Der Räuberbräutigam

Der Räuberbräutigam ist ein Märchen der Brüder Grimm (Kinder- und Hausmärchen, KHM 40). Dieses Märchen kann als Klassiker der Horrorliteratur betrachtet werden (Märchentyp ATU 312: Mädchenmörder). Die Schilderung der Gewalt ist nichts für zarte Gemüter, nicht nur wegen der Gewalt an sich, sondern v.a. weil sie aus der Perspektive einer sich ängstigenden Frau erfolgt, die einen Mord beobachtet und gleichzeitig begreift, dass sie als nächstes Opfer vorgesehen ist.

Illustration von Arthur Rackham zum Märchen Der Räuberbräutigam von den Brüdern Grimm
Der Räuberbräutigam. Illustration Arthur Rackham (The Fairy Tales of the Brothers Grimm, Constable, 1909)

Inhalt

Ein Müller hat eine schöne Tochter und möchte sie gern mit einem wohlhabenden Mann verheiraten. Es findet sich ein Freier nach seinem Geschmack, doch die Tochter kann kein Zutrauen zu ihm fassen, von zärtlichen Gefühlen ganz zu schweigen. Ja, sooft sie anschaut oder nur an ihn denkt, fühlt sie ein Grauen in ihrem Herzen. Eines Tages wünscht der Bräutigam, dass sie einmal in seinem Haus im finsteren Wald besuchen kommt. Das Mädchen versucht, sich herauszuwinden, indem sie vorschiebt, dass sie den Weg nicht finden würde. Doch der Bräutigam lässt nicht locker: am nächsten Sonntag solle sie kennen, er hätte schon Gäste eingeladen, und damit sie den Weg findet, würde er Asche ausstreuen.

Mit ungutem Gefühl geht das Mädchen am verabredeten Tag in den Wald und streut dabei, ohne selbst zu wissen warum, ab und zu ein paar Linsen und Erbsen aus. Schließlich gelangt sie an ein Haus, das wohl das ihres Bräutigams ist. Es ist unheimlich und still, doch auf einmal hört sie eine Stimme

„kehr um, kehr um, du junge Braut,
du bist in einem Mörderhaus.“

Die Warnung kommt von einem Vogel, der in einem Käfig eingesperrt ist. Das Mädchen sieht sich in allen Räumen des Hauses um, findet aber nirgends eine Menschenseele. Schließlich geht sie auch in den Keller. Dort sitzt eine steinalte Frau und wackelt mit dem Kopf. Sie fragt die Alte, ob in diesem Haus ihr Bräutigam wohnt. Doch die Alte bestätigt die Warnung des Vogels: dieses Haus sei eine Mördergrube und die bevorstehende Hochzeit des Mädchens sei eine Hochzeit mit dem Tod, denn der Bräutigam wolle sie töten. Er sei ein Menschenfresser und dort, der große Kessel, in dem solle sie gekocht werden. Doch die Alte hat Mitleid mit dem schönen Mädchen und zeigt ihr ein Fass, in dem sie sich verstecken solle. Nachts, wenn die Räuber schlafen, würden sie versuchen, zusammen zu fliehen. Sie die Alte, habe schon lange auf eine solche Gelegenheit gewartet.

Kaum ist das Mädchen in dem Fass verschwunden, kommen die grölenden, betrunken Räuber. Bei ihnen ist ein anderes junges Mädchen, das jammert und weint. Die Räuber geben ihr drei Gläser Wein zu trinken, dann reißen sie ihr die Kleider vom Leib und legen sie auf einen Tisch. Dann zerhacken sie den schönen Leib in Stücke und streuen Salz darüber.

All dies beobachtet die Braut in ihrem Fass, wohl wissend, dass ihr das gleiche Schicksal droht. Die Räuber entdecken einen goldenen Ring am Finger des Opfers, der sich nicht abziehen lässt. Also hacken sie den Finger kurzerhand ab. Dabei fliegt der Finger in hohem Bogen davon, direkt in das Fass, in dem sich die Braut versteckt. Die Räuber suchen den ganzen Keller ab, bis nur noch eine Stelle übrig bleibt: die Ecke, in der das Fass steht. Der Alten gelingt es, die Räuber mit dem Essen abzulenken, welches sie den Räubern auftischt. Nach dem Essen sei immer noch Zeit, nach dem Ring zu suchen. Zum Essen gibt es reichlich Wein, in den die Alte außerdem einen Schlaftrunk mischt. Als alle Räuber schnarchen, stehlen sich die Alte und die gerettete Braut davon. Zwar ist die Asche vom Regen weggespült, doch die Erbsen und Linsen sind gekeimt und zeigen ihnen den Weg.

Dann kommt der Tag der Hochzeit. Alle Gäste sitzen am Tisch, und jeder ist angehalten, eine Geschichte zu erzählen. Als die Reihe an die Braut kommt, erzählt sie eine schauerliche Geschichte, die sie angeblich geträumt hat. Es ist jene Geschichte, die sie im Haus ihres Bräutigams erlebt hat. Der Räuberbräutigam ist im Laufe der Erzählung seiner Braut immer bleicher geworden. Ihre Geschichte endet an der Stelle, wo der abgehackte Finger des unglücklichen Mädchens in ihren Schoss fiel. Bei diesen Worten holt sie den Finger (mitsamt Ring) hervor und legt ihn auf den Tisch. Die Hochzeitsgäste machen den Mörder dingfest und übergeben ihn dem Gericht. Mitsamt seinen Spießgesellen wird er für seine Schandtaten hingerichtet.

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