Die klugen Leute

Die klugen Leute ist ein Schwank. Er wurde von den Brüdern Grimm in die siebte Auflage (1857) ihrer Kinder- und Hausmärchen aufgenommen (KHM 104). Wie Die kluge Else oder Der Frieder und das Katherlieschen handelt er von einer Bauersfrau, die ihrem Ehemann durch ihre Einfalt auf die Nerven geht. Anders als dort geht in Die klugen Leute die Sache für die Frau gut aus, weil der Mann ein paar Leute findet, die noch dümmer sind als sie und an denen der Bauer sich schadlos hält. Die Namen der Eheleute – Hans und Trine – bilden den Titel eines weiteren, sehr kurzen »Dummenschwanks« (Hansens Trine), der nur in der ersten Auflage (1812) der Grimm’schen Sammlung enthalten war und ab der zweiten von dem längeren Schwank Die kluge Else ersetzt wurde.

Illustration von Otto Ubbelohde zu dem Märchen Die klugen Leute von den Brüdern Grimm
Die klugen Leute, Illustration Otto Ubbelohde (Kinder- und Hausmärchen, Turm-Verlag Leipzig, 1907-09)

Inhalt

Bauer Hans verabschiedet sich von seiner Frau Trine. Er wird für drei Tage weg sein, und es kann sein, dass in dieser Zeit der Viehhändler vorbeikommt, dem er seine drei Kühe verkaufen will. Also schärft er Trine ein, die Kühe ja nicht für weniger als zweihundert Taler wegzugeben. Trine erklärt, das bekäme sie schon hin, er solle sich deswegen keine Sorgen machen. Hans ist sich da nicht so sicher und droht ihr Prügel an für den Fall, dass sie die Sache vermasselt.

Als Hans fort ist, kommt tatsächlich der Viehhändler, der sofort merkt, dass er die Frau übers Ohr hauen kann. Er erklärt sich einverstanden, die verlangten zweihundert Taler zu zahlen, nur hätte er leider ausgerechnet heute seine Geldkatze vergessen. Und dann schlägt er vor, die Geldkatze zu holen und schon mal zwei der drei Kühe mitzunehmen. Die dritte Kuh soll als Pfand bei Frau Trine bleiben. Trine leuchtet das ein, und sie ist immer noch der Meinung, alles richtig gemacht zu haben, als ihr Mann wiederkommt. Stolz erzählt sie, dass der Viehhändler mit den beiden Kühen gegangen ist, um die zweihundert Taler zu holen. Hans greift nach dem Stock. Doch er besinnt sich und gibt Trine eine Chance. Er will noch einmal für drei Tage fortgehen, und wenn er jemanden findet, der noch dümmer ist als sie, dann wolle er sie verschonen.

Am Straßenrand wartend sieht Hans einen Wagen kommen, auf dem eine Frau steht. Er fragt die Frau, warum sie stünde anstatt sich auf das Bündel Stroh zu setzen, das im Wagen liegt. Die Frau antwortet, dass der Ochse es leichter hätte, wenn sie steht. Hans vermutet, dass er mit der Frau gefunden haben könnte, wonach er sucht. Um das zu testen, behauptet er, er wäre vom Himmel gefallen – ob sie ihn vielleicht wieder hinauffahren könne? Die Frau sagt nur, leider kenne sie den Weg nicht. Dann fragt sie ihn, ob er ihren Mann gesehen hätte, der schon drei Jahre dort oben ist. Ja, meint Hans, aber der hätte es nicht besonders gut getroffen. Sein Anzug wäre schon so zerschlissen, dass er wohl bald nackt herumlaufen müsse. Das findet die Frau so schrecklich, dass sie Hans das gesamte Geld anvertraut, das sie gestern für ihren guten Weizen bekommen hat.

Die Frau erzählt zu Hause ihrem Sohn von dem Mann aus dem Himmel und von dem Geld, dass sie ihm für einen neuen Anzug für den Vater mitgegeben hat. Der Sohn staunt: ein Mann aus dem Himmel – so einen trifft man nicht alle Tage. Er will ihn unbedingt kennenlernen, also sattelt er das Pferd und reitet in die Richtung, aus der die Mutter kam.

Bald trifft er, unter einem Baum sitzend, Hans, der gerade das ergaunerte Geld zählt. Allerdings kommt er nicht auf die Idee, jener gewöhnliche Bauer könnte der Mann aus dem Himmel sein. Vielmehr fragt er Hans, ob er vielleicht den Mann aus dem Himmel gesehen habe. Ja, sagt Hans, den hätte er getroffen. Er zeigt in Richtung eines hohen Berges und sagt, dort wäre der Mann aus dem Himmel raufgestiegen, um von der Bergspitze aus den Heimweg anzutreten. Der Reiter könne ihn sicher noch einholen, wenn er seinem Pferd die Sporen gibt. Ach, stöhnt der Reiter, er hätte heute den ganzen Tag so gerackert, dass er zu müde sei für einen scharfen Ritt. Ob Hans ihm vielleicht den Gefallen tun könnte, dem Mann aus dem Himmel nachzureiten und ihn zur Umkehr zu überreden?

Das lässt sich Hans nicht zweimal sagen. Er nimmt das Pferd und reitet, nachdem aus der Sichtweite des Trottels ist, nach Hause zu seiner Trine. Die dumme Frau und ihr dummer Sohn sind indessen der Meinung, dass der Bauer das Pferd dem Mann aus dem Himmel gegeben hat, der es dann seinerseits dem Vater übergeben hat, der nun nicht mehr mühselig zu Fuß im Himmel umhergehen muss.

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