Häsichenbraut

Häsichenbraut ist ein Märchen der Brüder Grimm (ab 2. Auflage der Kinder- und Hausmärchen, KHM 66). Es ist in einer Mischung aus Plattdeutsch und Hochdeutsch erzählt, wobei stark auf kindliche Zuhörer Rücksicht genommen wird. Denn tatsächlich gehört es zum gleichen Märchentyp (ATU 311, Dämon, Mädchenmörder) wie z.B. Fitchers Vogel, ein ausgesprochen grausames Märchen, ähnlich wie das vom Blaubart: Ein junges Mädchen wird von einem dämonischen Wesen von zu Hause weggelockt, ins Haus des Bösen, wo es diesen heiraten soll; tatsächlich ist der sonderbare Bräutigam aber ein Mädchenmörder. Dem Mädchen gelingt die Flucht zurück ins Elternhaus. Ein Happy End in Form einer Hochzeit mit einem »anständigen« Bräutigam gibt es nicht. Siehe auch das Märchen Cannetella von Giambattista Basile.

Im Märchen von der Hasenbraut kommen Elemente des Horrors direkt nicht vor (keine Leichen, kein Blut, keine Morddrohungen), es ist lediglich davon die Rede, dass das Mädchen sich traurig und einsam fühlt. Zudem lockert die Aufzählung der Hochzeitsgäste, ähnlich wie bei dem lustigen Lied von der Vogelhochzeit, die beklemmende Atmosphäre etwas auf.

Illustration Otto Ubbelohde zu dem Märchen Häsichenbraut von den Brüdern Grimm
Häsichenbraut. Illustration Otto Ubbelohde (Kinder- und Hausmärchen, Turm-Verlag Leipzig, 1907-09)

Inhalt

Eine Frau hat einen Garten, in dem schöner Kohl wächst. Zur Winterzeit macht sich ein Hase über den Kohl her, weshalb die Frau ihre Tochter in den Garten schickt, um den Hasen zu verjagen. Der Hase versucht, das Mädchen zu becircten: sie solle sich auf sein Hasenschwänzchen setzen. Das Mädchen lässt sich zunächst nicht darauf ein und verjagt den Hasen. Doch der Hase kommt ein zweites und schließlich ein drittes Mal, frisst Kohl und macht dem Mädchen den gleichen merkwürdigen Antrag. Beim dritten Mal setzt sich das Mädchen auf das Hasenschwänzchen, und kaum hat sie Platz genommen, rennt der Hase mit ihr fort zu seiner Hütte.

Dort verlangt er von ihr, sie solle Grünkohl und Hirse kochen – für die Hochzeitsgäste. Die Hochzeitsgäste sind lauter Hasen und Vögel, darunter eine als Pfarrer fungierende Krähe; außerdem ein Fuchs als Küster. Das Mädchen ist traurig und weint, anstatt sich um das Hochzeitsmahl zu kümmern. Der Hase ermahnt sie dreimal, die Gäste nicht warten zu lassen. Schließlich macht das Mädchen eine Puppe aus Stroh, zieht ihr ihre Kleider an, steckt ihr einen Kochlöffel in die Hand und setzt sie vor den Herd. Dann läuft sie zurück ins Haus ihrer Mutter. Als der Hase merkt, dass er hereingelegt wurde, lässt er seine Wut an der Puppe aus. Dann geht er fort und ist traurig.

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