Von dem Tode des Hühnchens

Die groteske Geschichte Von dem Tode des Hühnchens ist enthalten in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm (KHM 80). Ähnlich wie das schwankartige Märchen Das Lumpengesindel, bei dem ebenfalls Hühnchen und Hähnchen die Hauptfiguren sind, steht hier das unterhaltsame Erzählen einschließlich der Freude am Albernen im Vordergrund. Die Frage nach der »Moral der Geschichte« dürfte indes nur Banales (wie: »Am Ende sind sie alle tot«) zutage fördern.

Illustration von Paul Meyerheim zu dem Märchen Von dem Tode des Hühnchens
Von dem Tode des Hühnchens. Illustration Paul Meyerheim (Kinder- und Hausmärchen, 20. Aufl. der Kleinen Ausgabe, 1874)

Inhalt

Hühnchen und Hähnchen gehen zusammen zu Nussberg, um sich die Bäuche vollzuschlagen. Sie haben ausgemacht, dass, wenn einer eine Nuss findet, er den anderen ruft und mit ihm teilt. Doch dann findet Hühnchen eine besonders große Nuss und will den Kern heimlich alleine schlucken. Weil der aber zu dick ist schreit es panisch nach dem Hähnchen: Wasser! sonst muss es ersticken. Das Hähnchen läuft zum Brunnen, doch der will ihm nur Wasser ergeben, wenn das Hähnchen ihm etwas rote Seide von der Braut holt. Also läuft Hähnchen weiter zur Braut, doch die will die Seide nur geben, wenn das Hähnchen ihr ihren Kranz holt, der ihr an einer Weide hängengeblieben ist. Hähnchen rennt zur Weide und holt den Kranz, bekommt die Seide, tauscht sie beim Brunnen gegen etwas Wasser und kommt endlich zum Hühnchen zurück. Das ist allerdings inzwischen erstickt und tot.

Verzweifelt macht das Hähnchen ein großes Geschrei, woraufhin alle Tiere herbeigelaufen kommen. Das Hähnchen will das Hühnchen wenigstens anständig begraben und spannt sechs Mäuse vor den Leichenwagen. Unterwegs setzen sich immer mehr große Tiere mit auf den Wagen: der Fuchs, der Wolf, der Bär, der Hirsch und sogar der Löwe. Schließlich kommen sie an einen Bach und wissen nicht, wie hinüberkommen. Ein Strohhalm bietet an, für sie Brücke zu spielen. Doch der Versuch missglückt: als die sechs Zugmäuse auf die Brücke trippeln, rutscht der Strohhalm weg. Die Mäuse ertrinken. Nun bietet sich eine Kohle als Brücke an, doch als sie versehentlich das Wasser berührt, erlischt sie und stirbt. Ein Stein erbarmt sich und will nun ebenfalls Brücke spielen. Das geht etwas besser; das Hähnchen zieht nun selber den Wagen und ist mit dem Leichnam des Hühnchens schon drüben, als der Wagen nach hinten kippt und alle übrigen Passagiere ertrinken. Nun ist das Hähnchen ganz allein mit dem toten Hühnchen. Es macht ihm ein Grab und darüber einen Hügel; dann grämt es sich selbst zu Tode.

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