Märchen in Bildern: Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich

Das Märchen vom Froschkönig, einem Prinzen, der in einen Frosch verwandelt wurde und von der Prinzessin wachgeküsst werden muss, hat schon allein deshalb eine hervorgehobene Stellung unter den Grimm’schen Märchen, weil es seit der ersten Auflage stets an erster Stelle stand (KHM 1). Es hat außerdem mehr als jedes andere Märchen als Grundlage für Parodien und sexuell gemeinte Anspielungen gedient, die sich stark auf das Erlösungsmotiv (Prinzessin muss den Frosch küssen) konzentrieren. Bei den Märchenillustrationen zum Froschkönig spielt diese Verengung dagegen keine Rolle, vielmehr überwiegt das romantische Bild der Prinzessin am Brunnen, dazu die Kugel und der Frosch. Einige Illustratoren zeigen die Prinzessin in ihrem Schloss, in dem der Frosch als zukünftiger Ehemann offensichtlich ein Fremdkörper ist. Einige wenige Bilder widmen sich der im Titel erwähnten, aber erst am Schluss des Märchens auftretenden Nebenfigur, dem eisernen Heinrich.

Walter Crane

Der Engländer Walter Crane (*1845, 1915) war ein führender Vertreter der Arts and Crafts Movement. Er illustrierte unter anderem eine Reihe von Einzelausgaben (in englischer Übersetzung) der bekanntesten Grimm’schen Märchen. The Frog Prince erschien 1874 bei George Routledge and Sons, London. Das hier gezeigte Bild (das letzte von fünf Märchenillustrationen zum Froschkönig) stellt die Schlussszene dar, in der der Prinz, erlöst aus seiner Froschgestalt, zu seinem treuen Diener sagt: »Heinrich, der Wagen bricht« und dieser antwortet: »Nein, Herr, der Wagen nicht, es ist ein Band von meinem Herzen, das da lag in großen Schmerzen«. Unten links sieht man das von Heinrichs Herz abgesprengte Band liegen.

Illustration von Walter Crane zu dem Märchen Froschkönig oder der eiserne Heinrich

Paul Meyerheim

Die Illustrationen des Malers Paul Meyerheim (*1842, 1915) erschienen erstmals in der 20. Auflage der Kleinen Ausgabe der Kinder- und Hausmärchen (1874). Meyerheim wählte das Standardmotiv: die Prinzessin am Brunnen mit ihrer goldenen Kugel, auf dem Brunnenrand der Frosch.

Illustration von Paul Meyerheim zu dem Märchen Froschkönig oder der eiserne Heinrich

Maria Hohneck

Maria Hohneck (vermutlich *1866, †1949) wurde in Radebeul bei Dresden geboren und war zwischen 1895 und 1925 als Kinderbuch-Illustratorin aktiv. Ihre Froschkönig-Illustration erschien in einer Zusammenstellung Grimm’scher Märchen (Goldenes Märchenbuch. Eine Sammlung der beliebtesten Märchen mit 96 farbigen Abbildungen. Weise, Stuttgart 1905). Bei der Darstellung der Brunnenszene verzichtet Hohneck auf die goldene Kugel. Dafür scheinen hier der Frosch und die Prinzessin tatsächlich miteinander zu kommunizieren.

Arthur Rackham

Der englische Buchillustrator Arthur Rackham (*1867, 1939) war ungeheuer produktiv und zählt zu den führenden Vertretern des Golden Age der Buchillustration in Großbritannien, einer Phase, die etwa von 1890 bis zum Beginn des zweiten Weltkriegs reichte. Er schuf unter anderem eine große Zahl von Märchenillustrationen, darunter auch zum Froschkönig. Die hier gezeigte Illustration stammt aus The Fairy Tales of the Brothers Grimm, London, 1909. Statt des romantischen Motivs mit Brunnen und Kugel sehen wir hier, wie die Prinzessin mit spitzen Finger den Frosch möglichst weit weg von sich hält.

Illustration von Arthur Rackham zu dem Märchen Froschkönig oder der eiserne Heinrich

Richard Flockenhaus

In deutlichem Kontrast zu dem düsteren Bild von Arthur Rackham steht die etwa zur gleichen Zeit entstandene Illustration von Richard Flockenhaus (*1876, 1943). Sie zeigt in heiteren Farben die Brunnenszene und stammt aus dem Band Die schönsten Märchen der Brüder Grimm, Verlag Jugendhort, Berlin, 1910. Der Frosch wirkt hier kein bisschen eklig, sondern – textgetreu mit der goldenen Kugel im Maul – eher komisch.

Illustration von Richard Flockenhaus zu dem Märchen Froschkönig oder eiserne Heinrich

Charles Robinson

Das nächste Bild ist von Charles Robinson (*1870, 1937), einem weiteren Vertreter des Golden Age. Es wurde in einem Märchen-Sammelband veröffentlicht (The Big Book of Fairy Tales, London, 1911), der auch einige Märchen der Brüder Grimm enthält. Auch dieser Künstler wählte die Brunnenszene, jedoch in ungewöhnlicher Gestaltung.

Froschkönig oder eiserne Heinrich, Illustration Charles Robinson

Warwick Goble

Auch Warwick Goble (*1862, 1943) ist ein Vertreter des Golden Age; die Anzahl seiner Grimm-Illustrationen ist wie bei C. Robinson überschaubar. Sie erschienen in einem Sammelband mit dem schlichten Titel The Fairy Book, ed. Dinah Craik, McMillan, 1913. Hier das Bild zu The Frog-Prince. Es zeigt die Prinzessin, den Frosch und die goldene Kugel, aber keinen Brunnen.

Froschkönig oder der eiserne Heinrich, Illustration Warwick Goble

Anne Anderson

Zum Schluss ein Bild der schottischen Illustratorin Anne Anderson (*1874, 1930). Es zeigt die Prinzessin bei Tisch mit ihrem Vater und dem Frosch – offensichtlich schwer niedergeschlagen, weil der Vater darauf besteht, dass sie ihr Versprechen halten und den Frosch heiraten muss.

Froschkönig oder der eiserne Heinrich, Illustration Anne Anderson

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