Vom klugen Schneiderlein

Vom klugen Schneiderlein ist ein Märchen der Brüder Grimm (Kinder- und Hausmärchen, KHM 114).

Inhalt

Eine Prinzessin hat versprochen, denjenigen zu heiraten, der ein Rätsel löst. Auch drei Schneider versuchen ihr Glück. Der jüngste ist ein Taugenichts und beherrscht nicht einmal sein Handwerk richtig. Trotzdem ist er es, der als einziger das Rätsel richtig löst, das die Prinzessin den drei Schneidern stellt. Sie sollen raten welche zwei Farben die Haare auf ihrem Kopf haben. Die richtige Antwort ist golden und silbern. Doch die Prinzessin will das Schneiderlein nicht und versucht sich zu drücken, indem sie ihm eine weitere Aufgabe stellt: er soll eine Nacht mit dem Bären verbringen, den sie unten in einem Stall ihrer Burg gefangen hält.

Illustration von Heinrich Vogeler zu dem Märchen Vom klugen Schneiderlein
Vom klugen Schneiderlein. Illustration Heinrich Vogeler (Kinder- und Hausmärchen, Max Hesses Verlag, Leipzig, 1907)

Natürlich hofft sie, dass das Untier ihr den unliebsamen Freier vom Leibe hält, aber es kommt anders. Zuerst foppt der Schneider den Bär mit ein paar Nüssen, die er sich schmecken lässt. Der Bär möchte auch welche haben, doch es fällt ihm nicht auf, dass der Schneider ihm statt Nüssen nur Steine gibt. Dass er keine einzige »Nuss« zu knacken vermag, schüchtert den Bären einigermaßen ein, da doch der Schneider so mühelos mit den Nüssen fertig wird. Später holt der Schneider eine Violine aus seiner Tasche und beginnt zu fiedeln. Der Bär tanzt. Zu gerne möchte er selber auf der Violine spielen können. Der Schneider ist einverstanden, dem Bären Unterricht zu geben, doch müsse er ihm zuerst die Krallen schneiden, weil sie zum Geige spielen zu lang sind. Der Schneider holt einen Schraubstock hervor und klemmt die Bärentatzen fest. Dann legt er sich schlafen. Als die Prinzessin am nächsten Tag den Schneider wohlbehalten vorfindet, muss sie ihn wohl oder übel heiraten, da sie öffentlich ihr Wort gegeben hat.

Motive

Das Märchen ähnelt der bekannteren Geschichte vom tapferen Schneiderlein und ist wie diese in Schwankform erzählt. Beide Schneider nehmen es mit einem körperlich überlegenen, aber dummen Unhold auf und täuschen Kräfte vor (auspressen bzw. knacken von Steinen), die sie dem äußeren Anschein nach gar nicht haben können und die sie tatsächlich auch nicht besitzen. Das Lösen von Rätseln als Bedingung, um eine Königstochter zur Frau zu bekommen, findet sich u.a in Das Meerhäschen. Dass der Schneider an den Hof seiner Schwiegereltern zieht (anstatt die Braut zu sich nach Haus zu holen) wird als Hinweis gesehen, dass das Märchen nicht europäischen Ursprungs ist.

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