Daumesdick

Daumesdick ist ein Märchen der Brüder Grimm (Kinder- und Hausmärchen, KHM 37, ab 2. Auflage). Das Märchen vom kleinwüchsigen, gewitzten Jungen, der als launige Erfüllung des Kinderwunsches eines älteren Paares auf die Welt kommt, hat stärkere Ähnlichkeit mit dem englischen Tom Thumb als mit Perraults kleinem Däumling. Wie Tom Thumb oder auch der kleine Held im Grimm’schen Märchen Daumerlings Wanderschaft erlebt Daumesdick dank seiner Winzigkeit aufregende Abenteuer, die jedem Normalwüchsigen verwehrt bleiben, und kann dabei noch für sich und seine Eltern materielle Vorteile herausschlagen. Während beim Daumerling und bei Tom Thumb die Kleinwüchsigkeit nicht als Makel verstanden wird, spielt dieser Aspekt als Auslöser der Handlung bei Daumesdick eine gewisse Rolle (bei Perraults Däumling ist es das Hauptmotiv).

Illustration von Philip Grot-Johann zu dem Märchen Daumesdick von den Brüdern Grimm
Daumesdick. Illustration Philip Grot-Johann (Kinder- und Hausmärchen, Deutsche Verlags-Anstalt, 1893)

Inhalt

Einem Holzfäller und seiner Frau ist der Wunsch nach Kindern unerfüllt geblieben. Einmal seufzt die Frau: »Ach hätten wir doch wenigstens ein einziges Kind, und wäre es nur so groß wie ein Daumen«, was sich als schicksalhaft erweist. Bereits im fortgeschrittenen Alter bekommt sie endlich das langersehnte Kind, doch der Junge wird nicht größer als ein Daumen. Dafür ist sein Verstand eher überdurchschnittlich entwickelt, und die beiden Alten lieben ihren Kleinen so wie er ist. Eines Tages geht der Vater in den Wald, um Bäume zu schlagen. Dabei murmelt er, wie schön es doch wäre, wenn er jemanden hätte, der ihm den Wagen nachbringt. Daumesdick sagt, er könne das tun, doch der Vater nimmt ihn nicht ernst.

Als der Vater fort ist lässt Daumesdick die Mutter den Wagen anspannen und lenkt das Fuhrwerk, indem er sich ins Ohr das Pferdes setzt und ihm von dort aus hüh und hott sagt. Sie kommen an zwei fremden Männern vorbei, die sich wundern, wie das Pferd ganz ohne Fuhrmann seinen Weg findet. Neugierig folgen sie dem Wagen. Als sie Daumesdick aus dem Ohr des Pferdes steigen sehen, bieten sie dem Vater Geld für den Jungen, mit der Absicht ihn auf dem Markt gegen Geld zu zeigen. Der Vater lehnt ab, doch Daumesdick flüstert ihm zu, auf den Handel einzugehen — er würde schon wieder nach Hause finden.

Damit beginnt eine Serie lustiger Abenteuer. Daumesdick entwischt den beiden Männern in ein Mauseloch und belauscht zwei Diebe, die im Haus des Pfarrers einbrechen wollen. Er überzeugt die beiden, dass es von Vorteil für sie ist, wenn sie ihn, den Winzling, als Komplizen einspannen. Er tut dies jedoch nur, um durch lautes Geschrei die Tat zu vereiteln. Bevor er heim zu seinen Eltern wandert, sucht er sich zum Ausruhen einen gemütlichen Platz im Heu. Dort wird er von der Kuh verschluckt und landet unversehrt in deren Magen. Seine Hilferufe bezahlt die Kuh mit dem Leben, denn eine sprechende Kuh ist dem Pfarrer nicht geheuer. Die Kuh wird geschlachtet und der Magen auf den Mist geworfen.

Kaum hat sich Daumesdick herausgearbeitet, kommt ein Wolf und verschlingt ihn. Im Bauch des Wolfs fängt er wieder an zu krakeelen und lotst den Wolf zum Haus seiner Eltern. Doch anstatt der Leckereien aus der Vorratskammer gibt’s für den Wolf einen Schlag auf den Kopf. Dann schneiden die Eltern seinen Bauch auf und können ihren verlorengeglaubten Sohn in die Arme schließen.

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