Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzchen

Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzchen ist ein Kunstmärchen von Hans Christian Andersen, veröffentlicht 1846. Ein armes kleines Mädchen erfriert in einer Gasse, während in der Stadt prunkvoll der Silvesterabend gefeiert wird — dies ist eine der kürzesten und gleichzeitig eine der bekanntesten Geschichten des dänischen Autors. Das Motiv der extremen Armut findet sich u.a. in dem Märchen Die Sterntaler der Brüder Grimm; der Kontrast zur Sorglosigkeit des Reichtums u.a. in Der Glückliche Prinz von Oscar Wilde.

Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzchen. Illustration von Arthur Rackham
Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzchen. Illustration Arthur Rackham (Andersens Fairy Tales, George G. Harrap, 1932)

Inhalt

Es war entsetzlich kalt; es schneite, und der Abend begann zu dunkeln; es war der letzte Abend des Jahres. In dieser Kälte und Dunkelheit ging auf der Straße ein kleines armes Mädchen mit bloßem Kopf und nackten Füßen.

Ihre Pantoffeln hat sie verloren, denn die waren von ihrer Mutter und viel zu groß für sie. Sie hat sich den ganzen Tag in der kauflustigen Menge herumgetrieben, weil sie gehofft hatte, ein paar von ihren Streichhölzern zu verkaufen oder wenigstens etwas zu erbetteln. Aber alle ihre Streichhölzern sind noch da, und es hat ihr auch niemand ein Almosen gegeben. Da sie nun ganz ohne Geld ist, traut sie sich nicht nach Hause. Und kalt ist es zu Hause auch …

Sie hockt sich an eine Hauswand und zündet ein Streichholz an, um sich ein wenig zu wärmen. Dann noch eins, und noch eins. Im warmen Licht sieht sie die schönsten Dinge — einen knisternden Ofen, eine Festtafel, einen herrlich geschmückten Christbaum. Als eines der Hölzchen erlischt, sieht sie vom Himmel eine Sternschnuppe fallen und weiß: in diesem Moment stirbt ein Mensch. Denn so hat es ihr die Großmutter erzählt, der einzige Mensch, der je gut zu ihr war. Aber jetzt ist die Großmutter im Himmel, und das Mädchen streckt die Hand nach ihr aus.

Großmutter war früher nie so schön, so groß gewesen. Sie nahm das kleine Mädchen in ihre Arme, und sie flogen in Glanz und Freude so hoch, so hoch; und dort oben war weder Kälte noch Hunger, noch Angst — sie waren bei Gott.

Am nächsten Morgen findet man das lächelnde, tote Kind und daneben die abgebrannten Streichhölzer.

»Es hat sich wärmen wollen!« sagte man.

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