Der Teufel mit den drei goldenen Haaren

Der Teufel mit den drei goldenen Haaren ist ein Märchen der Brüder Grimm (Kinder- und Hausmärchen, KHM 29). Das Zaubermärchen vom Glückskind (ein in einer »Glückshaut« geborener Junge) besteht aus zwei Teilen, die auch als eigenständige Erzählungen auftreten: im ersten wird das Kind, dem ein außergewöhnliches günstiges Schicksal geweissagt wurde, von seinem Gegenspieler im Wasser ausgesetzt (Motivverwandtschaft etwa mit Der König vom goldenen Berg, De drei Vügelkens). Das Schicksal ist jedoch stärker; entgegen aller Wahrscheinlichkeit überlebt der Junge und schickt sich an, das ihm zugeteilte, glückliche Los anzunehmen.

Dies ist die Überleitung zum zweiten Teil, der von der Reise in die jenseitige Welt erzählt (vgl. etwa Der Teufel und seine Großmutter, Der Vogel Greif). Dabei spielt das Motiv des Fährmanns eine zentrale Rolle, der dazu verdammt ist, auf ewig zwischen den Welten hin- und herzufahren. Das Glückskind kann seinen Gegenspieler erst dadurch besiegen, dass dieser selbst mit dem Fährmann tauschen muss.

Illustration von Gordon Browne zu dem Märchen Der Teufel mit den drei goldenen Haaren
Der Teufel mit den drei goldenen Haaren. Illustration Gordon Browne (Fairy Tales from Grimm, Wells Gardner, Darton & Co., London 1894)

Inhalt

Es war einmal eine arme Frau, die gebar ein Söhnlein, und weil es eine Glückshaut um hatte, als es zur Welt kam, so ward ihm geweissagt es werde im vierzehnten Jahr die Tochter des Königs zur Frau haben.

Der König erfährt von der Sache und will unter allen Umständen verhindern, dass sich die Weissagung erfüllt. Heimtückisch überredet er die armen Leute, ihm das Kind zu überlassen. Er steckt den Säugling in eine Schachtel und wirft diese in den Fluss. Natürlich (die Glückshaut!) ertrinkt das Kind nicht, sondern wird von einem Müller frisch und munter samt Schachtel aus dem Wasser gefischt.

Das kinderlose Müllerpaar zieht den Jungen wie einen eigenen Sohn auf. Als er vierzehn Jahre alt ist kommt wieder der böse König und fragt sie nach dem Sohn. Er erfährt, dass es sich um ein Findelkind handelt, das ihr Bursche vor vierzehn Jahren aus dem Fluss gezogen hat. Sofort ist ihm klar, wen er vor sich hat, und wieder versucht er, der Weissagung zu entrinnen. Er entsendete den Jungen mit einem Brief an die Königin zu seinem Schloss. In dem Brief aber steht, dass der Überbringer sofort getötet werden soll.

Wieder ist das Schicksal mächtiger als der König, denn der Junge verirrt sich im Wald. Als er im Dunkeln ein Licht sieht, bittet er in der Hütte um ein Nachtlager. Er lässt sich auch nicht davon abschrecken, dass es sich um eine Räuberhütte handelt. Und tatsächlich haben die Räuber Mitleid mit ihm. Sie öffnen den Brief und ersetzen ihn durch einen neuen, der die Königin anweist, den Überbringer unverzüglich mit der Königstochter zu verheiraten.

Der Junge kommt also an den Königshof, wo sich die Weissagung erfüllt. Auch mag die Königstochter den ihr so unversehens Angetrauten, denn er ist schön und von freundlichem Wesen. Als aber etwas später der König zurückkehrt, kann er kaum fassen, dass all seine Ränke nichts genutzt haben. Er stellt seinem Schwiegersohn eine schwierige Aufgabe, in der Hoffnung, ihn endgültig loszuwerden. Er soll drei goldene Haare des Teufels besorgen, dann könne er seine Tochter behalten.

Das Glückskind fürchtet den Teufel nicht und macht sich auf den Weg zur Hölle. An den Toren einer Stadt hört er von einem Brunnen, aus dem immer Wein gesprudelt war und der plötzlich nicht einmal mehr Wasser hat. Das Glückskind verspricht eine Antwort und zieht weiter. In einer anderen Stadt hört er von einem Baum, der sonst goldene Äpfel trug und nun nicht einmal mehr Laub austreibt. Auch hier verspricht er Antwort und zieht weiter. Schließlich kommt er an ein großes Wasser, hinter dem der Teufel wohnt. Auch der Fährmann hat eine Frage, nämlich, warum er immerzu hin- und her staken muss und niemals abgelöst wird.

Auf der anderen Seite trifft das Glückskind zunächst auf des Teufels Großmutter. Die Alte hat Mitleid mit ihm und versteckt ihn in Gestalt einer Ameise in einer Rockfalte. Als der Teufel nach Haus kommt, schlummert er ein wenig im Schoß der Großmutter und lässt sich dabei von ihr lausen. Dreimal rupft sie ihm ein goldenes Haar aus, wobei der Teufel jedesmal halb erwacht. Sie erzählt ihm dann, sie habe geträumt: von einem Brunnen, der einst Wein spendete und nun versiegt ist, von einem Baum, der einst goldene Früchte trug und nun verdorrt ist, und vom Fährmann, der ohne Sinn und ohne Ende sein Boot stakt. Im Halbschlaf beantwortet der Teufel mit den drei goldenen Haaren alle Fragen. Auf dem Brunnenloch sitzt eine Kröte, die Baumwurzel wird von einer Maus angeknabbert und der Fährmann müsse einfach nur dem nächsten Fahrgast die Stange in die Hand drücken, dann wäre er abgelöst.

Mit diesen Antworten und den drei goldenen Haaren macht sich des Glückskind auf den Rückweg. Dem Fährmann verrät er die Antwort selbstverständlich erst, als er am sicheren Ufer steht. In den beiden Städten bekommt er zum Dank jeweils zwei mit Gold beladene Esel. Wegen der goldenen Haare kann der König ihm die Tochter nun nicht länger verweigern, doch das viele Gold weckt seinen Neid. Das Glückskind sagt ihm, er hätte das Gold vom anderen Ufer des großen Wassers, wo es wie ansonsten Sand herumläge. Also begibt sich der habgierige König zum Wasser und lässt sich übersetzen. Endlich ist der Fährmann erlöst, während der böse König an seiner Stelle staken muss.

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