Der Heidelbeerzweig

Der Heidelbeerzweig ist ein Märchen aus Giambattista Basiles Pentameron (zweites Märchen des ersten Tages).

Das Märchen ist Grundlage von Clemens Brentanos Märchen von dem Myrtenfräulein. Neben der Ausschmückungen und Verfeinerungen bestehen Brentanos wichtigste Änderungen im Weglassen bzw. Entschärfen von »unanständigen« Details. Auch in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm ist ein Märchen mit dem Motiv des in in eine Blume verwandelten Mädchens enthalten (Die Nelke), jedoch bildet dieses (anders als der Titel vermuten lässt) nur einen Nebenstrang der Erzählung.

Der Heidelberzweig, Märchen von Giambattista Basile. Illustration von Warwick Goble
Der Heidelbeerzweig. Illustration Warwick Goble (Stories from the Pentamerone, Macmillan, 1911)

Inhalt

Ein Paar wünscht sich sehnsüchtig ein Kind, bekommt aber keins. Immer wieder klagt die Frau

»Herrgott im Himmel, wenn ich doch nur etwas gebären möchte und wäre es auch nur ein Heidelbeerzweig.«

bis ihr Flehen eines Tages erhört wird. Ihr Bauch wird rund wie bei einer normalen Schwangerschaft, doch dann gebiert sie tatsächlich genau das: einen Heidelbeerzweig. Die Bäuerin steckt ihn in einen Blumentopf und hegt und pflegt den Zweig mit aller Liebe. Irgendwann kommt der Sohn des Königs vorbei und findet an dem Zweig ebenso großen Gefallen wie die »Mutter«. Nach langem Zureden gibt ihm die Bäuerin den Blumentopf, und der Prinz stellt ihn liebevoll auf seinem Balkon auf, wo er ihn ebenso liebevoll pflegt.

Eines Abends, er hat eben das Licht gelöscht und sich ins Bett gelegt, hört er jemanden leise durch sein Zimmer tappen. Er greift im Dunkeln nach dem vermeintlichen Dieb, doch was er zu fassen bekommt, fühlt sich ungeahnt gut an. Es ist eine Fee (oder auch nicht)

… und indem sie beide keinen Laut von sich gaben, fingen sie an, das Liebesspiel zu spielen.

Von nun an steigt die Fee jede Nacht aus ihrem Blumentopf, wo sie tagsüber als Heidelbeerzweig wohnt, und ins Bett des Prinzen. Der ist ganz erfüllt von den Wonnen der Liebe und verspricht der schönen Fee die Ehe. Als er für ein paar Tage auf die Jagd muss, bittet er seine Geliebte, für diese Zeit in ihren Blumentopf zurückzukehren. Sie verabreden, dass er bei seiner Wiederkehr ein Glöckchen läuten wird, dass sie an den Heidelbeerzweig hängen.

Als der Prinz fort ist, tauchen sieben »liederliche Weiber« auf, Mätressen oder Huren, mit denen sich der Prinz vor seiner Bekanntschaft mit der Fee gern vergnügt hat. Nur zu gern möchten sie die Frau sehen, die ihnen den Prinzen abspenstig gemacht hat. Doch sie finden keine Frau, nur einen schönen Heidelbeerstrauch. Jede rupft ein Blättchen ab, und dabei läutet eine unbeabsichtigt das Glöckchen. Auf dieses Zeichen hin tritt die Fee hervor und wird von den bösen Weibern zerstückelt.

Als der Prinz zurückkommt ist er über den Verlust untröstlich. Zum Glück aber hat der Kammerdiener die Überreste der Fee auf dem Blumentopf gelegt. Der Heidelbeerzweig treibt neu aus, und bald zeigt sich auch wieder die Fee. Auf dem Hochzeitsfest sprechen die liederlichen Weiber selbst ihr Todesurteil aus: sie werden in eine Kloake geworfen und beschließen dort ihr liederliches Leben.

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