Die bedeutsame Rakete

Die bedeutsame Rakete ist ein Märchen von Oscar Wilde, enthalten in Der Glückliche Prinz und andere Märchen, 1888

Illustration von Charles Robinson zu dem Märchen Die bedeutsame Rakete von Oscar Wilde
Die bedeutsame Rakete. Illustration Charles Robinson (The happy prince and other tales, Brentano‘s, New York, 1920)

Inhalt

Anlässlich der Hochzeit des blonden, blauäugigen Prinzen mit der zauberhaften russischen Prinzessin soll ein großes Feuerwerk veranstaltet werden. Kurz vor ihrem großen Auftritt unterhalten sich die Feuerwerkskörper über das Leben, die Liebe, Gott und die Welt. Der Knallfrosch findet die Welt einfach wunderschön, hat von dieser allerdings noch nicht mehr gesehen als den königlichen Garten, in dem er und seine Kollegen auf den Pyrotechniker warten. Die Leuchtkugel ist da schon viel abgeklärter. Das Feuerrad, einst verliebt in eine Spanschachtel, gibt den enttäuschten Romantiker und sagt allen, die es nicht wissen wollen, die Romantik sei tot, sei tot, sei tot … Am meisten zu erzählen hat aber eine schlanke, hochgewachsene Rakete. Ihr einziges Thema: sie selbst, die bedeutsame Rakete.

Die Rakete ist wirklich sehr eingebildet. So meint sie allen Ernstes, der Prinz hätte ihr zu Ehren seinen Hochzeitstag auf den Tag gelegt, an dem sie, die bedeutsame Rakete, zum Himmel aufsteigt. (Der Knallfrosch hatte geglaubt, es sei umgekehrt.) Worauf sich die bedeutsame Rakete besonders viel einbildet, ist ihr hochentwickeltes Gefühlsleben. So gelingt es ihr beispielsweise, sich in Tränen hineinzusteigern, in dem sie sich vorstellt, der Prinz und die Prinzessin hätten einen einzigen Sohn, der durch einen Unfall ums Leben kommt. Die anderen Feuerwerkskörper geben zu bedenken, dass es jetzt, vor dem großen Moment, vor allem darauf ankommt, trocken zu bleiben. Was der bedeutsamen Rakete nur wieder beweist, wie fantasielos und schlicht die gewöhnlichen Knaller sind.

Schließlich steigt einer nach dem anderen zum Himmel auf und wird von der Hochzeitsgesellschaft bestaunt. Nur die bedeutsame aber nasse Rakete nicht. Erst beim Aufräumen des königlichen Gartens am nächsten Tag fliegt sie — in hohem Bogen über die Mauer in einen Graben. Dort trifft sie einen Frosch und eine Ente, die sich ihr Geschwätz anhören müssen, aber bald davon hüpfen bzw. watscheln. Schließlich kommen zwei Jungen, die sie für einen gewöhnlichen Stock halten und in ihr Feuer werfen. Und so macht die bedeutsame Rakete doch noch peng. Aber sehr bescheiden.

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