Die drei Feldscherer

Die drei Feldscherer ist ein Schwankmärchen der Brüder Grimm (Kinder- und Hausmärchen, KHM 118). Ein »Feldscher(er)« war bis ins 18. Jahrhundert hinein ein beim Militär angestellter Heilkundiger, der vor allem für das Versorgen von Wunden zuständig war. Wobei unter »Versorgen« handfeste Methoden wie das Ausbrennen von Wunden mit glühenden Eisen, das Einrenken und Amputieren von Gliedmaßen oder das Herausziehen von Kugeln zu verstehen sind. Er war also eher ein Handwerker als ein Arzt und hatte seine Fähigkeiten nicht durch eine akademische Ausbildung, sondern oftmals bei einem Barbier (»Bartscherer«) erworben. Dementsprechend war sein Ansehen nicht besonders hoch und stand kaum über dem eines einfachen Soldaten. So besteht denn auch die Pointe des vorliegenden Schwanks darin, dass trotz der unbestreitbaren Kunstfertigkeit der Feldscherer auch ein einfacher Soldat etwas von deren Handwerk versteht.

Illustraion von Arthur Rackham zu dem Märchen Die drei Feldscherer
Die drei Feldscherer. Illustration Arthur Rackham (Little brother & little sister and other fairy tales by the brothers Grimm, Constable, 1917)

Inhalt

Drei weit in der Welt herum gekommene und von ihrem Können sehr überzeugte Feldscherer übernachten in einem Wirtshaus. Der Wirt möchte gern eine Probe ihrer Kunstfertigkeit sehen, worum sich die Feldscherer nicht lange bitten lassen. Der erste schneidet sich eine Hand ab, der zweite reißt sein Herz heraus und der dritte sticht sich die Augen aus. Denn sie besitzen eine Salbe, die sie nur aufstreichen müssen, damit abgetrennte Körperteile wieder anwachsen. Hand, Herz und Augen legen sie auf einen Teller und übergeben diesen dem Wirt, auf dass er ihn bis zum nächsten Morgen gut verwahre.

Der Wirt gibt den Teller weiter an die Dienstmagd, die ihn in den Küchenschrank stellen soll. Was sie auch tut, doch sie ist mit den Gedanken nicht ganz bei der Sache. Denn ihr Liebster, ein Soldat, ist zu Besuch. Sie deckt den Tisch und setzt sich zu ihm. Leider hat sie vergessen, die Schranktür abzuschließen. Während sie mit ihrem Liebsten sitzt und schwatzt, holt sich die Katze die ungewöhnlichen Fleischhappen aus dem Schrank. Nachdem die beiden Verliebten aufgegessen haben, will die Magd das Geschirr in den Schrank räumen. Erschrocken stellt sie fest, dass die Tür offen und das ihr Anvertraute verschwunden ist.

Sie jammert ihrem Liebsten die Ohren voll, wie übel es ihr am nächsten Morgen ergehen würde. Doch der Soldat weiß Rat. Am Galgen baumelt die noch frische Leiche eines Diebes. Der Soldat schneidet dem Toten die rechte Hand ab und bringt sie seiner Liebsten. Dann schnappt er sich die Katze und sticht ihr die Augen aus. Fehlt nur noch das Herz. Zum Glück liegt im Keller des Wirts ein frisch geschlachtetes und zerlegtes Schwein. Von dem holt er sich das Herz. Die Magd legt Hand, Augen und Herz wieder auf den Teller und verstaut ihn wieder im Schrank.

Am nächsten Morgen demonstrieren die drei Feldscherer ihre Kunst. Mithilfe der Wundersalbe transplantieren sie sich Hand, Augen und Herz. Tatsächlich wächst alles problemlos an. Der Wirt ist von ihrer Kunst restlos überzeugt und verspricht, die Herrschaften überall zu rühmen.

Die Feldscherer zahlen und reisen ab. Bald allerdings bemerken sie ein paar bedenkliche Veränderungen. Der mit dem Schweineherzen kann es nicht lassen, nach Schweineart im Unrat zu wühlen, sobald er irgendwo welchen erblickt. Der mit den Katzenaugen hat das ungute Gefühl, dass mit seiner Sehkraft etwas nicht stimmt. Und als sie gegen Abend eine neue Herberge beziehen, juckt es den Dritten ganz seltsam in seiner rechten Hand. Denn in der Wirtsstube sitzt ein reicher Herr und zählt sein Geld. Als der sich einmal kurz umdreht, greift der Feldscherer mit der Diebeshand zu und nimmt sich eine Handvoll Geld. Einer seiner Kameraden hat es gesehen und tadelt ihn. Der diebische Feldscherer erklärt, dass die Hand ganz ohne sein Wollen und Zutun zugelangt hat.

Schließlich gehen sie schlafen. Mitten in der Nacht erwacht der mit den Katzenaugen und sieht in der Kammer weiße Mäuse herumlaufen. Er weckt seine Kameraden und zeigt auf die Mäuse, doch keiner der beiden kann in der Dunkelheit irgendetwas erkennen. Nun geht ihnen allerdings allen ein Licht auf. Der Wirt im vorherigen Gasthaus hat sie offensichtlich betrogen und ihnen andere als ihre eigenen Körperteile untergeschoben! Also reisen sie am nächsten Morgen zurück und stellen den Wirt zur Rede. Der weiß von nichts und meint, Schuld könne nur die Dienstmagd sein. Die war allerdings schlau genug und hatte längst das Weite gesucht. Dem Wirt bleibt nichts anderes übrig, als den Feldscherer eine hohe Entschädigung zu zahlen.

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