärchen) von Alexander Nikolajewitsch Afanassjew. Es ist die russische Variante des bekannten Märchens Brüderchen und Schwesterchen (Märchentyp ATU 450: Bruder in ein Tier verwandelt) aus den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm.

Illustration von Iwan Bilibin zu dem Märchen Aljonuschka und Iwanuschka
Aljonuschka und Iwanuschka, Illustration Iwan Bilibin

Inhalt

Schwesterchen Aljonuschka und Brüderchen Iwanuschka sind Waisen und auf der Wanderung. Iwanuschka hat großen Durst, und als er im Hufabruck einer Kuh Wasser sieht, möchte er davon trinken. Aljonuschka verbietet es ihm, denn wenn er das Wasser trinkt, wird er ein Kälbchen. Später sieht Iwanuschka Wasser im Hufabruck eines Pferds und fragt seine Schwester, ob er diesmal trinken darf. »Nein«, sagt sie, denn dann würde er sich in ein Fohlen verwandeln. Als Iwanuschka kurze Zeit später Wasser im Hufabruck einer Ziege sieht, ist sein Durst so schlimm, dass ohne seine Schwester zu fragen davon trinkt. Aljonuschka sieht plötzlich ein Zicklein vor sich und versteht sofort, was passiert ist. Sie weint um ihren Bruder, denn sie hat nun keine Menschenseele mehr, nur noch das Zicklein.

Ein vorbeikommender Mann, der das schöne Mädchen so traurig sieht, tröstet sie: er würde für sie und ihr Zicklein sorgen, wenn sie ihn heiratet. So geschieht es. Das Paar lebt glücklich zusammen, und auch für das Zicklein ist gesorgt. Damit wecken sie den Neid einer Hexe, die Aljonuschka mit einem Stein um den Hals ins Wasser wirft. Dann legt sie sich anstelle von Aljonuschka ins Bett, ohne das der Schwindel bemerkt wird.

Ihre Boshaftigkeit ist aber noch nicht gestillt, solange das Zicklein noch munter im Haus lebt. Deshalb befiehlt sie den Hausangestellten, Feuer unter dem großen Kessel zu machen, um das Zicklein zu kochen. Dies verwundert allerdings den Hausherrn und die Diener sehr, weil doch Aljonuschka, für die sie die Hexe halten, immer so sehr an ihrem Zicklein gehangen hat. Das Zicklein bzw. der verzauberte Iwanuschka sagt angesichts der tödlichen Bedrohung ein Verslein auf, mit dem er seiner ermordeten Schwester klagt, was ihm bevorsteht. Aljonuschka, tief unten im Wasser, antwortet mit einem ebenso traurigen Vers. Es ist eine Klage, dass sie nicht kommen und ihm helfen kann, weil ein schwerer Stein an ihrem Hals hängt. Dies hören die Diener. Aljonuschka wird befreit, das Zicklein verwandelt sich wieder in Iwanuschka und die Hexe wird verjagt.

Anmerkungen

Im Vergleich zur Grimmschen Fassung (Brüderchen und Schwesterchen) ist die russische weniger ausgeformt. Insbesondere fehlt die persönliche Beziehung der bösen Gegenspielerin zu den Kindern, die im Grimmschen Märchen zunächst als Stiefmutter eingeführt wird. Damit entfällt auch das treibende Motiv der bösen Frau, die in der Grimmschen Fassung ihre eigene Tochter in die Position der beneideten Stieftochter bringen will. Dagegen steht die Hexe des russischen Märchens für »das Böse« an sich. Auch der Umstand, dass der Junge Wasser aus Hufabdrücken trinkt bzw. trinken will (anstatt aus einem Bach) lässt das Märchen archaischer wirken.

Das könnte dich auch interessieren …