Undine

Undinen, Nixen und andere Wasserfrauen

Die Undine ist ein im Wasser hausender weibliche Elementargeist (Wasserfrau), der nur durch die Vermählung mit einem irdischen Mann eine unsterbliche Seele erlangen kann. Demnach steht der Aspekt des Wunsches nach Erlösung im Vordergrund, nicht das Bedrohliche wie bei Nixen im Sinne von Sirenen, die Erotik mit Tod und Verderben in Verbindung bringen, man denke etwa an Goethes Ballade Der Fischer:

Das Wasser rauscht‘, das Wasser schwoll,
Netzt‘ ihm den nackten Fuß;
Sein Herz wuchs ihm so sehnsuchtsvoll
Wie bei der Liebsten Gruß.
Sie sprach zu ihm, sie sang zu ihm;
Da war’s um ihn geschehn;
Halb zog sie ihn, halb sank er hin
Und ward nicht mehr gesehn.

Der Undine-Stoff ist vor allem durch die gleichnamige Märchennovelle von Friedrich Baron de la Motte Fouqué bekannt. Wegen des Erlösungsmotiv ist auch die kleine Seejungfrau von Hans Christian Andersen trotz ihres Fischschwanzes eher eine Undine als eine Nixe.

Illustration von Jessie M. King zu Oscar Wildes Märchen Der Fischer und seine Seele
Der Fischer und seine Seele. Illustration Jessie M. King (A House of Pomegranates, Methuen and Co., London 1915)

Eine interessante Umkehr des Undine-Prinzips findet sich in Oscar Wildes Kunstmärchen Der Fischer und seine Seele: Dort verlangt es die Wasserfrau nicht nach einer unsterblichen Seele, auch verlässt sie nicht ihr Element, um bei ihrem Liebsten sein zu können. Vielmehr trennt sich der Mann bereitwillig selbst von seiner Seele und geht zu seiner Liebsten ins Meer.

Verwandt ist auch die Figur der schönen Melusine, eine ursprünglich französische Sagengestalt, die sich mit einem Sterblichen vermählt und ihm Glück und Ansehen bringt. Seine Gegenleistung ist das Versprechen, sie niemals zu beobachten, wenn sie ihr Bad nimmt. Als der Gatte sein Wort bricht, sieht er ihren Fischschwanz und sie verschwindet in ihr Geisterreich.

Die slawische Mythologie kennt die Russalken, Wassergeister, die wie die Nixen den Oberkörper einer Frau und einen mit Schuppen bedeckten Schwanz haben. Nachts gehen sie an Land und treffen sich zum Reigen; wer ihr Lachen hört, ist dem Tode geweiht. Der Sage nach sind Russalken ertrunkene bzw. vom Wassergeist in sein Reich entführte Jungfrauen. Die Handlung von Antonín Dvořáks Oper Rusalka entpricht jedoch weitestgehend dem Undine-Thema.

Siehe auch Übersicht über die verschiedenen Märchenfiguren und -typen

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